Die EnBW hat beim Quecksilber-Zwischenfall in der Müllverbrennungsanlage in Münster rechtlich nichts falsch gemacht, agiert aber doch unglücklich, meint StZ-Redakteur Thomas Faltin.

Klima/Nachhaltigkeit : Thomas Faltin (fal)

Stuttgart - Das Regierungspräsidium Stuttgart lobt die EnBW sogar ausdrücklich: Der Energieversorger habe die Behörde von der Störung in Münster umgehend informiert, es gebe „keine Versäumnisse“, so Sprecher Robert Hamm. Rechtlich mag das zutreffen, doch bei den Bürgern, vor allem bei den betroffenen Menschen in Münster, klingt diese Aussage doch ziemlich schal.

 

Ein Affront gegenüber den Bürgern

Denn erstens hätte die EnBW die Bevölkerung deutlich schneller in Kenntnis setzen können, auch wenn dies gesetzlich nicht vorgeschrieben ist. Acht Tage zu warten, das ist beinahe ein Affront gegenüber den Bürgern, und es ist eine Geheimhaltungstaktik der EnBW, die an überwunden geglaubte alte Platzhirsch-Zeiten erinnert.

Zweitens wollte die EnBW zunächst nicht mitteilen, wie gravierend die Überschreitung des Quecksilber-Grenzwertes tatsächlich war. Erst auf mehrere Nachfragen hin wurde die Belastung – es handelt sich um das Vierfache des Grenzwertes – bekannt gegeben. Und drittens ist nach wie vor unklar, was diese Überschreitung eigentlich bedeutet: Wie viel Quecksilber ist tatsächlich in die Umwelt gelangt, und war es wirklich ganz ungefährlich?

Aufregung wäre zu vermeiden gewesen

Nach derzeitigem Wissen muss man wohl zum Glück davon ausgehen, dass sich das Quecksilber sehr schnell in der Luft verteilt hat und dass der Vorfall bei niemandem zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen geführt hat. Ansonsten würde das RP das Kraftwerk sicher nicht frei geben, obwohl zunächst mit weiteren Überschreitungen gerechnet werden muss.

Dennoch: eine schnellere und bessere Information der EnBW hätte manche Aufregung verhindern können.