Exklusiv Der Vertrag des EnBW-Vertriebschefs Dirk Mausbeck wird nicht verlängert, dessen Aufgaben übernimmt der Vorstandsvorsitzende Frank Mastiaux selbst.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Andreas Müller (mül)

Stuttgart - Am Dienstag durfte Dirk Mausbeck noch einmal eine gute Nachricht verkünden. Für die meisten Stromkunden, zitierte die EnBW ihren Vertriebsvorstand, blieben die Strompreise im Jahr 2014 stabil. Dank niedrigerer Großhandelspreise könne man „dem Anstieg der staatlichen Umlagen entgegenwirken“, erklärte er per Pressemitteilung.

 

An diesem Mittwoch dürfte es aus der Karlsruher Konzernzentrale weniger gute Nachrichten für Mausbeck geben: Die EnBW wird seinen noch bis September 2014 laufenden Vorstandsvertrag nicht verlängern. Ein Jahr vor dessen Ablauf, wenn üblicherweise die Entscheidung ansteht, wurde dem 50-Jährigen dies nach Informationen der Stuttgarter Zeitung mitgeteilt. Am Dienstabend sollten zunächst die Führungskräfte darüber unterrichtet werden, tags darauf dann auch die Öffentlichkeit.

Einen Nachfolger für Mausbeck, erfuhr die StZ aus unternehmensnahen Kreisen, wird es nicht geben. Seine Aufgaben als „Chief Commercial Officer“, zuständig für Vertrieb und Netze, übernimmt der EnBW-Vorstandschef Frank Mastiaux. Das oberste Führungsgremium des Konzerns verringert sich damit von fünf auf vier Köpfe. Ein noch nicht benannter hochrangiger Manager soll Mastiaux bei den neuen Aufgaben zuarbeiten und ihn damit entlasten.

Mausbeck wurde vielfach als Vertreter der alten EnBW gesehen

Für den Umbau des Vorstandes gut ein Jahr nach seinem Amtsantritt hat Mastiaux die Unterstützung der Großaktionäre, des Landes und der Oberschwäbischen Elektrizitätswerke (OEW). Sie korrigieren damit eine Stellenbesetzung, die schon bei der Entscheidung im Jahr 2011 intern höchst umstritten war. Damals kämpfte der frühere EnBW-Chef Hans-Peter Villis noch um seinen Posten. Die Nachfolge des Vertriebsvorstands Christian Buchel, der zur Électricité de France (EdF) nach Frankreich zurückkehrte, geriet da zur Machtprobe: Drei Vertraute – entweder Mausbeck oder die Manager Stefan Thiele und Ulf Heitmüller – hatte Villis im Blick. Doch im Unternehmen und teilweise auch bei den Aktionären wurde die Auswahl kritisch gesehen: der wankende Vorstandschef, hieß es, wolle so seine Position stabilisieren. Er suche jemanden, der ihm für die Beförderung „sein Leben lang die Füße küsst“, wie Spötter formulierten.

Auf das Plazet des Aufsichtsrates musste Villis denn auch ungewöhnlich lange warten. Eine Sitzung nach der anderen verstrich, ohne dass über die Personalie entschieden wurde. Vor allem die Vertreter des Landes legten sich quer: Erst, so ihr Einwand, müsse über die Strategie, dann über das passende Personal entschieden werden. Zudem gab es Zweifel, ob die Aspiranten das nötige Format hätten. Auch mit Rücksicht auf den Aufsichtsratsvorsitzenden und OEW-Berater Claus Dieter Hoffmann stimmten die Regierungsvertreter schließlich doch zu: Er habe sich besonders für Mausbeck eingesetzt, verlautete damals aus dem Unternehmen.

Entsprechend schwer tat sich Mastiaux nun mit der Entscheidung gegen Mausbeck. Der noch amtierende Chefaufseher Hoffmann, so die Sorge, könne dies als Affront betrachten. Doch es sprach wohl zu viel gegen den Vertriebsvorstand. Bei Mastiaux’ Strategie, die EnBW als fairen Partner der Kommunen zu positionieren, kam ihm eine Schlüsselrolle zu. Aber Mausbeck, der als guter Analytiker gelobt wird, gelang es offenbar nicht, den Sinneswandel glaubhaft zu verkörpern: Er wurde vielfach als Vertreter der alten, arroganten EnBW empfunden.

Vorstandsverkleinerung als positives Signal an die Belegschaft

Mit der Verkleinerung des Vorstands fand Mastiaux nun einen Weg, die Personalentscheidung mit einer positiven Botschaft zu verbinden: Im Unternehmen werde es gut ankommen, dass nicht nur bei den Beschäftigten, sondern auch beim Topmanagement gespart werde, verlautete aus Karlsruhe.

Bis zum Ablauf seines Vertrages könnte der 50-jährige Mausbeck, der 1999 zur EnBW kam, zwar noch fast ein Jahr amtieren, es wird aber damit gerechnet, dass er das Unternehmen deutlich früher verlässt. Man werde ihm jedenfalls „keine Steine in den Weg legen“, hieß es aus EnBW-Kreisen. Mit seinem Abgang zeichnen sich weitere personelle Veränderungen bei der EnBW-Regional AG ab, deren Aufsichtsrat er bisher leitete. Wegen gesetzlicher Vorgaben wird dort ohnehin ein größerer Umbau notwendig. Im Zuge dessen wird auch mit dem Ausscheiden des bisherigen Vorstandsvorsitzenden Wolfgang Bruder gerechnet. Der frühere Offenburger SPD-Oberbürgermeister, der die „Reg“ seit 2005 führt, könnte mit bald 63 Jahren in den Ruhestand gehen.