EnBW hat Kundentelefonate heimlich aufgenommen. Das ist fatal für den Energiekonzern, kommentiert StZ-Korrespondent Andreas Müller.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Andreas Müller (mül)

Stuttgart - In der vernetzten Energiewelt der Zukunft will die EnBW zu einem umfassenden Dienstleister werden. Über ihre Kunden wird sie dann so viel erfahren wie nie zuvor, bis hinein in private Lebensgewohnheiten. Umso wichtiger ist es für das Unternehmen, dass es als vertrauenswürdiger Partner gilt. Es muss nicht nur eine sichere Versorgung mit Strom und Gas garantieren, sondern auch einen sicheren Umgang mit sensiblen Daten. Was jetzt über die Aufzeichnung von Kundengesprächen bekannt wird, wirkt nicht gerade vertrauensbildend. Systematisch wurden auch solche Gespräche mitgeschnitten, bei denen die Gesprächspartner dies ausdrücklich abgelehnt hatten – und das mit einer Technik, die einst für Geheimdienste entwickelt wurde. Mit dem Datenschutz dürfte dies kaum vereinbar sein.

 

Mindestens so irritierend wie der Vorgang selbst ist die Art und Weise, wie die EnBW damit umging. Erst behauptete der Konzern, alles sei geprüft und in bester Ordnung. Dann prüfte er noch einmal und vollzog eine Wende: die gesamte Überwachungspraxis wurde jäh gestoppt und soll nun vom Landesdatenschutzbeauftragten durchleuchtet werden. Kurz vor der Hauptversammlung hat man da offenbar kalte Füße bekommen. Wenn die EnBW nicht noch mehr Vertrauen verspielen will, muss sie nun alles auf den Tisch legen.