Ohne sie bliebe es dunkel in der Region: Die Netzleitstelle der EnBW sorgt dafür, dass Baden-Württemberg ständig unter Spannung steht.  

Wendlingen - Ein vier Meter hoher Monitor spannt sich zur Decke. Blaue, rote und gelbe Linien durchziehen das Display, wie Balken auf einem U-Bahn-Plan. In dem dunklen Raum in Wendlingen (Kreis Esslingen) huschen zwei Paar Augen von Bildschirm zu Bildschirm. Es blinkt, klingelt und gongt in der mit Panzerglas ummantelten Warte. Hier ist ein Hochsicherheitsbereich - schließlich wacht die Netzleitstelle der EnBW über die Stromversorgung von mehr als zehn Millionen Menschen in Baden-Württemberg.

 

Auf riesigen Diagrammen behalten die Ingenieure das gesamte Stromnetz des Landes im Auge. Keine Störung einer Leitung, keine Unterbrechung im Stromkreislauf und keine Wartungsarbeit in den Kraftwerken bleibt von den Stromwächtern unentdeckt. Rund um die Uhr sorgen zwei Mitarbeiter dafür, dass Baden-Württemberg ständig unter Spannung steht.

Prognosen für den Stromverbrauch

Die Leitzentrale ist einer von vier Transportnetzbetreibern in Deutschland. Das Versorgungsgebiet der EnBW-Transportnetze erstreckt sich über ein Gebiet von 34.000 Quadratkilometern. "Bundesweit sind wir zwar der kleinste Betreiber. Unter den 40 europäischen Transportnetzbetreiber stehen wir aber auf Platz sechs", sagt der Chef der Leitzentrale Rolf Neumaier.

"Wir sehen uns in der Fluglotsenfunktion", erklärt Neumaier. Er und seine Mitarbeiter erstellen Prognosen für den Stromverbrauch im Südwesten und regeln die Produktion und Nachfrage von Strom. "Energie ist nicht speicherfähig und muss auf die Anforderungen des Tages abgestimmt werden", sagt Neumaier. Bei einem plötzlichen Kälteeinbruch etwa melden sich die Stromwächter telefonisch bei den Kraftwerken und weisen sie an, kurzfristig mehr Strom zu produzieren.

Etwa 100Mal pro Schicht klingelt das Telefon

Fast schon ein glühendes Ohr vom Telefonieren hat Guntram Zeitler, einer der Mitarbeiter in der Leitzentrale. Etwa 100Mal pro Schicht klingelt bei ihm das Telefon mit dem "heißen Draht" zu den 20baden-württembergischen Kraftwerken. Einer seiner Bildschirme zeigt an, wie lange die Stromreserven reichen würden, wenn ein Kraftwerk ausfiele. Bräche die Stromversorgung unerwartet ein, könnten einige europäische Generatoren den Ausfall kurzzeitig ausgleichen.

"Gibt es eine größere Unterbrechung, reichen unsere Reserven rund eine Stunde lang", sagt Zeitler. Ist auch dieser Reststrom aufgebraucht, fließt kein Strom mehr im Südwesten - mit verheerenden Folgen für die Industrie, wie Zeitler mit einer einzigen Zahl deutlich macht: Pro Stunde entstünde dann ein Schaden von über 40 Millionen Euro, berichtet der Stromwächter.

Angst vor Wetterextremen

Stromversorgung: Besonders kalte Winter können die Stromversorgung gefährden, sagt der Leiter der EnBW Transportnetze, Rolf Neumaier. Auch andere besondere Ereignisse können der Leitstelle Probleme bereiten.

Engpass: Weil die Atomkraftwerke Philippsburg I und Neckarwestheim I stillgelegt worden seien, könne ein extremer Kälteeinbruch die Stromversorgung ins Wanken bringen. Da die Generatoren der Kraftwerke keine Energie mehr lieferten, bereite es Probleme, die normale Betriebsspannung im Netz zu halten, erläutert Neumaier. Dadurch sei eine ausreichende Stromversorgung bei erhöhter Nachfrage nicht mehr garantiert, und das Netz könne an seine Grenzen stoßen.