Schlechte Nachrichten aus Karlsruhe: Deutschlands drittgrößter Energieversorger EnBW macht rund 770 Millionen Euro Miese. Ein harter Sparkurs soll die Wende bringen.

Karlsruhe - Der Preisverfall an den Strombörsen und unrentable Kraftwerke bescheren dem Karlsruher Energieversorger EnBW weiter rote Zahlen. Unter dem Strich steht in den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres ein Minus von 770,6 Millionen Euro, teilte das Unternehmen am Dienstag mit. „Das Niveau der Strompreise ermöglicht einen wirtschaftlichen Betrieb unserer Kraftwerke nicht mehr“, sagte Finanzvorstand Thomas Kusterer am Dienstag. Im Vorjahr war trotz eines massiven Ergebniseinbruches noch ein Plus von 234,1 Millionen erwirtschaftet worden. Der Umsatz blieb nahezu unverändert bei 15,5 Milliarden Euro.

 

Auf das Ergebnis drückten auch die Sonderbelastungen: Im Juni hatte das Unternehmen eine Wertberichtigung für seine Kraftwerke sowie Rückstellungen für nicht mehr kostendeckende Stromverträge in Höhe von fast 1,6 Milliarden Euro vornehmen müssen. Auf die operative Leistungsfähigkeit des Unternehmens habe dies jedoch keinen Einfluss, erklärte Kusterer.

Beteiligungen sollen verkauft werden

Um die Geschäfte zu stabilisieren kündigte das Unternehmen den Verkauf weiterer Beteiligungen an. Auf der Verkaufsliste steht weiterhin der Anteil des Unternehmens an der österreichischen Landesversorger EVN. Außerdem sei man in Verhandlungen über den Verkauf von 49 Prozent von Baltic 2 an einen Investor - „bis Ende des Jahres sind wir da weiter“, sagte Kusterer.

Seine Investitionen verdoppelte das Unternehmen gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf 1,3 Milliarden Euro. Der Umsatz blieb nahezu unverändert bei 15,5 Milliarden Euro. Beim Strom- und Gasabsatz verbuchte EnBW jeweils ein leichtes Plus auf 102 Milliarden Kilowattstunden (Vorjahr: 98) beziehungsweise 84 (71,5) Milliarden Kilowattstunden.

Der Nummer drei der deutschen Energieversorger machen ebenso wie ihren Konkurrenten die Folgen der Energiewende zu schaffen. Das Unternehmen hat sich einen harten Sparkurs verordnet; in den letzen beiden Jahren wurden rund 1300 Stellen gestrichen. Derzeit laufen Verhandlungen über weitere Stellenstreichungen, die Unternehmen wie auch Betriebsrat nicht kommentieren wollten. Die Rede ist von einem mittleren dreistelligen Zahl.