Der Energieversorger ist in die Gewinnzone zurückgekehrt, sieht aber noch harte Zeiten auf sich zukommen. Konzernchef Frank Mastiaux klagt über die schwierigen politischen Rahmenbedingungen und sucht weiter nach einer Strategie.

Karlsruhe - Die Belastungen aus dem Atomausstieg gehen für die EnBW zurück. Im vergangenen Jahr entgingen dem Konzern durch das Abschalten zweier Atomkraftwerksblöcke in Philippsburg und Neckarwestheim nur noch 200 bis 220 Millionen Euro, wie der Finanzvorstand des Karlsruher Konzerns, Thomas Kusterer, bei der gestrigen Bilanzvorlage sagte. Im Jahr 2011 waren es 850 Millionen Euro Erträge, auf die der Konzern verzichten musste. Unter dem Strich hatte der Konzern damals einen Verlust von 842 Millionen Euro verbucht – 2012 machte die EnBW wieder 473,5 Millionen Euro Gewinn.

 

Doch die Lage bleibt angespannt: Um Sondereffekte bereinigt (adjusted) wuchs der Konzernüberschuss nur um 0,7 Prozent – und dies in erster Linie wegen eines verbesserten Beteiligungs- und Finanzergebnisses, wie Kusterer betonte. Auch beim Umsatz führten nicht operative Erfolge zum Anstieg um 2,6 Prozent, sondern in erster Linie die höhere Umlage für erneuerbare Energien (EEG-Umlage), die die EnBW bei ihren Kunden einsammeln und an die Erzeuger weiterreichen muss. „Wir müssen da Inkasso für den Staat spielen“, wie Kusterer bemerkte.

Die sinkenden Börsenstrompreise treffen die EnBW erst 2014

Im Strombereich sieht die EnBW sogar noch schwierigere Zeiten auf sich zukommen: Da die Strommengen des Konzerns für dieses Jahr längst über den Terminmarkt verkauft sind und es auch für 2012 waren, leiden und litten die Karlsruher kaum unter den deutlich gesunkenen Spotmarktpreisen. Am Spotmarkt werden Strommengen für den nächsten Tag gehandelt. Für das Jahr 2014 gilt dies aber nicht mehr. Dennoch ist der Umsatz mit Strom auch 2012 schon deutlich um 26,6 Prozent gesunken, was der seit Oktober amtierende Vorstandschef Frank Mastiaux in erster Linie auf die Abschaltung der zwei Atomkraftwerksblöcke im Jahr 2011, aber auch auf den scharfen Wettbewerb zurückführt.

Für 2013 erwartet Mastiaux im Bereich Erzeugung und Handel einen Rückgang des um Sondereffekte bereinigten operativen Ergebnisses (adjusted Ebitda) um massive 30 bis 40 Prozent. Und auch bei erneuerbaren Energien rechnet er mit einem Rückgang, und zwar um zehn bis 20 Prozent. Grund hierfür ist, dass 2012 ein außergewöhnlich gutes Wasserkraftjahr war. Steigende operative Ergebnisbeiträge prognostiziert die EnBW hingegen für die Sparten Netz (plus 15 bis 25 Prozent) und Vertrieb (plus zehn bis 20 Prozent). Insgesamt dürfte das um Sondereffekte bereinigte operative Konzernergebnis um fünf bis zehn Prozent zurückgehen. Für andere, nicht bereinigte bilanzielle Kenngrößen gab die EnBW keine Prognosen ab.

1350 Stellen werden abgebaut

Festhalten will Mastiaux an den bereits bekannten Effizienzsteigerungszielen: So soll das Ergebnis vor Zinsen und Steuern durch das Programm „Fokus“ pro Jahr um 750 Millionen Euro verbessert werden – erstmals im Jahr 2014. Zudem will die EnBW bis Ende 2015 Beteiligungen im Umfang von 2,6 Milliarden Euro verkaufen oder reduzieren. Ein Fünftel davon ist bereits abgearbeitet. Und schließlich sollen durch natürliche Fluktuation, Abfindungsangebote, Altersteilzeitlösungen, aber auch betriebsbedingte Kündigungen 1350 Stellen im Konzern abgebaut werden.

An einer neuen operativen Strategie arbeitet der Konzern noch, wie Mastiaux anlässlich seiner 100-Tage-Bilanz Mitte Februar bereits erklärt hatte. „Bei der EnBW ist derzeit viel in Bewegung, auch wenn das nach außen nicht immer erkennbar wird“, beteuerte er. Ergebnisse will Mastiaux im Juni dem Aufsichtsrat vorlegen.

Der Ende April stattfindenden Hauptversammlung will der Vorstand eine unveränderte Dividende von 85 Cent pro Aktie vorschlagen. Unter den beiden Hauptaktionären OEW und Land hatte es im Vorfeld einzelne Stimmen gegeben, die angesichts der schwierigen Lage des Konzerns zu einem Ausschüttungsverzicht rieten. Sie haben sich offenbar nicht durchgesetzt.