Kurz vor Kriegsende sollte Manfred Schwinghammer Soldat werden – er war gerade 15 Jahre alt. Doch er weigerte sich und tauchte in einem alten Gartenhaus unter. Hier erzählt er, wie er die letzten Kriegstage in Stuttgart erlebt hat.

Klima/Nachhaltigkeit : Thomas Faltin (fal)

Stuttgart - „Wir sind ausgebombt worden und zogen in eine kleine Wohnung in der Fuchseckstraße in Ostheim. Als 14-Jähriger habe ich im April 1944 eine Lehre als Mechaniker für Flugzeugmotoren beim Daimler in Untertürkheim begonnen. Bei einem Angriff auf die Produktionshallen im September 1944 wäre ich schier ums Leben gekommen. Jetzt im Alter träume ich wieder oft davon. Wir hatten immer Angst. Anfang April 1945 kam per Post plötzlich der Stellungsbefehl für mich – ich war gerade 15 Jahre alt. Meine Mutter hat bei den Behörden versucht, das zu verhindern, aber es half alles nichts. Sie sagte dann zu mir: „Dann muasch halt ganga.“

 

Ich sollte mich in Altbach melden, doch als ich dort ankam, war alles schon vorbei. Also bin ich wieder heim, und meine Mutter und ich entschieden, dass ich mich in einer Gartenlaube auf dem Raichberg verstecken sollte. Selbst meine Geschwister wussten nichts davon. Als die Hitlerjugend später kam und mich holen wollte, sagte mein kleiner Bruder zu denen: „Wenn mein Manfred nicht mehr heimkommt, dann seid ihr dran.“ Er wusste ja von nichts.

Die Angst war groß, alleine im verlassenen Gartenhaus

Nur nachts bin ich heim zum Essen. Es war immer ein langer Tag, denn ich durfte die Hütte nicht verlassen. Da geht einem viel durch den Kopf. Es gab immer noch Luftangriffe; ich habe mich dann unter einem Waschzuber verkrochen. Wenn die Deutschen mich erwischt hätten, wäre ich als Deserteur erschossen worden. Rund drei Wochen habe ich mich dort versteckt. Das war eine schlimme Zeit.

Als die Franzosen einmarschiert sind, durchsuchten die Soldaten Haus für Haus. Mich hielten sie für einen Soldaten und haben mich abgeführt wie einen Schwerverbrecher. Ich sollte auf einen Panzer steigen, doch dann kam meine Mutter und schrie die Soldaten an: „Jetzt habe ich den Bua vor den Nazis versteckt, und nun nehmt ihr ihn mit.“ Der Offizier schaute kurz in mein Wehrbuch und meinte: „Dann hau ab.““