Die Verwandten übernehmen das Aktienpaket des früheren VW-Patriarchen. Der Generationswechsel im Aufsichtsrat ist zunächst einmal vertagt.

Stuttgart - Ferdinand Piëch hat seine Anteile an dem VW-Mehrheitsaktionär Porsche Automobil Holding an weitere Mitglieder der Familien Porsche und Piëch bis auf einen kleinen Rest verkauft. Die entsprechenden Verträge sind nach Angaben der Holding jetzt unterschrieben worden. Der frühere VW-Patriarch war bisher mit 14,7 Prozent an der Holding beteiligt; künftig wird es nur noch ein Anteil von weniger als einem Prozent sein, gehalten von der Ferdinand Karl Beta Privatstiftung.

 

Auch nach der Transaktion verbleiben die stimmberechtigten Aktien der Holding ausschließlich im Besitz der Familien Porsche und Piëch. Nach den familieninternen Verträgen musste Piëch die Anteile seinen Verwandten andienen. Das Unternehmen teilt nicht mit, welches Mitglied wie viele Anteile zu welchem Preis von Ferdinand Piëch übernommen hat. Das gesamte Aktienpaket von Ferdinand Piëch hat einen Wert von mehr als einer Milliarde Euro; ob der Marktwert bei den innerfamiliären Geschäften eine Rolle spielt, ist nicht bekannt. Die Finanzaufsicht und die Kartellbehörden in mehreren Ländern müssen der Transaktion noch zustimmen.

An der Börse herrscht Gelassenheit

Piëchs Verkaufsabsicht war vor zwei Wochen bekannt geworden. Erste Gerüchte hatte es sogar schon im Jahr 2015 gegeben, als Piëch im Streit den Aufsichtsratsvorsitz bei Volkswagen abgeben musste. Der Vollzug der Transaktion hat deshalb am Montag an der Börse, wo lediglich die stimmrechtslosen Vorzugsaktien gehandelt werden, keine große Bewegung ausgelöst. Die Papiere notierten am Nachmittag bei 50,52 Euro, 0,62 Euro weniger als am Freitag. Eröffnet hatte die Aktie am Montag mit 51,40 Euro.

Zugleich hat der Nominierungsausschuss des Aufsichtsrats der Porsche-Holding seine Vorschläge für die Wahl in den Aufsichtsrat bei der Hauptversammlung am 30. Mai bekannt gegeben. Auch Ferdinand Piëch soll demnach wieder in das Kontrollgremium einziehen. Erläuternd heißt es, Piëch habe sich bereit erklärt, bis zum vollständigen Vollzug der Aktienübertragungen als Aufsichtsrat zur Verfügung zu stehen. Er wird also nur vorübergehend in dem Gremium bleiben und ausscheiden, sobald die Aktien den Besitzer gewechselt haben. Überraschend vertagen die Familien Porsche und Piëch den Generationswechsel.

Die Kapitalseite wird künftig unter sich bleiben

Alle bisherigen Vertreter der Kapitalseite im Aufsichtsrat werden zur Wiederwahl vorgeschlagen: außer Ferdinand Piëch auch Wolfgang Porsche (Vorsitzender), der familienfremde Ulrich Lehner (früher Henkel), Hans Michel Piëch, Ferdinand Oliver Porsche und Hans-Peter Porsche. Die Vertreter der Kapitalseite werden im Aufsichtsrat künftig unter sich sein. Vorstand und Betriebsrat haben die Mitbestimmungsvereinbarung aus dem Jahr 2007 auf Eis gelegt.

Grund dafür ist die veränderte Aufgabe der Holding. Anders als bei der Gründung geplant, ist sie keine Gesellschaft, die die Aktivitäten des Konzerns steuert, sondern lediglich eine Hülle zur Verwaltung der VW-Anteile in Höhe von 52,2 Prozent der Stimmrechte (30,8 Prozent des Kapitals). Der Porsche-Betriebsrat hat dem Rückzug zugestimmt, weil er damit keine Nachteile für die Beschäftigten verbunden sieht. Sollte die Holding doch noch operativ tätig werden, dann ist vorgesehen, dass die Vereinbarung wieder auflebt.

Ferdinand Piëch wird am 17. April 80 Jahre alt. Die zuvor enge Verbindung des früheren Vorstands- und Aufsichtsratsvorsitzenden zu VW zerbrach, als er plötzlich auf Distanz zu seinem langjährigen Vertrauten Martin Winterkorn ging; später überwarf er sich auch mit seiner Familie. Hans Dieter Pötsch, Vorsitzender des VW-Aufsichtsrats und Vorstandsvorsitzender der Porsche Automobil Holding, sagte vor zwei Wochen in Stuttgart, Piëchs Geburtstag werde unabhängig davon bei Volkswagen in gebührender Form gefeiert werden; was genau geplant ist, sagte Pötsch nicht.