Ein Phantombild des Endinger Vergewaltigers gleicht dem Phantombild einer vergleichbaren Tat in Kufstein. Führt die neue Spur nun ans Ziel?

Baden-Württemberg: Eberhard Wein (kew)

Endingen/Kufstein - Fünf Monate nach dem Mord an einer 27-jährigen Joggerin in Endingen am Kaiserstuhl (Kreis Emmendingen) hoffen die Ermittler jetzt darauf, dass ein Phantombild den Durchbruch bringt. Demnach sucht die Freiburger Polizei nach einem etwa 50 bis 55 Jahre alten Mann mit Brille. Er soll 1,75 bis 1,80 Meter groß sein.

 

Das Phantombild sei in seinen Grundzügen schon in den Wochen nach der Tat entstanden, sagte der Sprecher der Polizei, Walter Roth. Eine Zeugin habe den Mann beschrieben. Sie habe ihn am Tattag, den 6. November, auf einem Verbindungsweg zwischen Endingen und Bahlingen gesehen. Dort war die junge Frau an einem Sonntagnachmittag durch die Weinberge gejoggt. Nach den Erkenntnissen der Polizei wurde sie überfallen, sexuell missbraucht und vermutlich mit einer Eisenstange erschlagen.

Zahl der überprüften Personen „locker im zweistelligen Bereich“

In der Folge hatte die nach wie vor 40 Mitglieder zählende Soko Erle versucht, sämtliche Personen zu ermitteln, die an jenem Tag dort unterwegs gewesen seien, sagte Roth. So suchte sie nach einem jungen Mann in Buggy-Jeans und nach verschiedenen Autofahrern, die in dem Naherholungsgebiet geparkt hatten. Alle konnten identifiziert und befragt werden, bei keinem erhärtete sich ein Tatverdacht. Die Zahl der überprüften Personen bewege sich „locker im zweistelligen Bereich“, sagte Roth. Nur der Mann vom Phantombild sei bisher unbekannt geblieben, weshalb die Polizei davon ausgeht, dass es sich in seinem Fall vielleicht nicht nur um einen Zeugen handeln könnte. Die Staatsanwaltschaft hält deshalb nun die Veröffentlichung des Bildes für vertretbar. Die Polizei verfolgte nach eigenen Angaben mehr als 3300 Hinweise. Insgesamt sind 28 500 Euro Belohnung ausgesetzt.

Zahl der überprüften Personen „locker im zweistelligen Bereich“

Auch die Kriminalpolizei in Tirol verschickte am Mittwochmorgen das Freiburger Phantombild an die Medien. In Kufstein war vor drei Jahren eine 20-jährige Austauschstudentin aus Frankreich tot aufgefunden worden. Auch sie war laut der Polizei missbraucht und ermordet worden. Die Tatwaffe – eine Eisenstange, die bei hydraulischen Hubwagen oder zum Abkippen von Lastwagenführerkabinen zum Einsatz kommt – fand die Polizei im Inn. Beide Taten, darauf deutet das gefundene DNA-Material hin, dürften vom gleichen Täter verübt worden sein. Möglicherweise handele es sich um einen hochmobilen Serientäter, mutmaßen die Ermittler. Verbindungen zu weiteren ungeklärten Taten konnten bisher allerdings nicht hergestellt werden, sagte Roth. So wird seit fast drei Wochen in Regensburg eine 20-jährige Studentin vermisst. Bisher sei aber die einzige Parallele zu diesem Fall, dass es sich um eine junge Frau handele.

Zwei Phantombilder weisen auf ein und denselben Täter

Auch die österreichische Polizei hatte nach der Tat vor drei Jahren aufgrund von Zeugenaussagen das Phantombild eines Mannes veröffentlicht. Erfolg brachte es nicht, auch weil die Zeugen den Mann nur im nächtlichen Laternenlicht sahen. Das Freiburger Bild ist besser. Und obwohl die Endinger Zeugin das Kufsteiner Bild nicht kannte, sehen sich die gezeigten Männer durchaus ähnlich: „Es gibt keinen Widerspruch in den beiden Bildern“, sagte der Leiter des Tiroler Landeskriminalamts, Walter Pupp.

Weiterhin halten die Ermittler es für möglich, dass der Täter als Berufskraftfahrer in ganz Europa unterwegs sein könnte. Interessant ist dabei, dass beide Tatzeiten auf Sonntage fielen. Dann müssen Fernfahrer pausieren. Das österreichische Landeskriminalamt wertet deshalb auch Mautdaten aus, die auf der nahen Autobahn in Richtung München zum Tatzeitpunkt erhoben wurden. Allerdings sei dies eine akribische Kleinarbeit. „Im Jahr fahren da mehr als 2,5 Millionen Lastwagen“, sagte Pupp. „Wenn wir auch aus Endingen solche Daten hätten, wäre es einfacher.“

In Deutschland ist die Nutzung von Mautdaten für solche Zwecke allerdings gesetzlich bisher ausgeschlossen. „Sollten die Österreicher einen Treffer landen, wäre das sicher auch für die politische Diskussion zu diesem Thema hierzulande ein gravierendes Argument“, sagte Roth. Allerdings gibt es auch Ermittlungsmöglichkeiten, um die Pupp seine deutschen Kollegen beneidet. „Wir dürfen keine DNA-Massenscreenings machen“, sagte Pupp.