Lange Haare bei Männern sind wieder in – und damit auch das Gezwirbel am Hinterkopf. Bei „Dutt“ denken wir nicht mehr an die Oma, sondern an Hotties wie Brad Pitt, hat die StZ-Autorin Simone Höhn beobachtet.

Stuttgart - Wer sich als Mann in den Neunzigern einen lässig-archaischen Anstrich verpassen wollte, ließ sich die Haare wachsen. Je nach Typ und Styling landete man damit irgendwo zwischen Surfer-Boy, Naturbursche oder Metaller. Prominente Vorbilder gab es genug: den Guns-’n’-Roses-Sänger Axl Rose, die Schauspieler Keanu Reeves und Johnny Depp, den Nirvana-Frontmann Kurt Cobain oder den Metallica-Sänger James Hetfield. Manche von ihnen tragen ihre Matte bis heute (Johnny Depp) oder haben sie mit ins Grab genommen (Kurt Cobain).

 

Nach vielen dürren Jahren, in der die Kurzhaarigkeit kein Ende nehmen wollte und in Undercuts und Glatzen gipfelte, ist nun endlich wieder ein neues Zeitalter für Freunde des Headbangings angebrochen. Allerdings geht es heute geschniegelt und gezügelt zu. Mann trägt nämlich jetzt Dutt!

Was sich bis vor ein paar Jahren vornehmlich Berliner Hipster-Studentinnen und ihre Nachahmerinnen ähnlich einem Joystick oder einer Teletubbie-Antenne auf den Oberkopf zwirbelten, knödeln sich trendbewusste Prominente und Nicht-Prominente nun etwas weiter hinten an den Kopf. David Beckham, der alte Trendsetter, hat das zwar schon vor mehr als zehn Jahren vorgemacht, aber erst jetzt scheinen auch andere Stars wie Leonardo DiCaprio, Jake Gyllenhaal oder Orlando Bloom den Man Bun für sich zu entdecken.

„Out-of-bed-Styling“ für Geiger und Comedians

Auch hierzulande können wir mit zwei prominenten Dutt-Vertretern aufwarten: mit unserem liebsten Teufels-Geiger David Garrett sowie mit dem Multi-Kulti-Comedian Bülent Ceylan. Beide beherrschen die Kunst des „Out-of-bed-Stylings“ perfekt. Einmal schnell die wallende Mähne mit Schwung in den Nacken geworfen, ein Haargummi von der Freundin stibitzt und zwischen die Zähne geklemmt, mit einer Hand die Haare zum Pferdeschwanz zusammen genommen und diesen gekonnt zweimal durch das Haargummi geschlungen. Beim dritten Mal etwas mehr als der Hälfte drin stecken lassen – so fummelt man sich einen perfekt unperfekten Männerdutt zurecht.

Selbst der Schauspieler Matt Damon, jahrelang der Prototyp des akkuraten Kurzhaar-Trägers, hat sich seine Haare wieder lang wachsen lassen. Allerdings ist er beim Frisieren noch nicht weiter als bis zum konventionellen Zopf gekommen. Doch auch er wird bestimmt bald Lunte riechen und sich den stylishen Knödel bei seinen Konkurrenten abschauen.