In der Handball-Bundesliga spitzt sich der Abstiegskampf zu. Mittendrin steckt der TVB Stuttgart, der am Samstag (19 Uhr) in der Porsche-Arena unbedingt einen Sieg gegen Schlusslicht Coburg braucht.

Sport: Joachim Klumpp (ump)

Stuttgart - Morgens um fünf war die Welt noch in Ordnung. Vor allem wenn die Mannschaft die lange Busreise mit einem Sieg im Gepäck antreten konnte. So wie Handball-Bundesligist TVB Stuttgart am Mittwoch in Minden beim 28:26. „Normalerweise wäre das ein Riesenschritt Richtung Klassenerhalt gewesen“, sagt Geschäftsführer Jürgen Schweikardt. „So war es fast schon überlebenwichtig.“

 

So – das betrifft die Ergebnisse der Konkurrenten im Abstiegskampf. Gummersbach gewinnt in Berlin, Lemgo gegen Wetzlar. Weil diese Partien schon vor Beginn des Spiels in Minden beendet waren, hatte der TVB-Trainer Markus Baur Wert darauf gelegt, dass seine Jungs ihre Smartphones ausgeschaltet hatten. „Wir wollten den Fokus ganz aufs Spiel legen“, sagt Baur. Bis ihm der Hallensprecher einen Strich durch die Rechnung machte und die Resultate kurz vor Anwurf öffentlich verkündete. Das saß. „Aber im Nachhinein muss ich ihm ja fast dankbar sein.“ Mehr Motivation ging nicht. „Natürlich erhöhte das nochmal den Druck“, gab Michael Schweikardt zu. Dass der TVB diesem Stand gehalten hat, spricht für die Mannschaft.

Auch Schimmelbauer fällt aus

Zumal sie diese Woche den nächsten Rückschlag verkraften musste. Der Linksaußen Tobias Schimmelbauer zog sich eine Wadenverletzung zu und fällt definitiv für das Spiel am Samstag (19 Uhr) in der Porsche-Arena gegen Coburg aus. „Ein Endspiel“, sagt Jürgen Schweikardt. Und sein Bruder fügt an: „Die können frei aufspielen.“ Wie am Sonntag. Da verlor der bereits feststehende Absteiger in Kiel nur mit zwei Toren, am Mittwoch holte das Team nach einen Sechs-Tore-Rückstand noch einen Punkt gegen Hannover.

„Mit unserem Rupfteam werden wir auch noch die letzten beiden Spiele überstehen“, sagt Spielmacher Schweikardt, der nach dem Ausfall von Michael Kraus noch mehr in der Verantwortung steht. „Aber vielleicht sind wir so ja schwerer ausrechenbar“, sagt er. Weil eben auch die anderen mehr Verantwortung übernehmen: wie ein Dominik Weiß oder Can Celebi – aber vor allem Marian Orlowski. In den vergangenen Wochen gehörte der Rechtshänder stets zu den besten im Team warf meist zwischen sechs und acht Toren. Klick gemacht hatte es in Magdeburg Mitte April. „Das war eigentlich die Wende“, sagte der 24-Jährige, der vor der Saison vom Zweitligisten Hamm kam. „Ich beobachte Marian ja schon lange. Es war auch ein Risiko“, gibt Schweikardt zu. Nicht wegen seiner sportlichen Perspektiven, sondern den zwei Kreuzbandrissen, die er in seiner noch jungen Karriere schon hinter sich hat. „Da lassen andere dann schon mal die Finger davon.“

Weiß findet alte Stärke wieder

Der TVB hatte dafür früh die Hand drauf. „Die Umstellung von der zweiten Liga ist enorm groß“, sagt Orlowski, „und am Anfang hat die Konstanz gefehlt.“ Inzwischen klappt zwar nicht alles, aber vieles. Vor allem im Duett mit dem wieder erstarkten Weiß sind die Rechtshänder so etwas wie die Schokoladenseite der Schwaben. „Mal hatte er eine gute Phase, dann ich – jetzt klappt es bei beiden“, zieht Orlowski ein positives Zwischenfazit. Wichtig für ihn sei vor allem das Vertrauen des Trainers. Und was sagt der? „Er ist ein Spieler, der sich Ratschläge holt und auch versucht, die umzusetzen“, spielt Baur den Ball zurück. Am Samstag aber muss der Ball wieder nach vorne gespielt werden. Richtung Tor – und erste Liga. „In die zweite Liga will ich nicht mehr“, betont Orlowski – auch wenn er noch einen Vertrag dafür besitzt.