Im Dachgeschoss von Schloss Filseck ist Platz für den Kirchberger-Nachlass. Hier soll auch ein Atelier aufgebaut werden, gerade so, als ob der 2010 verstorbene Künstler es nur kurz verlassen habe.

Uhingen - Das Werk des Künstlers Günther Carl Kirchberger wird zurzeit wiederentdeckt. Jüngst hat sogar eine große amerikanische Galerie bei der Schloss-Filseck-Stiftung der Kreissparkasse Göppingen, der Kirchberger noch zu Lebzeiten seinen Nachlass anvertraut hat, wegen einer Leihgabe angefragt. Dieses neu erwachte Interesse an dem Künstler macht ein Projekt, das die Stiftung unter dem Dach des Ostflügels des Schlosses verfolgt, umso bemerkenswerter: Dort soll der Nachlass des Künstlers, der im April des Jahres 2010 starb und den sein langjähriger Galerist, der promovierte Konstanzer Kunsthistoriker Stephan Geiger, zu den interessantesten Künstlern Süddeutschlands zählt, eine Heimat finden.

 

Das Werk soll archiviert und erforscht werden

Und nicht nur das. Unter dem spitzwinkligen Dachgiebel soll der Kunstschatz archiviert, katalogisiert und erforscht werden. Endlich, wie Knut Deeg findet. Er ist bei der Kreissparkasse für die Unternehmenskommunikation zuständig und ein großer Kunstliebhaber. Er war mit Kirchberger befreundet. Die Stiftung wirke nicht nur im Hintergrund, sagt er. Ihr obliege es auch, das Oeuvre des Künstlers der Öffentlichkeit zugänglich zu machen und ihm dadurch zu der Bedeutung zu verhelfen, die ihm zukomme.

Im Dachgeschoss ist Platz für den Kirchberger-Nachlass

7,5 Millionen Euro hat die Stiftung investiert, um das Schloss in einen Landschaftspark einzubinden und das Gebäude selbst umzugestalten. Im Zug dieser Arbeiten wurde ein Teil des Dachgeschosses für den Kirchberger-Nachlass hergerichtet. Zuvor hatte aber geprüft werden müssen, ob die klimatischen Bedingungen überhaupt geeignet sind, einen empfindlichen Kunstschatz zu beherbergen. Anderthalb Jahre wurden die Temperatur und die Luftfeuchtigkeit gemessen. Die Werte seien geradezu ideal, sagt Deeg. Im vergangenen Frühjahr schon hätten die Bilder einziehen sollen. Doch die Arbeiten zogen sich länger hin als angenommen.

500 Leinwände werden einziehen

Jetzt ist Land in Sicht. „Es müssen nur noch die Holzregale für jeweils zehn Leinwände aufgestellt und ein oder zwei Arbeitsplätze eingerichtet werden“, sagt Deeg. Er schätzt, dass dies bis Ende dieses Monats zu schaffen ist. Dann könnten die rund 500 Leinwände und fünf bis sechs Grafikschränke mit Papierarbeiten Kirchbergers einziehen. Auch das Atelier des Künstlers soll dort einen Platz finden, zumindest in Teilen. „Das sieht so aus, als ob Kirchberger gerade von der Leinwand weg gegangen wäre“, so Deeg. Die Werkstatt offenbare auch den Charakter des Künstlers. „Kirchberger war akribisch. Er hat die Pinsel der Größe nach sortiert.“

Sobald der Kunstschatz im Schloss ist, beginnt die spannende Arbeit, das Werk Kirchbergers kunstgeschichtlich aufzuarbeiten. „Der Galerist Geiger hat seine Unterstützung zugesagt. Er ist ein absoluter Kenner Kirchbergers, das ist ein Glücksfall“, sagt Deeg. Er ist davon überzeugt, dass der Künstler bekannter geworden wäre, wenn er sich nicht in erster Linie als Lehrer verstanden hätte. Kirchberger war bis zu seiner Emeritierung im Jahr 1993 Kunstprofessor in Krefeld.

Die Stiftung sucht noch Aufsichtspersonal

Während das Kirchberger-Archiv nur Studenten und Kunsthistorikern offen steht, sollen fünf Kabinette, die einst das Kreisarchiv beherbergten, der Öffentlichkeit zugänglich sein. Die Stiftung plant, dort einmal im Jahr eine themenbezogene Kirchberger-Ausstellung zu präsentieren. Eine zweite Schau ist dem Maler Eugen Wolff-Filseck vorbehalten, der 1873 auf Filseck geboren wurde. Zwei, drei weitere Ausstellungen jährlich soll die Kunsthalle Göppingen beisteuern. Zum Auftakt aber sollen Arbeiten Kirchbergers gezeigt werden. Deeg hofft, dass es spätestens im Frühjahr so weit ist. Bis dahin muss die Stiftung Aufsichtspersonal finden. „Da haben wir noch ein Problem, uns fehlen Leute“, sagt Thomas Wolf, der Geschäftsführer der Stiftung. „Wir würden gerne mittwochs bis sonntags von 13 bis 17 Uhr öffnen.“