Die Stadtwerke Stuttgart kommen bei der Versorgung der Stadtverwaltung nicht zum Zuge. Dabei bleibt ein schaler Nachgeschmack, kommentiert Thomas Faltin.

Klima/Nachhaltigkeit : Thomas Faltin (fal)

Stuttgart - Imagewerbung geht anders. Seit zwei Jahren mühen sich die Stadtwerke mit bisher durchwachsenem Erfolg, die Stuttgarter Bürger von ihren Qualitäten zu überzeugen – und nun stellt die Stadtverwaltung dem eigenen Tochterbetrieb ein schlechtes Zeugnis aus: Ein so großes Unternehmen wie die Stadt Stuttgart mit Strom und Gas zu versorgen, Entschuldigung, das packt Ihr halt nicht!

 

Da kann man doch gleich einpacken.

Nun ist die Sache natürlich komplexer. Rechnet man die Energiemengen der Stadt in Kunden um, wären die Stadtwerke von derzeit 10 000 direkt auf 60 000 Kunden hochkatapultiert worden – das wäre selbstverständlich ein wirtschaftlicher und organisatorischer Kraftakt gewesen. Daraus den Rückschluss zu ziehen, schon jetzt sei die Qualität der Stadtwerke für den einzelnen Kunden schlecht, ist völlig falsch.

Stadt setzt ein fatales Zeichen

Trotzdem hat die Stadt ein fatales Zeichen gesetzt, zumal – wenn die Gerüchte stimmen – die Stadtwerke sich die Aufgabe zugetraut hätten. Stadtverwaltung und Gemeinderat müssen doch, soweit rechtlich zulässig, den Stadtwerken alle denkbare Unterstützung zukommen lassen.

Was hätte sich die Stadt vergeben, wenn sie den Vertrag mit der EnBW gekündigt und im nächsten Jahr eine neue Ausschreibung durchgeführt hätte? Die Verfahrenskosten in Höhe von 60 000 Euro wären überschaubar gewesen. Sicher hätte es das Risiko gegeben, dass der Strom- und Gaspreis am Ende steigt, aber jeder Bewerber hätte die derzeit günstigen Preise an den Strommärkten weitergeben können. Das Risiko wäre also begrenzt gewesen.

Vor allem aber hätte die Stadt in dieser Ausschreibung die Kontingente gleich in kleinere Lose teilen können und damit den Stadtwerken den Einstieg ins „große“ Stromgeschäft erleichtert. Das hätte die Wirtschaftlichkeit und die Glaubwürdigkeit der Stadtwerke deutlich erhöht.

Hätte, könnte, wäre. Es bleibt der schale Nachgeschmack einer vergebenen Chance.