Der Stadtwerkeverbund Trianel und die Raffinerie Miro wollen in Karlsruhe ein Kraftwerk bauen. Die geschätzten Kosten belaufen sich auf knapp eine Milliarde Euro. Auch die EnBW könnte als Partner bei dem Projekt einsteigen.

Wissen/Gesundheit: Werner Ludwig (lud)

Karlsruhe - Der Betrieb von Gaskraftwerken rechnet sich für die Energiekonzerne derzeit kaum. Denn der subventionierte Ökostrom drückt den Preis an der Strombörse – zumindest dann, wenn die Sonne scheint und der Wind kräftig bläst. Umso überraschender ist die Ankündigung der Aachener Stadtwerkekooperation Trianel und der Mineraloelraffinerie Oberrhein GmbH (Miro), auf dem Raffineriegelände in Karlsruhe gemeinsam ein großes Gas- und Dampfturbinenkraftwerk (GuD) mit Wärme-Kraft-Kopplung bauen zu wollen. Mit bis zu 1200 Megawatt elektrischer Leistung entspräche die Kapazität des GuD-Kraftwerks Oberrhein etwa einem Atomreaktor.

 

Das Projekt mit geschätzten Kosten von knapp einer Milliarde Euro befindet sich aber noch in einer frühen Phase. Vor einem möglichen Baubeginn müssten die nötigen Genehmigungen vorliegen, teilten die Projektpartner in Karlsruhe mit. Genauso wichtig seien aber „stabile energiepolitische Rahmenbedingungen“, sagte Trianel-Geschäftsführer Sven Becker. Solange die künftige Gestaltung des Strommarktes offen sei, werde es keine Investitionsentscheidung geben. Die steht auch bei einem anderen Vorhaben noch aus: Mit dem Chemieparkbetreiber Currenta plant Trianel in Krefeld ein GuD-Kraftwerk, das dem Karlsruher Projekt ähnelt. Allerdings soll dieses Kraftwerk – so es überhaupt gebaut wird – nicht wie bisher geplant 2016 oder 2017 in Betrieb gehen, sondern bis zu drei Jahre später, wie Trianel mitteilte.

Aktuell sei die Marktsituation für Gaskraftwerke kritisch, räumt Becker ein. Ein Beispiel dafür ist in der Nähe des Miro-Geländes zu besichtigen: dort steht der GuD-Kraftwerksblock RDK4 die meiste Zeit still, weil sich der Betrieb für die EnBW nicht lohnt. Dabei gelten leicht regelbare Gaskraftwerke als besonders geeignet, um die schwankende Ökostromproduktion auszugleichen. Becker glaubt, dass die Politik nach der Bundestagswahl einen Weg finden wird, die Bereithaltung von Reservekapazitäten besser zu honorieren – was für Stromkunden zusätzliche Kosten mit sich bringen könnte. Deshalb werde darüber vor der Wahl „nur in den Hinterzimmern“ geredet.