Am Samstag eröffnet der kommunale Dienstleister „Stuttgart Energie“ sein Kundenzentrum beim Tagblatt-Turm. Dann können die Bürger das Strom- und Gasangebot prüfen.

Stuttgart - Nach einer Pause von gut zehn Jahren gibt es in Stuttgart wieder ein kommunales Energieangebot: Am Samstag starten die Stadtwerke Stuttgart (SWS) in ihrem neuen Kundenzentrum beim Tagblattturm unter dem Markenzeichen „Stuttgart Energie“ mit dem Vertrieb von Ökostrom und Erdgas. Bis Ende des Jahres sollen 30 000 Stuttgarter Haushalte damit versorgt werden.

 

„Jetzt geht es los“, sagte Oberbürgermeister Fritz Kuhn am Dienstag bei der Pressekonferenz im neuen SWS-Kundenzentrum. „Die Stadtwerke werden grün, und das finden auch alle Roten, Schwarzen und Gelben in der Stadt gut.“ Von Samstag an hätten die Stadtwerke Stuttgart eine Anlaufstelle und ein nachhaltiges eigenes Energieangebot für die Bürger. Die könnten am 2. Februar von 10 bis 18 Uhr in die Eberhardstraße 61 kommen. „Den Strom- und Gasanbieter zu wechseln ist einfach und tut überhaupt nicht weh“, so Kuhn.

Zuschüsse für sparsame Geräte

Im Rathaus setzt man auf eine zügige Energiewende. Bis 2020 wolle man alle Stuttgarter Haushalte ausschließlich mit Strom aus erneuerbaren Energien versorgen, betonte der Oberbürgermeister. „Das läuft aber nur, wenn alle mitmachen“, sagte Kuhn. Es gehe den Stadtwerken aber nicht um den Verkauf von möglichst viel Strom und Gas. „Auch das Energiesparen ist eine Energiequelle“, betonte Kuhn. In den 26,75 Cent für eine Kilowattstunde sei auch ein „Stuttgarter Energie-Cent“ enthalten, der in sparsame Techniken investiert werde. Wer ein besonders sparsames Kühlgerät mit der Kategorie A+++ kaufe, erhalte von den SWS einen Zuschuss von 50 Euro. „Strom, den man gar nicht verbraucht, muss man erst gar nicht erzeugen“, erklärte der Oberbürgermeister.

„Die SWS sind Stadtwerke, die sich ganz konsequent der Energiewende verpflichtet haben“, sagte Stadtkämmerer Michael Föll. Deshalb habe man sich beim Vertrieb auch mit den Elektrizitätswerken Schönau (EWS) einen Partner gesucht, der seit Jahren für dieses Ziel stehe. Mit dem Stromrebellen Michael Sladek bilde ein „Innovationsantreiber für eine zukunftsweisende Energiepolitik“ gemeinsam mit Martin Rau die Geschäftsführung der Vertriebsgesellschaft. Bis 2020 müssten die SWS rund 800 Millionen Euro in neue Kraftwerke investieren, um genügend Ökostrom für die Stuttgarter Haushalte zu erzeugen.

Drei große Windräder bis Ende 2014

Diese Mittel fließen in neue Fotovoltaikanlagen und Windräder in der Stadt und in der Region. Es gebe bereits entsprechende Kontakte und Gespräche. „Wir setzen aber auch auf die Kraft-Wärme-Kopplung mit Blockheizkraftwerken“, sagte Michael Maxelon, der Technische Geschäftsführer der SWS. Anfang Februar gehe eine große Fotovoltaikanlage auf dem Dach des Großmarktes in Wangen in Betrieb, die rund 300 Haushalte mit sauberem Strom versorgen könne. Und bis Ende 2014 sollten sich in Stuttgart drei große Windräder drehen. „Es gibt kein kommunales Energieangebot, das so konsequent auf Ökostrom setzt“, sagte Maxelon.

„Wir möchten eine glaubwürdige und authentische Energiemarke aufbauen“, ergänzte der SWS-Geschäftsführer Martin Rau. Neben verbraucherfreundlichen Konditionen biete man ein ökologisches Markenprodukt. „Damit sichern wir auch die Zukunft unserer Kinder“, sagte Rau.

Ökostrom aus Norwegen

„Wir bürgen als SWS-Vertriebspartner für die Stromqualität und bringen unsere jahrelange Erfahrungen beim Anbieterwechsel und bei der Abrechnung ein“, sagte Sladek. Er wolle die meisten der 10 000 Stuttgarter Schönau-Kunden überzeugen, zu den neuen Stadtwerken zu wechseln. Die SWS-Kunden erhielten den gleichen Ökostrom, der aus norwegischen Wasserkraftwerken stamme, von denen keines älter als sechs Jahre sei. Das garantiere Investitionen in erneuerbare Energien. Man biete auch Biogas an, das ausschließlich aus gewerblichen Abfällen gewonnen werde.