In Deutschland hat die unterirdische Lagerung von Kohlenstoffdioxid derzeit keine Chance. Es wird jedoch weiter an dieser Option geforscht, zu der es bereits erste Ansätze gibt.

Stuttgart - Nach einer jetzt auf dem Weltenergiekongress in Südkorea vorgelegten Studie wird Asien bis zum Jahr 2035 mehr als die Hälfte des weltweiten Energieangebots beanspruchen. Den größten Anteil daran werden demnach die fossilen Brennstoffe haben, neben Öl und Gas vor allem Kohle. Dadurch würden sich die CO2-Emissionen in der Region verdoppeln und kämen auf mehr als die Hälfte des gesamten weltweiten Ausstoßes. Wegen des – weltweit gesehen – nach wie vor hohen Anteils an Kohle bei der Stromproduktion sucht auch die EU nach Lösungen, um die daraus resultierenden CO2-bedingten Klimaprobleme zu verringern.

 

Eine Möglichkeit ist, das in den Kohlekraftwerken bei der Verbrennung anfallende Kohlendioxid abzuscheiden und es im Boden zu entsorgen. CO2-Sequestrierung oder CCS (Carbon Capture and Storage) heißt dieses Verfahren, das es bisher erst in Forschungsansätzen gibt. In größerem Maßstab erprobt werden sollte es in Brandenburg. Dort wollte der Energiekonzern Vattenfall am Standort Jänschwalde ein CCS-Demonstrationskraftwerk bauen. „Das von der EU als bestes CCS-Projekt Europas bewertete Vorhaben konnte aufgrund der fehlenden rechtlichen Grundlage nicht umgesetzt werden“, klagte der Konzern, als er sich durch die politische Lage gezwungen sah, die Planungen im Dezember 2011 einzustellen.

Die EU regt das Speicherungsgesetz an

Vorausgegangen waren heftigen Diskussionen, ob in Deutschland überhaupt die Verklappung von CO2 erlaubt werden soll. In zahlreichen Bundesländern war der Widerstand gegen diese Art der CO2-Entsorgung zu groß für ein entsprechendes Gesetz. Nach langen Verhandlungen wurde aber doch 2012 ein deutsches CO2-Speicherungsgesetz verabschiedet, mit dem eine entsprechende EU-Richtlinie umgesetzt wurde. Es erlaubt kleinere CO2-Einlagerungen zu Demonstrationszwecken. Eine Klausel ermöglicht den Bundesländern zudem ein Speicherverbot auf ihrem Gebiet.

Endgültig vom Tisch dürfte daher auch hierzulande die CO2-Speichertechnik noch nicht sein. Vattenfall jedenfalls wittert wieder Morgenluft – vor allem, nachdem der brandenburgische Landtag kürzlich ein Verbot der unterirdischen CO2-Speicherung abgelehnt hat. Zudem hat sich Vattenfall dem Land Brandenburg gegenüber verpflichtet, bis 2030 die energiebedingten CO2-Emissionen um mindestens 72 Prozent gegenüber 1990 zu verringern. Neben einem neuen Kraftwerk werde weiter neue CO2-reduzierende Technologie in Betracht gezogen, hieß es – was auf eine CCS-Anlage hindeutet. Damit ließen sich laut Vattenfall die dortigen jährlichen Emissionen von 20 auf fünf Millionen Tonnen CO2 senken.

Ein weiteres Forschungsprojekt

Auch das Forschungsprojekt zur unterirdischen CO2-Lagerung in Ketzin/Havel 40 Kilometer westlich von Berlin wird weitergehen. Nach gut fünf Jahren wurde die erste Phase des Projekts unter Federführung des Deutschen Geoforschungszentrums in Potsdam (GFZ) Ende August abgeschlossen – „erfolgreich“, wie das GFZ betont. Man habe gut 67 000 Tonnen CO2 in salzwasserhaltigen Sandstein in 630 bis 650 Meter Tiefe eingelagert. Nun werde die weitere Ausbreitung des CO2 untersucht und mit dem stufenweisen Verschluss der Bohrungen begonnen.