Die EnBW hat im vergangenen Jahr fast eine halbe Milliarde Euro Verlust gemacht, weil sich konventionelle Kraftwerke kaum noch rechnen. Gleichzeitig investiert der Konzern kräftig in den Ausbau der Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien.

Wissen/Gesundheit: Werner Ludwig (lud)

Karlsruhe - Die Zahlen, die EnBW-Chef Frank Mastiaux am Dienstag in Karlsruhe vorgelegt hat, bieten wenig Grund zur Freude. Unter dem Strich steht ein Fehlbetrag von fast einer halben Milliarde Euro. Die unveränderte Dividende, die großteils an die Hauptaktionäre Baden-Württemberg und OEW fließt, muss aus der Substanz gezahlt werden. Trotzdem zeigte sich der Vorstandschef zufrieden mit dem Geschäftsjahr 2014. Die EnBW sei bei ihrem Mitte 2013 begonnenen Konzernumbau „trotz des schwierigen Umfelds gut vorangekommen“. Der Konzern will bis 2020 den Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung von derzeit rund 20 auf 40 Prozent steigern. Wachsen soll auch das Geschäft mit dem Betrieb von Strom- und Gasnetzen sowie Dienstleistungen – nicht nur im Energiesektor, sondern auch auf anderen Feldern wie der Telekommunikation.

 

Vor allem bei der Umstellung der Stromerzeugung kann die EnBW nach Mastiaux’ Einschätzung Erfolge vorweisen. So seien die ersten 34 von 80 Turbinen für den Ostsee-Windpark Baltic 2 errichtet worden. Hinzu kämen weitere 1200 MW genehmigte Kapazitäten in den projektierten Nordsee-Windparks Hohe See und He Dreiht sowie der Kauf des Offshore-Projekts Albatros. „Mit einem Portfolio von insgesamt 1900 Megawatt ist EnBW im Bereich Offshore nun die Nummer eins in Deutschland“, sagte Mastiaux. Die genannte Kapazität entspricht etwa zwei kleineren Atomkraftwerken.

Investitionen in erneuerbare Energien verdoppelt

Die Investitionen in erneuerbare Energien haben sich 2014 nahezu verdoppelt auf 611 Millionen Euro – rund ein Drittel der Gesamtinvestitionen. „Beim derzeitigen Tempo der Energiewende zählt buchstäblich jeder Tag, an dem man am Umbau des Unternehmens arbeiten kann“, sagte Mastiaux mit Blick auf die Anstrengungen in diesem Bereich. Der Betriebsgewinn der Sparte soll im laufenden Jahr um 20 Prozent zulegen. 2014 trug sie rund ein Zehntel zum Konzernergebnis bei. Parallel zum Ausbau der Ökostromproduktion legte die EnBW bei fossilen Kraftwerken den Rückwärtsgang ein. „Wir haben uns in weniger als einem Jahr von 1700 Megawatt oder 25 Prozent der Kapazitäten in der Kohlestromerzeugung getrennt“, sagte Mastiaux. So hat die EnBW ihre Dreiviertelmehrheit am Kraftwerk Bexbach an die Steag verkauft. Damit sinke auch die Abhängigkeit vom schwachen Großhandelsmarkt.

Wegen der niedrigen Börsenstrompreise, die laut Finanzvorstand Thomas Kusterer 2014 um weitere 13 Prozent eingebrochen sind, musste die EnBW im vergangenen Jahr fast eine Milliarde Euro auf ihre konventionellen Kraftwerke abschreiben – allein 700 Millionen Euro auf den neu in Betrieb genommenen Kohleblock RDK8 in Karlsruhe. Zusammen mit Rückstellungen für drohende Verluste aus ungünstigen Strombezugsverträgen fielen 2014 Einmalbelastungen von 1,3 Milliarden Euro an. „2015 sind keine deutlichen Abschreibungen mehr zu erwarten“, sagte Kusterer.

Binnen drei Jahren sollen 500 Stellen wegfallen

Angesichts der Probleme der konventionellen Stromerzeugung, die weiter unter dem Einspeisevorrang für Ökostrom leidet, will die EnBW in diesem Bereich sowie in der Verwaltung innerhalb der nächsten drei Jahre rund 500 Stellen streichen. Mit dem Betriebsrat werde derzeit über sozialverträgliche Regelungen und konzerninterne Versetzungen verhandelt. Die Einsparungen bezifferte Mastiaux mit 400 Millionen Euro im Jahr. Mit dem 2012 gestarteten Sparprogramm Fokus seien die jährlichen Kosten bereits 2014 und damit ein Jahr früher als geplant um 750 Millionen Euro gedrückt worden. Seit Ende 2011 seien im Rahmen von Fokus rund 1500 Stellen abgebaut worden, sagte Mastiaux. Auf der anderen Seite seien in Wachstumsbereichen wie den erneuerbaren Energien neue Mitarbeiter eingestellt worden. Im laufenden Jahr erwartet die EnBW keine Verbesserung der Marktbedingungen. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen soll auf dem Vorjahreswert von gut 2,1 Milliarden Euro oder maximal fünf Prozent darunter liegen.

Deutliche Kritik übte Mastiaux an der Energiepolitik der Bundesregierung. So müssten die Stromtrassen von Nord nach Süd endlich in Angriff genommen werden. Sonst sei die Versorgungssicherheit bedroht. Zudem brauche die Energiebranche Planungssicherheit für den Abbau der Atomkraftwerke. Hier seien noch viele Punkte wie etwa die Endlagerung offen. „Der Rückbau wird noch teurer, wenn die Politik keine Klarheit schafft“, so Mastiaux. Zugleich verteidigte er die umstrittene 261-Millionen-Euro-Klage gegen Bund und Land wegen der Abschaltung von Atomkraftwerken nach der Fukushima-Katastrophe. Aktienrechtlich habe es keine andere Möglichkeit gegeben. Und 261 Millionen Euro seien in diesen schwierigen Zeiten kein unerheblicher Betrag.