Deutschlands drittgrößter Stromkonzern steckt im ersten Halbjahr tief in den roten Zahlen. Die vorgezogene Revision im Atommeiler Philippsburg schlägt zu Buche. Das Umfeld bleibt für die EnBW schwierig.

Karlsruhe - Der anhaltende Preisdruck auf dem Strommarkt und vorgezogene Wartungsarbeiten im Atomkraftwerk Philippsburg haben der EnBW im ersten Halbjahr tiefrote Zahlen gebracht. Wie der drittgrößte deutsche Stromkonzern am Donnerstag in Karlsruhe mitteilte, wurde unterm Strich ein Minus von 194,2 Millionen Euro verbucht, nach einem Gewinn von 1,06 Milliarden Euro im Vorjahreszeitraum.

 

Die EnBW geht zwar davon aus, dass sich die Verluste bis Jahresende ausgleichen werden. Doch das Geschäft mit dem Strom bleibt seit dem Atomausstieg für die Versorger mühsam: „Das ohnehin sehr schwierige Umfeld hat sich in den vergangenen Monaten weiter verschlechtert“, sagte Finanzvorstand Thomas Kusterer. Im ersten Quartal hatte EnBW noch einen kleinen Gewinn von 51 Millionen Euro verbucht, im zweiten Viertel verbuchte der Konzern ein Minus von 245 Millionen Euro.

Der EnBW-Finanzchef erklärte die Verluste vor allem mit „temporären Effekten“ wie der vorgezogenen AKW-Revision. Dadurch wurde von Januar bis Juni weniger Strom produziert und früher die Kernbrennstoffsteuer fällig. Zudem war die letztjährige Bilanz durch Wertpapierverkäufe in Höhe von 700 Millionen Euro geprägt.

An der Prognose für das gesamte Geschäftsjahr hält die EnBW fest. Der Konzern erwartet dafür ein operatives Ergebnis um die 2 Milliarden Euro, „zwischen fünf und zehn Prozent“ unter dem des Vorjahres.

Erfreulich sei die Entwicklung im Bereich Netze, wo das operative Ergebnis um 20 Prozent zulegte, wegen höherer Erlöse aus der Nutzung der Strom- und Gasnetze. Auch das Segment Erneuerbare Energien legte mit 153,1 Millionen Euro um 75 Prozent zu - auch wegen der Inbetriebnahme des Offshore-Windparks EnBW Baltic 2. Für Kusterer sind dies klare Anzeichen, „dass wir auf dem richtigen Weg sind“.

Beim forcierten Ausbau der Windenergie setzt die EnBW trotz der angespannten Lage weiter auf die Türkei. „Die Türkei bleibt ein wichtiges Investitionsland für uns“, betonte Kusterer.

Insgesamt liegt die EnBW nach eigenen Angaben mit den Ergebnissen nach wie vor „im Rahmen der Erwartungen oder besser“. Das Karlsruher Unternehmen, das nahezu vollständig in öffentlicher Hand ist, hatte im ersten Halbjahr einen Umsatz in Höhe von 9,8 Milliarden Euro nach 10,9 Milliarden Euro im Vorjahreszeitraum.

Die EnBW zählte zur Jahresmitte 20 263 Beschäftigte. Zwar wurden im Rahmen des Effizienzprogramms seit dem Jahr 2012 rund 1800 Stellen gestrichen. Weil gleichzeitig bei Netzen und den Erneuerbaren neue Posten geschaffen wurden, waren dies bis jetzt „netto“ nur 600 abgebaute Arbeitsplätze, so Kusterer. Mindestens 400 weitere sollen noch in den nächsten Jahren gestrichen werden.