Die Kommune hat im Januar das Gasnetz übernommen. Den Skeptikern kommt das reichlich spät.

Ditzingen - Ist die Energiewende eine Chance oder eine Gefahr für die Kommunen? Diese Frage wird inzwischen bundesweit diskutiert – letztlich schwingt dabei auch die Überlegung mit, wie groß kommunale Stadtwerke sein müssen, um am Markt zu bestehen. 50 000 Einwohner, so heißt es, brauche es für einen wirtschaftlichen Betrieb. Ditzingen ist gerade einmal halb so groß. Haben es die Ditzinger Stadtwerke daher besonders schwer zu bestehen?

 

Die Skepsis aus des Reihen des Aufsichtsrats und des Gesellschafters, also dem Gemeinderat, gleicht zwar eher einem leisen Grummeln denn einer Fundamentalkritik. Auch der Aufsichtsratschef, der Oberbürgermeister Michael Makurath, kennt die Kritik. Doch sie ficht ihn nicht an. Es gebe bei den Stadtwerken keine kritische Ober- und Untergrenze. „Effizienz hat nichts mit der Größe zu tun, auch wenn von anderen Kreisen anderes behauptet wird. Und die Stadtwerke leben noch nicht vom Energievertrieb, das ist Fakt.“

Gleichwohl sei die Übernahme des Gasnetzes zum Jahresbeginn ein „Meilenstein“. Die Stadtwerke haben das Netz von der EnBW gekauft; über Jahre hinweg wurde über die Netzentflechtung und den Kaufpreis verhandelt. Summen werden nicht genannt. Klar ist aber, dass die Verhandlungen längst hätten abgeschlossen sein sollen. So mussten die Stadtwerke also länger als geplant darauf warten, von der Rekommunalisierung zu profitieren. „Dass wir länger gebraucht haben als gewünscht, ist unstrittig“, meint Makurath. Doch er skizziert lieber den langfristigen Plan: „Ich habe nicht den Anspruch, dass wir eine Einheit aufbauen, die in fünf Jahren eine Toprendite abwirft.“ Stadtwerke seien „auf 50, 100 Jahre angelegt“.

Dafür brauche man „eine wirtschaftliche Grundlage, die man sich erarbeiten muss“. Das daure zwar. „Ich glaube aber, wir werden schneller dort sein, als die Kritiker glauben.“ Zunächst sei man nun einen „großen Schritt weiter, die Infrastruktur in öffentliche Hände zurückzuführen, damit das Geld der Bürger in der Stadt bleibt“.

Zudem seien sie nach wie vor im Plan. „Natürlich waren die ursprünglichen Erwartungen euphorischer. Aber wir werden die 25-Prozent-Marke erreichen“, sagt Makurath über den Marktanteil. Genauer wird er freilich nicht. Um eine schwarze Null zu schreiben, müssen die Stadtwerke 2500 der möglichen 13 000 Strom- und Gaskunden im Ort gewinnen.

Die Unzufriedenheit mancher Aufsichtsräte bricht sich parallel mit Veränderungen bei den noch jungen Stadtwerke Bahn. Zum Jahresbeginn wechselte der Kämmerer Frank Feil als Geschäftsführer zu den Stadtwerken. Er ist dies zunächst noch neben Thorsten Ruprecht. Doch weil Ruprecht die Stadt im Frühjahr verlässt, wird Feil von April an allein verantwortlich sein. Die Personalie ist nicht unumstritten, selbst wenn Feil seit Diskussionsbeginn vor acht Jahren mit der Materie befasst ist. Hinter vorgehaltener Hand heißt es, der Mann der Zahlen werde den scheidenden technischen Geschäftsführer fachlich nicht ersetzen können. „Er muss Thorsten Rupprecht nicht ersetzen im technischen Bereich, sondern in der Führung, das macht er“, hält Makurath dagegen.

Auch Feil selbst kennt die Kritik. Er verweist darauf, dass er durch einem Techniker unterstützt werde. Statt das Netz zu verpachten, haben die Ditzinger ein Betriebsführermodell installiert. Sie kaufen Dienstleistungen ein. „Wir sind keine Dogmatiker. Wir haben Stadtwerke und machen deshalb alles selbst? Das kann nicht der Weg sein“, sagt Feil. Die Stadtwerke verantworten bereits die Wasserversorgung und die Straßenbeleuchtung, nun auch das Gasnetz – „was uns langfristig in die Lage versetzt, Ditzingen mit Energie zu versorgen“.