Nach den Gerlingern haben jetzt auch die Gemeinderäte aus Korntal-Münchingen der Gründung einer Betreibergesellschaft für Strom- und Gasnetze zugestimmt. Sie holen sich allerdings die EnBW mit ins Boot.

Korntal-Münchingen - Es sei ein „komplexes Projekt“, das sich Gerlingen und Korntal-Münchingen vorgenommen haben. Viele Sitzungen hat es bereits gegeben, auch ein Beratungsbüro ist eingeschaltet worden, das das gemeinsame Modell einer Netzgesellschaft erarbeiten sollte, erinnerte der Korntal-Münchinger Bürgermeister Joachim Wolf. Eine lange Vorbereitungszeit, mit der die Gemeinderäte aber so zufrieden waren, dass sie nach kurzer Aussprache mehrheitlich zustimmten. Nachdem bereits Ende Mai auch Gerlingen grünes Licht gegeben hat, werden nun vor allem juristische und steuerliche Fragen geklärt. Der Betrieb könnte im Januar 2015 starten.

 

Kommunen kaufen Netze und teilen die Risiken auf

Die neue Gesellschaft verpachtet das Gas- und das Stromnetz. Die Pächterin ist die Netze BW Gesellschaft (früher: EnBW Regional AG), die die Anlagen dafür zuvor an die Städte übereignet hatte. Die EnBW hält 49 Prozent an der Netzgesellschaft, beide Kommunen 51 Prozent, allerdings mit dem Recht, weitere 23,9 Prozent zuzukaufen. Sitz der Gesellschaft soll Gerlingen sein, da laut Wolf „alles danach aussieht“, dass die EnBW ihren neuen Regionalstandort nach Korntal-Münchingen verlagere.

Das Pachtmodell sei für die Kommunen von großem Vorteil, berichtete Christian Marthol, Rechtsanwalt des Beratungsbüros Rödl und Partner. Sie könnten sich im Netz engagieren, ohne gleich alle Risiken tragen zu müssen. Vorteile seien auch eine höhere Rendite, Kosteneinsparungen und eine flexible Erweiterung um neue Sparten. Er nannte aber auch Nachteile wie den Abstimmungsaufwand, die unterschiedlichen Entwicklungen der Netzstrukturen sowie die Aufteilung der Gewerbesteuer.

Die Freien Wähler sind nicht begeistert

Für Wolf ist das Modell „ein optimal ausgewogenes Paket“, das Effizienz und Wirtschaftlichkeit biete und ein guter Beitrag zur Versorgungssicherheit sei. „Es ist ein sinnvolles und zukunftsfähiges Konzept.“

„Wir sind sehr einverstanden mit diesem Modell“, sagte auch die Grünen-Fraktionschefin Eva Mannhardt, die hofft, dass man damit in eine neue Ära einsteige. Für Viola Noack (FDP) ist die gemeinsame Gesellschaft die „logische Konsequenz. Die Chemie zwischen Gerlingen und uns stimmt“. Und der SPD-Fraktionschef Egon Beck ergänzte mit Blick auf den Strompreis, dass die Entscheidung „sicher nicht zu Lasten der Bürger geht“. Einzig die Freien Wähler zeigten sich nicht begeistert und enthielten sich mehrheitlich. Diese Lösung spiele nicht die Ressourcen ein, die investiert würden, und es gebe keinen so großen Unterschied zu einer alleinigen Gesellschaft wie dargestellt, sagte der Fraktionschef Otto Koblinger. „Ich glaube nicht, dass mit dem Kooperationsmodell der Stein der Weisen gefunden wird.“