Die Energieversorgung Filstal kann ihr Göppinger Netz günstiger betreiben. Einige Stromanbieter geben diese Differenz auch an die Kunden weiter. In Geislingen allerdings wird der Strom teurer.

Kreis Göppingen - Der Verbraucher muss für den Wandel der Energiewirtschaft bezahlen. Vor allem die Erhöhung der so genannten EEG-Umlage zur Förderung erneuerbarer Energien wird 2014 um knapp einen Cent pro Kilowattstunde steigen, aber auch der Netzausbau und der Netzumbau kosten Geld und müssen mitfinanziert werden.

 

Strompreissenkung gilt nur für Göppinger

Bei den Kunden des Albwerks Geislingen führen die Erhöhungen diverser Parameter, die in den Strompreis einfließen, im kommenden Jahr zu einem 2,50 bis 2,80 Euro pro Monat teureren Strompreis, je nach Verbrauch und Tarif. Die Energieversorgung Filstal (EVF) Göppingen hingegen bietet zumindest ihren Kunden in Göppingen den Strom im kommenden Jahr sogar billiger an als bisher, genau gesagt um 0,86 Cent pro Kilowattstunde weniger.

Das gilt allerdings nur in ihrem eigenen Netz. Denn genau dort wird Geld gespart. Eine der vielen Strompreiskomponenten ist nämlich das Netzzugangsgeld, also die Gebühr, die für die Nutzung des jeweiligen Stromnetzes fällig wird. Diese verringert sich im Bereich der EVF. Die EVF hat wie berichtet im vergangenen Jahr das Göppinger Stromnetz von der EnBW für rund 23,3 Millionen Euro übernommen. Das Netzzugangsentgelt oder auch Netznutzungsentgelt errechnet sich aus den Betriebskosten für das Netz. Das Netz ist dem EVF-Geschäftsführer Martin Bernhart zufolge jedoch in einem sehr guten Zustand und erfordert keine größeren Investitionen.

Netz kostet weniger Geld

Ursprünglich war das Netzzugangsgeld im EVF-Netz mit 5,64 Cent pro Kilowattstunde taxiert worden. Nun kann es um 1,44 Cent auf 4,2 Cent pro Kilowattstunde gesenkt werden. Nach Abzug der Erhöhungen für die EEG-Umlage und ähnlichem, von dem auch die EVF betroffen ist, wird der EVF-Strom daher nun im eigenen Netz künftig dennoch billiger, wenn auch nicht um die ganzen 1,44 Cent.

Zum Vergleich: Das Albwerk, das schon immer im Besitz des Stromnetzes rund um Geislingen ist, muss sein Netz ausbauen. In den kommenden acht Jahren rechnet das Albwerk mit Investitionen in Höhe von rund 40 Millionen Euro, nicht zuletzt um zusätzliche Mengen regenerativ erzeugter Energie aufzunehmen. Um diese Kosten aufzufangen müssen das Albwerk das Netznutzungsentgelt geringfügig auf 5,25 Cent erhöhen.

In Geislingen wird auch EVF-Strom teurer

Diese 5,25 Cent berechnet allerdings auch die EVF ihren Geislinger Kunden, weshalb sich EVF-Strom in Geislingen ebenso wie Albwerk-Strom verteuern wird.

Umgekehrt heißt das aber auch, dass im Prinzip alle Anbieter im Netz der EVF ihren Kunden das geringere Zugangsentgelt weiterreichen könnten. So wird Albwerk-Strom in Göppingen um die Differenz des Netzzugangsentgelts günstiger, als in Geislingen angeboten, also um etwas mehr als einen Cent pro Kilowattstunde weniger. „Wir werden diese Reduktion unseren Kunden zu 100 Prozent weitergeben“, erklärt Willy Reichle, der Vertriebsleiter des Albwerks. Für einen Vier-Personen-Haushalt mit einem Durchschnittsverbrauch von 4000 Kilowattstunden pro Jahr wäre das demnach je nach Wohnort ein Unterschied von mehr als 40 Euro im Jahr. Andere Stromanbieter handhaben das nicht unbedingt so.

Es gibt zwei Varianten. Entweder ein Anbieter rechnet das Netznutzungsentgelt eins zu eins in den Strompreis ein und hat dann je nach regionalen Gebühren ganz unterschiedliche Preise, oder er pauschaliert die diversen Netzkosten, spart also beispielsweise in Göppingen gegenüber seiner Pauschale etwas, liegt aber mit der Pauschale im Geislinger Netz etwas unter den eigenen Kosten.

EnBW kalkuliert unterschiedlich und erhöht Preise nicht

Die EnBW als großer Anbieter macht beides. „Wir haben sowohl regionale Tarife, bei denen wir die jeweiligen Netzentgelte direkt berücksichtigen, als auch großflächige Tarife, für die wir eine Mischkalkulation zugrunde legen“, erklärt Hans-Jörg Groscurth, Sprecher der EnBW Vertrieb. Im übrigen werde die EnBW ohnehin ihre Preise in nahezu allen Tarifen, also für die allermeisten Kunden, bis weit in das Jahr 2014 hinein nicht erhöhen, so Groscurth.