Von Windrädern im Allgäu bis zur Wasserkraft im Rems-Murr-Kreis: die Bürgerenergiegenossenschaft Remstal hat sich für das Jahr 2017 einige Projekte vorgenommen. Es werden dringend weitere Mitglieder gesucht, um die Energiewende vor Ort auch verwirklichen zu können.

Winterbach - Rüdiger Mattauch kauft gerne auf dem Wochenmarkt ein. Nur diesem Umstand ist es zu verdanken, dass sich die Bürgerenergiegenossenschaft Remstal (BEG) an Windrädern im Allgäu beteiligt. Denn vor vier Jahren hat ihr Vorsitzender Rüdiger Mattauch am Stand vom Käse-Toni einen Zettel entdeckt, auf dem für eben jenes Windkraftprojekt bei Marktoberndorf geworben wurde. Die BEG meldete Interesse an und so kam der Kontakt mit den Allgäuer Projektentwicklern zustande. Ende Dezember ist die Anlage schließlich genehmigt worden.

 

Dass sich das Verfahren so lange hingezogen hat, dafür gibt es mehrere Gründe: „Was bei uns die Milane sind, sind dort die Schwarzstörche. Die mussten beobachtet werden“, erläutert Eberhard Schlotz, ebenfalls Vorsitzender der BEG. Dazu kamen viele weitere Gutachten und zwei Verfahren vor dem Verwaltungsgerichtshof in Augsburg, die gewonnen wurden. Am Sonntag ist eine Abordnung der BEG ins Allgäu gefahren, um bei der Kick-Off-Veranstaltung für das Projekt dabei zu sein. „Es wäre toll, wenn wir ein Drittel der Kosten finanzieren könnten. Dann wäre es ein richtiges Bürgerwindrad“, sagt Schlotz.

Windkraft im Allgäu hat einige Vorteile

Zunächst sei die BEG durchaus daran interessiert gewesen, sich direkt an Windkraftanlagen im Rems-Murr-Kreis zu beteiligen. Nachdem allerdings ein Standort nach dem anderen weggefallen sei, habe sich die BEG auf das Projekt im Allgäu konzentriert, zumal es dort laut Rüdiger Mattauch einige weitere Vorteile gibt. So betrage die Windgeschwindigkeit im Durchschnitt 6,5 Meter pro Sekunde, auch sei die Region besser erschlossen – die Kosten für die Zufahrten seien also geringer. Und schließlich betrage die Pacht für das Grundstück etwa die Hälfte dessen, was in Baden-Württemberg für Flächen der BW-Forst gezahlt werden müsse.

Genehmigt sind mittlerweile zwei Windräder, die BEG hofft, dass ein drittes noch in diesem Quartal dazu kommt. „Und wenn die Finanzierung bis Ende März steht, könnte der erste Strom schon Ende des Jahre eingespeist werden“, sagt Schlotz. Doch nicht nur die geplante Anlage im Allgäu soll der BEG im fünften Jahr ihres Bestehens Aufwind geben.

Verantwortlich für Energieversorgung im Loft Schorndorf

Die Genossenschaft mit ihren 218 Mitgliedern hat noch einige andere Projekte in der Pipeline, die die Energiewende voranbringen sollen. So ist die BEG für die komplette Energieversorgung in dem Neubauprojekt „Loft Schorndorf“ verantwortlich. Das umfasst unter anderem ein Blockheizkraftwerk sowie eine Photovoltaikanlage. Das Gebäude ist inzwischen fertiggestellt und wird bezogen. „Unser Vorteil ist, dass wir das Knowhow in den eigenen Reihen haben, um die Messung und Abrechnung leisten zu können“, erläutert Schlotz.

Und wenn alles klappt, wird in den kommenden Monaten auch noch ein eigenes Wasserkraftwerk sowie eine Photovoltaikanlage auf dem Mühlengebäudehinzukommen. Mit der Entwicklung der BEG ist Schlotz zufrieden: „Sie wächst langsam, aber stetig.“ Nur ein paar Mitglieder mehr sollten es noch werden – um die vielen Projekte auch stemmen zu können. „Neue Mitstreiter zu finden, ist teilweise etwas mühsam“, sagt Eberhard Schlotz.

Weitere Infos zur BEG und ihren Projekten gibt es hier.

Energiewende vor Ort unterstützen

BEG
: Um ihre Projekte verwirklichen und finanzieren zu können, ist die BEG Remstal auf der Suche nach weiteren Genossen. Die Mitgliedschaft ist ab einem Anteil zu 300 Euro und einer einmaligen Eintrittsgebühr von 25 Euro möglich. Die Mitglieder erhalten, wenn sie Stromkunden sind, einen exklusiven Regionaltarif und bei wirtschaftlichem Erfolg eine Dividende. Zudem können sie Anteile an regionalen Erzeugungsanlagen erwerben.

Weitere Energiegenossenschaften
: Die BEG ist bei weitem nicht die einzige Energiegenossenschaft im Rems-Murr-Kreis. Es gibt unter anderem den Solarverein Rems-Murr, die Energiegemeinschaft Weissacher Tal sowie die Bürgerenergie Schwaikheim. Die meisten Genossenschaften investieren vor allem auf Photovoltaikanlagen in ihrer direkten Umgebung.