Der Bau der zwei Windkraftanlagen bei Feuerbach wird immer wahrscheinlicher. Eine endgültige Entscheidung treffen der Aufsichtsrat der Stadtwerke Stuttgart und der Gemeinderat aber erst Mitte 2016.

Klima/Nachhaltigkeit : Thomas Faltin (fal)

Stuttgart - Michael Maxelon, der Geschäftsführer der Stadtwerke Stuttgart, hat am Donnerstag offiziell bekannt gegeben, dass die Pläne für zwei Windräder im Tauschwald bei Feuerbach weiter verfolgt werden. Die Wirtschaftlichkeit der Anlagen sei auf jeden Fall gegeben (die StZ berichtete), so Maxelon; und auch die absehbaren Auflagen der Naturschutzbehörden würden keine „unlösbaren Probleme“ darstellen. Er hofft, dass das Verfahren bis Mitte 2016 so weit ist, dass Aufsichtsrat und Gemeinderat – wo sich derzeit Mehrheiten für das Projekt abzeichnen – eine endgültige Entscheidung treffen können. Die Windräder könnten dann Ende 2017 in Betrieb gehen.

 

Der Geschäftsführer unterstrich die große Bedeutung, die die beiden Windräder für die Energiewende in Stuttgart besäßen. Mit ihnen würden jährlich etwa 14 Millionen Kilowattstunden Strom produziert, womit man 4000 Haushalte versorgen könne. Fotovoltaikanlagen oder auch Blockheizkraftwerke seien zwar ebenfalls wichtig, könnten aber nur einen kleinen Beitrag leisten. Vor kurzem hätten die Stadtwerke in einem Mehrfamilienhaus ihr bisher größtes Blockheizkraftwerk in Betrieb genommen. Um die gleiche Menge an Strom wie die beiden Windräder zu produzieren, müssten die Stadtwerke 400 solcher Kraftwerke installieren: „Dafür brauchen wir mindestens zwei Jahrzehnte“, so Michael Maxelon.

Insgesamt investieren die Stadtwerke zehn Millionen Euro

Bisher haben die Stadtwerke nach eigenen Angaben 230 000 Euro in die Planungen der Windräder investiert; bis zur Baureife werden es weitere 150 000 Euro sein. Insgesamt wollen die Stadtwerke zehn Millionen Euro in die Anlagen investieren.

Das Windmessgutachten habe ergeben, dass der Tauschwald eine typische Rendite für Windräder in Baden-Württemberg abliefere. Der Standort sei deshalb als gut zu bewerten und liege in seiner Qualität nicht eklatant unter jenen Standorten in Hessen und Bayern, wo die Stadtwerke fertige Windräder zugekauft haben. Man geht von 2400 Volllaststunden pro Jahr aus.

Stadtwerke kündigen einen transparenten Prozess an

Die Bürger sollen sich an dem nun beginnenden Prozess in doppelter Weise beteiligen können. Zum einen kündigte Michael Maxelon einen transparenten Prozess an: Noch am Donnerstag wurde auf den Internetseiten der Stadtwerke eine Plattform freigeschaltet, auf der viele Informationen zu finden seien. Auf Nachfrage sagte Maxelon, dass das Windmessgutachten nachgereicht werde. Und das wirtschaftliche Gutachten wird vermutlich nicht veröffentlicht, da darin viele sensible Daten über das Unternehmen enthalten seien. Die Pläne würden auch ausgelegt, jeder Bürger könne sich an die Stadtwerke wenden. Michael Maxelon sagte aber auch: „Die direkte Betroffenheit mancher Menschen ist dennoch nicht wegzudiskutieren.“ In den Bezirksbeiräten, die die Windräder ablehnen, soll das Projekt nochmals besprochen werden. Direkten Kontakt zu den Gegnern des Projektes im Tauschwald haben die Stadtwerke derzeit nicht.

Zum anderen sollen sich die Bürger finanziell an den Windrädern beteiligen können. Geplant sei eine festverzinsliche Anlage, die im Vergleich zu den heute üblichen Zinsen attraktiv sein soll. Gerüchteweise ist die Rendite für die Stadtwerke auf ein bis sechs Prozent prognostiziert. Ein Betriebsrisiko müssten die Anleger nicht tragen; sie hätten allerdings auch kein Stimmrecht. Stuttgarter Bürger sollen womöglich bevorzugt werden. Das Angebot wird aber erst aufgelegt, wenn die Windräder laufen – vermutlich also erst 2018.