Bisher habe Stuttgarts grüner OB Fritz Kuhn bei der Energiewende zu wenig Gas gegeben, kritisiert der StZ-Redakteur Thomas Faltin. Er fordert das Stadtoberhaupt auf, mehr Dampf zu machen. Allerdings ist klar, dass der Grüne die Aufgabe nicht alleine bewältigen kann.

Klima/Nachhaltigkeit : Thomas Faltin (fal)

Stuttgart - In der hitzigen Auseinandersetzung um zwei Windräder im Tauschwald oder um das Wassernetz in Stuttgart gerät das große Ziel leicht aus dem Blick: Deutschland will die Energiewende schaffen, um nicht mehr risikobehaftete Kernkraftwerke betreiben zu müssen und um die Erwärmung der Erde möglichst gering zu halten, damit Hungersnöte, militärische Konflikte um Ressourcen und noch größere Flüchtlingsströme ausbleiben. Auch wenn das zeitlich wie geografisch weit weg erscheint: letztlich soll dazu auch das Energiekonzept in Stuttgart seinen Beitrag zu dieser globen Aufgabe leisten.

 

Die Debatte am Dienstag im Rathaus hat aber vor allem eines gezeigt: die engagierten Bürger, die die Klimaziele von Bund und Land im Schlaf herunterbeten können, sind mit Stuttgart und speziell mit OB Fritz Kuhn unzufrieden. Zwar sind sie in vielen Punkten mit ihm im Grundsatz einig – ja, erneuerbare Energiequellen müssen besser genutzt werden, ja, die Stadtwerke müssen eine Schlüsselposition erhalten. Aber erstens geht den Bürgern alles viel zu langsam, und zweitens sei die Stadt viel zu zurückhaltend, was den Umfang der Programme anbetrifft. Kleckern statt klotzen, heißt ihr Credo – ansonsten werde es nichts mit den ambitionierten Zielen der Stadt.

Tatsächlich ist Kuhns bisherige Leistung in diesem Feld enttäuschend. Zweieinhalb Jahre sind seit seinem Amtsantritt vergangen, aber noch immer ist keine Kuhnsche Handschrift in diesem Konzept zu erkennen, noch immer hat er keine eigenen Akzente gesetzt. Den bisher bedeutendsten Schritt, die Gründung der Stuttgarter Stadtwerke, war schon Kuhns Vorgänger Wolfgang Schuster gegangen.

Allerdings: Fritz Kuhn kann’s nicht alleine richten. Nur wenn die Bürger und die Unternehmen mitmachen, wird das große Projekt Fahrt aufnehmen. Doch die neue Heizung oder die Dämmung der Fassade ist teuer. Der Geist ist bei vielen willig, nur der Geldbeutel leer. Finanzielle Anreize könnten deshalb die Energiewende so stark beschleunigen wie kein anderer Faktor.