Die Industrie will sich gegen die politisch präferierte Windkraft behaupten. Die Solarbranche schaffte bereits neue Arbeitsplätze.  

München - Die deutsche Solarindustrie will von der Energiewende profitieren. Schon 2012 werde Solarstrom das Preisniveau von Haushaltstarifen erreichen und 2017 ohne Förderung wettbewerbsfähig sein, versprach der Chef des Branchenverbands BSW, Carsten Körnig, bei der weltgrößten Solarmesse Intersolar in München. Stark sinkende Kosten für Solaranlagen aller Art und innovative Technik würden endgültig die Mär widerlegen, dass Photovoltaik die teuerste Variante erneuerbarer Energien ist.

 

Auch chinesischer Konkurrenz fühlt sich die heimische Branche gewachsen. Staatlich geförderte Hersteller aus China haben 2010 zwar gut jede zweite hier zu Lande installierte Solarzelle hergestellt. Aber der Kostenvorteil der Chinesen, der einmal 20 Prozent betragen habe, sei nun auf acht Prozent geschrumpft und nehme weiter ab, betonte Körnig. Bis 2020 sollen die Systempreise für Solaranlagen um die Hälfte sinken. Der Manager glaubt, dass die deutsche Solarindustrie zwölf Prozent Weltmarktanteil langfristig verteidigen kann. Technologisch sei sie ohnehin führend, was Experten bestätigen.

Solarfirmen schaffen neue Arbeitsplätze

Rund 5,5 Milliarden Euro wollen Solarfirmen in den nächsten drei Jahren hier zu Lande investieren und die Modulproduktion auf 8,5 Megawatt gut verdoppeln, kündigte der BSW an. Das schafft neue Jobs. Im Vorjahr hat sich die Zahl der Arbeitsplätze allein in der Fotovoltaik (Sonnenenergie zu Strom) auf bundesweit 133.000 Stellen verdoppelt. Dazu kommen 20.000 Jobs in der Solarthermie (Sonnenenergie zu Wärme). Einher geht diese Entwicklung mit einer Verdoppelung der Branchenumsätze auf 20 Milliarden Euro. "Wir sind ein ernstzunehmender Industriezweig geworden", stellte Körnig klar.

Zugleich kritisierte er die Energiepolitik des Bundes, die nach Fukushima zu einseitig auf Windenergie setze. Mit dem normalen Sinken der deutschen Einspeisevergütung für Solarstrom von bis zu einem Viertel per annum könne man leben, nicht aber mit dem Streichen von Boni für den Eigenverbrauch. Denn ohne Transport selbst verbrauchter Sonnenstrom senke den Ausbaubedarf deutscher Stromnetze und damit die Kosten der Energiewende.

Trotzdem werde der Solaranteil am Strom dieses Jahr von zwei auf drei Prozent wachsen und bis 2020 kontinuierlich auf etwa ein Zehntel, sagt der BSW voraus. Das bedeutet eine Neuinstallation von Kollektoren mit rund fünf Gigawatt Leistung per annum. Derzeit sind bundesweit 17 Gigawatt Solarstrom installiert, was mittags bei Sonnenschein zehn Kernkraftwerken entspricht. 2010 betrug der Zubau 7,4 Gigawatt, weil Investoren noch vom vollen Fördersatz für Solarstrom profitieren wollten.