Frankreichs Atommeiler nähern sich dem Ende ihrer Laufzeit. Ein Rezept für die Zeit danach hat Paris nicht, kommentiert Axel Veiel.

W Paris - ürden die Meldungen über Unzulänglichkeiten in Frankreichs Atomkraftwerken nicht schaudern lassen, man könnte sich daran gewöhnen. Kaum ist die eine Hiobsbotschaft verhallt, ertönt auch schon die nächste. Vor einer Woche erst hatte Greenpeace ein Gutachten vorgelegt, wonach die mit hochradioaktiver Flüssigkeit gefüllten Abklingbecken vor Terrorattacken nicht ausreichend geschützt sind. Nun berichtet die Atomaufsicht von rostigen AKW-Kühlrohren, die Überschwemmungen oder Erdstößen nicht gewachsen seien. Der Eindruck verfestigt sich, dass die Sache den Verantwortlichen über den Kopf wächst.

 

Und die Herausforderungen sind ja auch gigantisch. In den siebziger Jahren hatte die an der Spitze des nuklearen Fortschritts marschierende Nation beschlossen, nicht nur militärisch, sondern auch zivil auf Atomkraft zu setzen. In der Folgezeit entstand der Großteil der heute 58 französischen Reaktoren. Was wiederum heißt: Viele sind am Ende ihrer Lebensdauer angelangt. Und nun fehlt es an Alternativen. Noch immer deckt Frankreich drei Viertel seines Strombedarfs aus Atomkraftwerken. Das Energiewendegesetz, wonach der Anteil bis 2025 auf 50 Prozent sinken soll, hat sich als frommer Wunsch entpuppt. Was den Betreibern bleibt, ist Flickwerk am Altbestand – gefährliches Flickwerk.