Mit einem Gottesdienst und einem Festakt feiert der Caritasverband Stuttgart sein 100-jähriges Bestehen.

Psychologie/Partnerschaft: Nina Ayerle (nay)

Stuttgart - 100 Jahre Gerechtigkeit – das ist der Slogan, mit dem der Caritasverband Stuttgart auf seine Arbeit zum Jubiläum aufmerksam macht. Gerechtigkeit, was ist das? Ein Team der Caritas hat dazu Menschen in Stuttgart befragt, was für sie Ungerechtigkeit bedeutet. Ein junges Mädchen sagt, „in Stuttgart sind die Klamotten so teuer“. Und ein kleiner Bub, er wohnt in Mönchfeld: „Für Kinder gibt es da gar nichts.“ Ein Mann glaubt, in Stuttgart gebe es ein großes soziales Gefälle.

 

Heute ist die Caritas längst auch ein sozialpolitischer Akteur geworden

Dieses zu verkleinern, darum kümmert sich die Caritas. „Wir sind mitten unter den Menschen und fragen uns, wo sie Unterstützung brauchen“, sagte Vorstand Uwe Hardt bei der Feier zum 100. Geburtstag. Rund 200 Vertreter von Kirche und Politik feierten diesen mit einem Gottesdienst in der Domkirche St. Eberhard und bei einem Festakt im Haus der Katholischen Kirche.

Die Aufgabe der Caritas sei es auch, so Hardt weiter, sich, wenn nötig, für politische Unterstützung einzusetzen: „Die Caritas ist inzwischen auch ein sozialpolitischer Akteur.“ Sein Vorstandskollege Raphael Graf von Deym ergänzte, man trage dort zu einem gelingenden Leben bei, wo Brüche zu überwinden seien.

Zu den Anfangszeiten der Caritas war dies eigentlich nicht anders. „Der Menschen ganzer Jammer fasst uns an“ – der Satz stammt von dem ersten Caritasdirektor Johannes Straubinger. „An diesen Worten Straubingers bin ich hängen geblieben“, sagte Bischof Gebhard Fürst in seiner Predigt. Während es vor 100 Jahren noch die Handwerker, Dienstboten und Kaufleute waren, die Hilfe benötigt hätten, seien es heute die Arbeitslosen, die Alten, die Drogenabhängigen oder die Obdachlosen. „All jenen die nötige Hilfe zukommen zu lassen, die sie brauchen, ist unsere Pflicht“, sagte Fürst. „Mehr noch, unser christlicher Glaube lässt uns keine Wahl.“

Landtagspräsidentin lobt Einsatz für Flüchtlinge

Die Landtagspräsidentin Muhterem Aras lobte besonders den Umgang der Caritas mit den aktuellen Problemen unserer Zeit wie der Flüchtlingskrise. In den letzten Monaten habe sie selbst die Frage aufgeworfen, in welcher Welt wir eigentlich leben wollen. „Sie beantworten diese eigentlich seit 100 Jahren mit einer konstanten Orientierung am Gemeinwohl“, sagte Aras. Ihr Fazit: „Ohne die Caritas wäre unsere Gesellschaft, unsere Stadt viel ärmer.“

Auch Oberbürgermeister Fritz Kuhn lobte die Caritas. Er erinnerte an den Beitrag der Stadt. Die rund 13 Millionen Euro, mit denen die Stadt die Caritas jährlich unterstütze, seien keine milde Gabe. „Denn wenn Sie das alles nicht machen würden, müsste es die Stadt ja selbst machen.“ Aber: „Sie machen ihre Arbeit sehr gut. Ich weiß nicht, ob wir als Stadt das auch so gut könnten“, fuhr Kuhn fort. Nicht umsonst gebe es kaum einen Bereich der sozialen Fürsorge, in dem die Caritas nicht tätig sei.