Benjamin Wolf aus Stuttgart-West will mit der Stiftung Stay die Entwicklungshilfe nachhaltiger gestalten. Das Pilotprojekt läuft derzeit in Uganda. Langfristig möchte er seine Idee auf weitere Länder in Afrika ausweiten.

Psychologie/Partnerschaft: Nina Ayerle (nay)

S-West - Einfach nur klassische Entwicklungshilfe leisten – das wollte Benjamin Wolf nicht. Sein Anspruch ist größer: Er will einen neuen Weg in der internationalen Zusammenarbeit einschlagen. Wolf ist das Gesicht der Stiftung Stay, die er unter dem Namen Südwerk-Stiftung im Jahr 2006 gründete. Sein Ziel ist die Armutsbekämpfung in Entwicklungsländern – allerdings möchte er die „klassischen Fehler“ nicht wiederholen. „Die gängige Entwicklungshilfe hinterlässt wenig messbare Fortschritte“, so seine Erfahrung.

 

Entwicklungshilfe ist oft nicht nachhaltig

Gesammelt hat er die zum Beispiel in Ecuador. Im Jahr 2000 hat der heute 41-Jährige dort eine Gesundheitsstation geleitet. „Mein Ziel war eigentlich, das Projekt nicht von mir abhängig zu machen“, erzählt er. Das ist leider nicht passiert. Auch jetzt – 17 Jahre später – hat sich das Projekt nicht verselbstständigt.

Jahrelang hat Wolf nun geforscht, was in der Entwicklungshilfe anders laufen muss. Seine Idee? „Wenn Einheimische selbst Entwicklungshelfer sind, dann ist es nur noch die Entwicklung, die bleibt.“ Die Basis seines Konzeptes sei eine „Wohlfahrtsspirale“: Arbeit und Einkommen, Bildung und Gesundheit. Aus Wolfs Sicht bilden diese drei Bausteine das „kleinstmögliche stabile System einer nachhaltigen Entwicklung“. Nur so könne eine Gemeinschaft der Armut entkommen.

Der Gründer setzt eher auf Zusammenarbeit, denn auf Hilfe

Vor knapp vier Jahren hat Wolf begonnen, sein Pilotprojekt „Stay Alliance“ in Uganda umzusetzen. Erst diesen Sommer war er mit einer Gruppe ehrenamtlicher Helfer dort. Erste Erfolge seien schon zu sehen gewesen: Einzelne Gründer und Sozialunternehmen haben sich zu einem Dachverband zusammen geschlossen.

Viele der Sozialunternehmer sind laut Wolf seit Jahrzehnten tätig. Sie kennen ihr Land, sie wissen, was es braucht. Und: Sie haben schon eine gute Ausbildung, unternehmerische Erfahrung und daher auch einen Antrieb, ihr Land aus der Armut zu führen. Auf diesem Grundsatz fußt auch Wolfs Ansatz: Er schickt über seine Stiftung keine Entwicklungshelfer nach Uganda, die den Leuten dort sagen sollen, was sie denn wohl brauchen. „Das wissen die Menschen vor Ort meistens besser“, ist er überzeugt.

Was Wolf konkret macht? Er schafft einen Rahmen. Er hat geholfen, die kleinen Unternehmer und Initiativen zu vernetzen, Geld für den Verband gespendet. Die Stay Alliance ist quasi ein Bündnis aus ugandischen Sozialunternehmern. Diese wiederum unterstützt Wolf mit Geldern, damit sie Krankenschwestern, Lehrer oder Handwerker selbst ausbilden können. So sollen die Menschen dort voneinander lernen, wie sie gesund leben, wie sie Geld verdienen können und eine allgemeine Bildung erhalten mit Lesen, Schreiben und Rechnen. Gerade hat er Stipendien ausgegeben für 90 Helfer, sagt Wolf, der eigentlich gelernter Tischler ist und im Anschluss Betriebswirtschaftslehre für Non-Profit-Organisationen studiert hat. Seinen Job in einer Unternehmensberatung hat Wolf bereits 2006 gekündigt, um sich fast Vollzeit der Entwicklungszusammenarbeit zu widmen. Bewusst nennt er es „Zusammenarbeit“ und nicht „Hilfe“.

In Uganda haben die Stiftungsmitglieder ideale Testbedingungen vorgefunden

Fokussiert auf ein Land war er für das Pilotprojekt nicht. Uganda habe man aus „strategischen Gründen“ ausgewählt: „Wir brauchten Bedingungen, die dann übertragbar sind“, sagt Wolf. Uganda sei ein fruchtbares Land, politisch und wirtschaftlich seit 30 Jahren zumindest „stabil“. Uganda nimmt zudem, obwohl es kein reiches Land ist, viele Flüchtlinge auf. „Sie haben im Vergleich zu Südafrika ein gutes Image in der Region“, so glaubt Wolf. Nun sei Afrika zwar von den Lebensbedingungen her „am Weitesten hinten“, aber viele sprechen dort Englisch und es habe fast die gleiche Zeitzone wie Europa. „Und man findet leichter ehrenamtliche Helfer“, ergänzt er.

Wolf ist überzeugt, dass nur genau solche Projekt die Chance haben, langfristig zu überleben. Projekte, die nur Anschubfinanzierung brauchen, aber von den Menschen vor Ort selbst gestemmt werden. Denn nur so lernten sie, es danach alleine zu schaffen.