Die Gleisbauarbeiten haben S-Bahnen und Züge aufgehalten: Es gab lange Verspätungen und Zugausfälle

Böblingen: Kathrin Haasis (kat)

Herrenberg - Im Zugverkehr zwischen Herrenberg und Stuttgart ist diese Woche eines zum anderen gekommen: „Es ist einfach dumm gelaufen“, fasst Werner Graf die missliche Lage der Bahn zusammen. Lange Verspätungen und Zugausfälle hätten bei den Fahrgästen verständlicherweise für Verärgerung und Missmut gesorgt, berichtet der Bahnsprecher. Seit 13. Juli werden die Gleise zwischen Böblingen und Stuttgart-Vaihingen erneuert, weshalb nur ein Gleis für die Züge zur Verfügung steht. Nun wird an neuen Baustellen-Fahrplänen gearbeitet, die von nächster Woche an für mehr Pünktlichkeit sorgen sollen

 

Zusätzlich zu den durch die Baustelle bedingten Verkehrsbehinderungen ist es in dieser Woche aber auch zu einer Verkettung von unglücklichen Umständen gekommen. Von Montag bis Mittwoch hat es am Herrenberger Bahnhof sogar regelrecht chaotische Zustände gegeben, weil der Regionalexpress nach Stuttgart nur ein Drittel seiner üblichen Kapazität hatte. Der Regionalexpress mit 900 Plätzen war in der Werkstatt, wo sich wiederum die Reparatur aufgrund personeller Engpässe verzögerte. Als Ersatz wurde ein Zug mit nicht einmal 300 Plätzen auf die Schiene geschickt. Die Waggons waren schon überfüllt, bevor sie überhaupt in Herrenberg anhielten. Pendler und Schüler blieben auf dem Bahnsteig zurück.

Rotausleuchtung blockiert die Strecke

Am Mittwochnachmittag ist es dann noch mitten in der Hauptverkehrszeit zu einer Störung zwischen Böblingen und Stuttgart-Vaihingen gekommen: Die eingleisige Strecke war teilweise blockiert. Auf dem Bildschirm des Fahrdienstleiters wurde auf der Strecke eine Rotausleuchtung angezeigt. Das bedeutet, dass keine Züge fahren dürfen, bis ein Prüfverfahren abgeschlossen ist. Die Ursache für die Rotlichtanzeige ist unbekannt. Es kann am Wetter gelegen haben. Dieses Problem habe die Kollegen in den Stellwerken von Böblingen und Stuttgart-Vaihingen von 14.25 bis 18 Uhr stark beschäftigt, erklärt Werner Graf. Sie mussten auch Züge ausfallen lassen. „Wir bitten vielmals um Entschuldigung“, sagt er für die Bahn.

Der Ursprung des Problems sind die Bauarbeiten auf den Gleisen zwischen Böblingen und Stuttgart-Vaihingen. Im Lebenszyklus der Schienen sei diese Erneuerung aber nicht mehr aufzuschieben gewesen. „Die betrieblichen Auswirkungen sind schon gravierend“, sagt Werner Graf. „Wir muten den Fahrgästen einiges zu.“ Seit 13. Juli müssen sich S-Bahnen, Regionalzüge, Inter-Citys und der Güterverkehr auf dieser Strecke in beide Richtungen ein Gleis teilen. Dafür wurden neue Fahrpläne erstellt. „Es gibt allerdings äußere Störfaktoren“, erklärt der Bahnsprecher die Problematik. Wenn zum Beispiel ein Zug auf den Anschluss wartet oder es in einer S-Bahn zu einem Notarzteinsatz kommt, ist der komplette Takt durcheinander. Ist ein Zug verspätet, sind es die folgenden auch, weil sie erst losfahren können, wenn die Strecke wieder frei ist. „Wir müssen auf einem Gleis die Menge an Zügen fahren, die wir sonst, sportlich konstruiert, auf zwei fahren“, sagt Werner Graf über die hohe Auslastung auf diesem Abschnitt.

Neue Fahrpläne für die verbleibenden Wochen

Immerhin ist am Donnerstag auf dem Herrenberger Bahnhof fast wieder Normalität eingekehrt: Zumindest ist der Regionalexpress nach Stuttgart mit seinen doppelstöckigen Waggons wieder im Einsatz. Außerdem feilt das Fahrplanbüro der Bahn an einem neuen Fahrplan, um das Gedrängel zu entzerren. Trotzdem ist bis zum 15. August mit Verspätungen auf der Strecke zu rechnen. An den Wochenenden 30. und 31. Juli sowie 20. und 21. August wird die Linie komplett gesperrt. Dann fahren Busse zwischen Böblingen und Vaihingen. „Aber das ist alles nicht so schlimm wie eine unerwartete Veränderung“, sagt Werner Graf.