Die Ziele waren groß, die Ernüchterung nun hart: Waldenbuch verabschiedet sich vom Status als offizielle Energie- und Klimaschutzkommune. Doch was ist falsch gelaufen?

Waldenbuch - Im Februar 2017 strahlte die Delegation aus Waldenbuch noch gemeinsam mit Landesumweltminister Franz Untersteller bei der Verleihung des European Energy Awards (EEA) in Friedrichshafen in die Kameras. Jetzt sind die Mienen ernster geworden. Der Gemeinderat hat am Dienstag den Stecker gezogen und wird die Stelle des städtischen Klimaschutzmanagers nicht mehr besetzen. Damit ist auch das Ende der Schönbuchkommune als zertifizierte Energiesparstadt eingeläutet.

 

In einer knappen halben Stunde hat der Gemeinderat beendet, was in den vergangenen Jahren mit viel Mühe und großem ehrenamtlichem Einsatz aufgebaut worden war. Im Energieteam hatten engagierte Bürger und Stadträte gemeinsam mit Marco Noller vom städtischen Bauamt von 2011 bis 2012 um die Zertifizierung und die nötige Punktzahl für den EEA-Audit gerungen.

Waldenbuch war in vieler Hinsicht Vorreiter

Manfred Buddrus gehörte zum harten Kern derer, die mit der Erarbeitung eines energiepolitischen Arbeitsprogramms die Voraussetzungen für die Verleihung des Energiesiegels geschaffen haben. Er sieht die aktuelle Entscheidung mit gemischten Gefühlen. „Es ist schade, dass wir auf dem Erreichten nicht aufbauen. Waldenbuch war beim Thema Energiesparen in vieler Hinsicht Vorreiter. Wir hätten noch einiges bewegen können“, sagt er.

Andererseits hat ihn die Entscheidung des Gremiums für den Ausstieg nicht überrascht. „Das war ein schleichender Tod. Es ist uns nicht gelungen, die Bürger im erforderlichen Umfang mitzunehmen. Auch auf städtischer Seite lief zuletzt vieles nur noch halbherzig. Da ist es besser, jetzt einen Haken dran zu machen“, stellt Buddrus fest.

Tatsächlich war der EEA in Waldenbuch zu keiner Zeit ein Selbstläufer. Die Suche nach einem Klimaschutzmanager gestaltete sich schwierig. Bewerber waren rar. Die erste Halbtagskraft kündigte bereits nach drei Monaten wieder. Einen Energieschub gab 2015 ein Förderprogramm des Bundes, das 65 Prozent der Kosten für die Vollzeitstelle übernahm.

Das Projekt war allerdings kein Selbstläufer

Die neue Energiemanagerin Natalia Roizenzon-Sipple kurbelte das Projekt wieder an, eröffnete das städtische Energiebüro am Marktplatz und schloss mit einjähriger Verzögerung die Rezertifizierung für den Energy Award Ende 2016 erfolgreich ab. Nur wenige Wochen später folgte ihre Kündigung. Vor dem Ende ihres Arbeitsvertrags im März 2018 hatte sie sich eine unbefristete Stelle im Umweltministerium gesichert.

Einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin wird es aus finanziellen Gründen nicht geben. Schon in der Vergangenheit war die Stelle aufgrund der angespannten Haushaltslage umstritten. Jetzt wird sie abgeschafft. Gegen den Beschluss stimmte nur ein Ratsmitglied. „Ich finde es schade, dass wir den Award hinschmeißen, zumal wir die führende Gemeinde im Kreis waren“, erklärte CDU-Rat Karl Rebmann seine Entscheidung.

Am Ergebnis änderte sein Votum nichts. In Sachen Klimaschutz wird künftig wie folgt verfahren: Der Energie Award läuft Ende 2019 aus. Die Bürgerberatung im Energiebüro wird zurückgefahren. Ein externer Experte steht künftig einmal im Monat für drei Stunden als Gesprächspartner zur Verfügung. Zweimal im Jahr bietet die Energieagentur Böblingen Termine an. Das kommunale Energiemanagement und der jährliche Energiebericht werden beibehalten. Über die Zukunft des Energieteams werden Gespräche geführt.

„Das ist im Moment die beste Lösung“, sagt Manfred Buddrus, der davon überzeugt ist: „Auch wenn der Prozess jetzt endet, haben wir doch einiges erreicht. Wir haben viel gelernt, konnten gute Projekte auf den Weg bringen und haben das Thema bei den Bürgern und in der Verwaltung verankert. Ganz unzufrieden bin ich nicht.“