Deutschlands größter Energiekonzern Eon vollzieht eine Kehrtwende und spaltet das Atomgeschäft nicht wie geplant ab. Damit kommt der Konzern einem neuen Gesetz zuvor.

Der Energiekonzern Eon korrigiert seinen Umbauplan. Um die laufende Aufspaltung des Konzerns nicht zu gefährden, haben Vorstand und Aufsichtsrat von Eon überraschend entschieden, dass der Energieversorger seine deutschen Atomkraftwerke behalten wird. Im vergangenen Jahr war beschlossen worden, sie mit den Kohle-, Öl- und Gaskraftwerken sowie den Wasserkraftwerken in eine neue, eigenständige Gesellschaft auszugliedern, die unter dem Namen Uniper im kommenden Jahr abgespalten werden soll.

 

Grund für die Korrektur ist ein Gesetzentwurf, mit dem Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) sicher stellen will, dass Energiekonzerne ihre Haftung für die Stilllegung und den Abriss von Atomkraftwerken sowie die Entsorgung des Atommülls nicht ausgliedern können. Damit müsste Eon auch dann haften, wenn die Atomkraftwerke einer anderen Gesellschaft gehören. „Damit habe ich nicht gerechnet“, sagte der Vorstandsvorsitzende Johannes Teyssen. Die Rückstellungen der neuen Gesellschaft hätten für die Haftung genügt und die von der Bundesregierung geplante Haftungsregelung werde vor dem Verfassungsgericht keinen Bestand haben, meint der Vorstand von Eon. Einen jahrelangen Rechtsstreit könne Eon aber nicht abwarten.

Teyssen bot der Politik an, konstruktiv an Lösungen mitzuarbeiten, um die wichtigen offenen Fragen rund um die Beendigung der Kernenergie in Deutschland anzugehen. Eon werde die Arbeit der von der Bundesregierung beschlossenen Kommission zu Kernenergie-Themen in jeder möglichen Weise unterstützen.

Die neue Gesellschaft Uniper wird Kredite brauchen

Eon ist in Deutschland an sechs von acht noch laufenden Atomkraftwerken beteiligt, davon an drei mehrheitlich. Auf sie entfallen acht Prozent der Kraftwerkskapazität von Eon und 2300 Mitarbeiter. Die deutsche Atomsparte von Eon wird nun in einer gesonderten Einheit unter dem alten Namen Preussen-Elektra in Hannover weitergeführt. Der Strom soll auch nicht unter dem Namen Preussen-Elektra angeboten, sondern über offene Handelsmärkte verkauft werden. Die Beteiligungen an drei schwedischen Atomkraftwerken werden wie geplant abgespalten und auf Uniper übertragen. Die Korrektur werde sich nicht auf die grundlegende strategische Neuausrichtung des Konzerns auswirken, versicherte Teyssen. Eon werde sich auf die neue Energiewelt konzentrieren, sagte er, und meint damit die erneuerbaren Energien, Netze und Kundenlösungen. Die Haftung für die Atomkraftwerke bleibt nun aber bei Eon. Deshalb werden auch die bisher gebildeten Rückstellungen von 16,6 Milliarden Euro für die deutschen Atomkraftwerke nicht auf Uniper übertragen. Als Folge wird das neue Unternehmen beim Start Fremdkapital aufnehmen müssen. Eon wird einen Kredit gewähren, den Uniper später auf dem Markt refinanzieren soll. Mit den deutschen Atomkraftwerken wird Eon künftig 43 000 Mitarbeiter haben und Uniper 14 000. Im vergangenen Jahr war noch von 40 000 beziehungsweise 20 000 die Rede.


Plan
Ende 2014 hatte der Eon-Konzern überraschend seine Zerschlagung in zwei Teile angekündigt: Alle Aktivitäten rund um erneuerbare Energien und Netze werden danach in der neuen Eon gebündelt. Die konventionelle Erzeugung (Gas, Kohle), der Energiehandel sowie das Öl- und Gasfördergeschäft sollen unter das Dach der Uniper, die Anfang 2016 an den Start geht. Dazu gehörte ursprünglich auch die Atomenergie, die nun aber der neuen Eon zugeschlagen wird. Damit hatte sich Eon den Vorwurf eingehandelt, Uniper sei eine Art Bad Bank, um die Atomrisiken loszuwerden.

Zahlen
Im dritten Quartal müssen Abschreibungen in der Höhe eines „höheren einstelligen“ Milliarden-Euro-Betrags verbucht werden. Unter dem Strich wird Eon nach einem Fehlbetrag von 3,2 Milliarden Euro im Vorjahr 2015 erneut milliardenschwere Verluste verbuchen.