Das Trio Grauer Mann Tanzt meldet sich mit Musik für die Provinz aus dem Andrea-Berg-Örtchen Aspach zu Wort. Mit ihrer Musik eifern sie einer Band aus dem benachbarten Bietigheim nach ...

Digital Desk: Jan Georg Plavec (jgp)

Aspach - Ohne größeres Mediengetöse ist vor wenigen Tagen eine der interessantesten Stuttgarter Pop-Platten erschienen. Was allerdings nicht ganz exakt formuliert ist. Grauer Mann Tanzt sind nämlich eine Provinz-Band, ihr Songschreiber Henning Dedekind lebt in Aspach - genau, dem Ort mit dem Fußballverein "Sonnenhof" und Andrea Berg, hinterster Rems-Murr-Kreis.

 

Relevante Pop-Platten kommen aus diesem Teil der Region Stuttgart eher selten, und die Band sammelt mit ihrer selbstironisch betexteten Auskopplung "Plattes Land" einen ersten dicken Sympathiepunkt:

Auf diese fast schon Northern-Soul-haften Uptempo-Nummer (Nehmt "Plattes Land" bitte sofort in eure Rotation, liebe Radios!) folgt der Song "Mitten im Nirgendwo". Er zeigt an, wo Grauer Mann Tanzt hinwollen: Sie sind nicht weniger als die neuen Pur. Der gemächlich und hochmelodisch dahinfließende Song ist vergleichsweise spröde arrangiert und gespielt, ist bei Songwriting und Sound aber so nah an der Band von der anderen Seite der Autobahn, dass es kein Zufall sein kann.

Im weiteren Verlauf geht es mit recht konventionellem Neunziger-Sound um Bier an der Tanke und den Osiander, es gibt einen Roadtrip-Song über das Metzgermädchen mit dem traurigen Blick, verflossene Jugendjahre und so weiter. Ton und Text passen so gesehen perfekt zusammen: ja, das ist Musik der aus und für das Leben in der Provinz - und das wird hier als etwas verstanden, das man sich bewusst aussucht und auch bewusst erlebt. Gewissermaßen also Provinz im besten Sinne. Der Songwriter Henning Dedekind, der mit örtlichen Bands wie Spoon und Willy and the Whankers (sowie als Journalist im Stuttgarter Pressehaus) schon ein bisschen herumgekommen ist, kann das auch sehr glaubwürdig verkörpern.

Die Sieben-Song-EP von Grauer Mann Tanzt (mehr dazu auf der Band-Website) ist jedenfalls ein starker Aufschlag, der ja vielleicht auch in Bietigheim wahrgenommen wird. Die nächste Gelegenheit, die Band zu sehen und die CD zu erstehen, ergibt sich diesen Samstag (5. November) in der Location mit dem treffenden Namen Café Provinz in Marbach (und, am frühen Abend des selben Tags, beim "Vorweihnachtsrock" in Fellbach).


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