Erdmöbel haben in Schorndorf ihr Weihnachtsalbum live vorgestellt. Da kam schon ein bisschen Christbaumseligkeit auf. Was auch an der entspannten Band lag. Aber eben nicht nur.

Digital Desk: Jan Georg Plavec (jgp)

Stuttgart - Gottesdienste erinnern beim Singen an Selbsthilfegruppen. Gemeinschaftlich bekannte Weisen zu intonieren, stiftet nicht nur ein Gefühl von Zusammengehörigkeit, das Singen macht auch alles ganz leicht und heimelig. Man fühlt sich gut. 

 

Auch nach dem Konzert der Kölner Band Erdmöbel in der Manufaktur in Schorndorf am Samstagabend fühlen die rund achtzig Besucher sich sichtlich gut. Mit einem vorweihnachtlichen Strahlen im Gesicht verlassen sie den abgedunkelten Konzertraum, der allein von den Riesenglühbirnen auf der Bühne beschienen in warmes Licht getaucht ist. Ja, man hat Nikolausmützen aufgezogen und Lebkuchen gegessen. Ja, man hat Weihnachtslieder gesungen. Vielleicht nicht "O du Fröhliche", dafür aber Eigenkompositionen von Erdmöbel. Ein deutsches Cover von Whams "Last Christmas". Einmal auch nur "La la la". Aber was braucht man mehr, um glücklich zu sein? O ihr seligen Erdmöbel-Fans!

Hits? Ach, egal

Erdmöbel sind als Band insofern ein Phänomen, als sie es mit keinem einzigen Hit ins Hörbewusstsein des deutschen Durchschnittsmusikkonsumenten geschafft haben. Aber sie können auf eine treue Fanbasis zählen, die sich das am Freitag erschienene Album "Geschenk" (hier unsere Geschichte dazu) ganz selbstverständlich nicht im Laden oder im Internet kauft, sondern eben nach dem Konzert. Solche Erdmöbel-Hörer sind wahrscheinlich immer glücklich, wenn ihre Lieblingsband auf der Bühne steht.

Soviel zu den Publikumsreaktionen am Samstagabend. Und das Konzert? Erdmöbel spielen wie zu erwarten ihre Weihnachtspopsongs und Jahresendlieder und mischen das mit älteren Songs, etwa dem weiterhin grandiosen "In den Schuhen von Audrey Hepburn". Spielerisch sind von einer Band, die einen absolut klassischen Deutschpop-Sound maßgeblich mitgeprägt hat, keine Überraschungen zu erwarten.

Wegen oder trotz Weihnachten

Das Konzert ist so oder so der reinste Wohlklang, mit dem virtuos gespielten Bass von Ekki Maas als Fundament, dazu Christa Becker (Querflöte) und Henning Beckmann (Posaune) als weihnachtssoundtaugliche Bläser; Wolfgang Proppe am Keyboard und Christian Wübben halten sich spielerisch zurück und lassen so Sänger und Gitarrist Markus Berges Raum. Der versteht sich als Frontmann auf den stets präsenten, aber doch angenehm zurückgenommenen Auftritt.

So lässt man sich mehr als eine Stunde lang gar nicht so schrecklich unterschiedliche Lieder vorspielen und fühlt sich die ganze Zeit rundum wohl. Jeder Erdmöbel-Weihnachtspopsong thematisiert für sich auf charmante Weise die eine oder andere Unmöglichkeit, die garantiert auch dieses Mal "zwischen den Jahren" passieren wird. In seiner Summe ist dieses Konzert ein Beispiel dafür, wie man ohne jede aufgesetzte Distanz oder vorgetäuschte Kerzenlicht-Harmonie eine gute Zeit haben kann - wegen oder trotz Weihnachten. Auch wenn treue Erdmöbel-Fans so eine Meta-Aussage vielleicht gar nicht zum Glücklichsein brauchen. 

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