Präsident Recep Tayyip Erdogan schafft die letzten Reste von Pressefreiheit in der Türkei ab, kommentiert Rainer Pörtner.

Politik/Baden-Württemberg: Rainer Pörtner (pö)

Stuttgart - Schon vor zweihundert Jahren formulierte Karl Julius Weber einen treffenden Satz über das Verhältnis von Mächtigen und Medien: „Große Männer haben die Pressefreiheit nie gefürchtet“, schrieb der Satiriker aus dem Hohenlohischen, „denn wo kein Pulver liegt, kann man die Leute rauchen lassen.“ Recep Tayyip Erdogan ist kein großer Mann. Sonst müsste er andersdenkende Journalisten nicht so sehr fürchten, wie er es offensichtlich tut. Nach dem gescheiterten Putschversuch greift der türkische Präsident nun auch gegen die Medien mit voller Härte durch. Er lässt Dutzende Journalisten verhaften, schließt Zeitungen, Rundfunksender und ganze Verlagshäuser. War es schon vor dem 15. Juli ein Wagnis, sich kritisch über Erdogan zu äußern, so müssen Journalisten nun damit rechnen, als Putschhelfer und Gülen-Anhänger hinter Gitter zu wandern. Mit den Journalisten steckt der Präsident die türkische Demokratie in den Kerker.

 

Die Säuberungswelle hat nach dem Militär, dem Polizei- und dem Staatsapparat, den Schulen und Universitäten jetzt die Medien erfasst. Was kommt noch? Es bleibt eigentlich nur noch ein wichtiger Gesellschaftsbereich, den Erdogan in seinem Verfolgungswahn bisher weitgehend unbehelligt ließ: die türkischen Unternehmen. Sie dürften die Nächsten auf der Liste sein.