Der Rathauschef von Oppenweiler, Sascha Reber befindet sich nach einigen Vorfällen in medizinischer Obhut. Am Freitag hatte eine Ärztin des Waiblinger Gesundheitsamtes dies veranlasst.

Oppenweiler/Waiblingen - Vergangene Woche hat Sascha Reber, der Bürgermeister von Oppenweiler, noch als Vorkämpfer gegen die AfD gegolten. Nun kann er sein Amt vorerst nicht weiter ausüben. Reber ist laut Angaben des Landratsamts am Freitagabend in eine Stuttgarter Klinik aufgenommen worden – er selbst gab am Sonntag indes an, sich dort gegen seinen Willen zu befinden. Der Grund dafür soll ein auffälliges Auftreten des Rathauschefs sein, das in der Öffentlichkeit immer größere Ausmaße annahm – eine Art Kampagne, die er in der Internetplattform Facebook vorantrieb. Spekuliert wird über eine psychische Erkrankung des 37 Jahre alten Rathauschefs,, was dieser selbst bestreitet. Reber, der seit 2014 in der 4200 Einwohner zählenden Gemeinde amtiert, hatte sich bereits in der Vergangenheit behandeln lassen müssen.

 

Mehrfache Telefonate mit dem Landrat

Das Waiblinger Landratsamt, das die Kommunalaufsicht über die Gemeinde Oppenweiler ausübt, habe Hinweise aus der Gemeinde erhalten den Vorgang bereits seit längerer Zeit beobachtet, sagt eine Sprecherin. Der Landrat Richard Sigel habe mit Reber mehrfach telefoniert. Der Landrat sagte, er habe dabei nicht den Eindruck gehabt, „zu Reber durchzudringen“. Nachdem dessen Kommentare auf Facebook inhaltlich eskaliert seien, habe man ihn schriftlich um eine Stellungnahme gebeten – das Thema soll „die Neutralität gegenüber politischen Parteien und im Allgemeinen die Ausübung seines Wahlamts“ gewesen sein. Reber hatte vor allem gegen die AfD und deren Landesparteichef Jörg Meuthen agitiert. Für den Freitagabend hatte Reber über Facebook zu einer Veranstaltung gegen die Partei in der Gemeindehalle in Oppenweiler geladen. Diese fand allerdings nicht statt, und am Samstag waren sämtliche Einträge Rebers auf Facebook verschwunden.

Die aktuelle Entwicklung geht wohl auch auf den Vize-Landtagspräsidenten Wilfried Klenk zurück, der als stellvertretender Bürgermeister von Oppenweiler amtiert. Klenk soll den Landrat am Donnerstag über die eskalierenden Äußerungen Sascha Rebers informiert haben. Am Freitag wurde Reber laut dem Landratsamt im Waiblinger Gesundheitsamt untersucht. Dort sei dann die Weiterbehandlung des Bürgermeisters in einer Stuttgarter Klinik veranlasst worden.

„Wir stehen ihm gegenüber in der Verantwortung“

Das Landratsamt selbst will sich zu Rebers Zustand nicht äußern – aufgrund der ärztlichen Schweigepflicht, wie es heißt. Aus der Gemeinde heißt es, man habe Reber nicht loswerden wollen, man stehe ihm und seiner Familie gegenüber in der Verantwortung. Auf Facebook selbst sind inzwischen einige Genesungswünsche für den Schultes zu lesen.

Im Sommer 2015 hatte Reber in einem Interview offen über seinen rund halbjährigen Ausfall nach seiner Wahl im Jahr 2014 gesprochen. Er habe massive Schlafprobleme gehabt und keine Ruhe mehr gefunden, sagte der Schultes. Wie aus heiterem Himmel sei die Krankheit gekommen. „Ohne professionelle Hilfe kommt man da nicht heraus“, so Reber damals.

„Der Krankheit geschuldet“ – kommentiert Frank Rodenhausen

Schon einmal, nicht lange nach seiner Wahl zum Bürgermeister von Oppenweiler, hatte sich Sascha Reber eine Auszeit nehmen müssen. Ein Burnout, eine psychische Überlastung, darüber hatte er vor zwei Jahren offen in einem StZ-Interview gesprochen – um zu enttabuisieren und um anderen Menschen mit einem ähnlichen Schicksal Mut zu machen. Nun, zwei Jahre später, scheint ihn diese Offenheit einzuholen. „Ja klar, der war doch schon damals psychisch krank“, heißt es hinter so mancher vorgehaltenen Hand.

Ja, es spricht alles dafür, dass Reber einen Rückfall erlitten hat. Aber möglicherweise hat seine damalige Offenheit auch genau dazu geführt, dass die Signale, die er ausgesandt hat, nun besser und früher verstanden wurden und ihm entsprechende Hilfe zuteil wird.

Seine Äußerungen aus den vergangenen Tagen müssen ohnehin in einem besonderen Licht beurteilt werden. Sie sind einer Krankheit geschuldet, nicht etwa einer übersteigerten Geltungssucht oder einer persönlichen Spinnerei. Deshalb muss wohl auch die Frage, ob der 37-Jährige als Bürgermeister noch tragbar ist, erst einmal zurückgestellt werden. Über die Art der Erkrankung und über seine künftige Belastbarkeit werden zunächst Ärzte befinden müssen. Abschreiben sollte man Sascha Reber deshalb nicht.

Denn dass die Krankheit behandel- und heilbar ist, zeigen nicht nur prominente Beispiele wie das des Fußballtrainers Ralf Rangnick, der ebenfalls den Mut hatte, offen darüber zu sprechen. Auch Sascha Reber hat dies in seiner Bürgermeistertätigkeit bis zuletzt bewiesen.