Die Kreuzfahrtbranche setzt weltweit auf starkes Wachstum. Die vielen neuen Schiffe werden immer größer, der Konkurrenz- und Preiskampf ist hart. Deshalb kann die steigende Zahl der Reiselustigen weiterhin auf Schnäppchen hoffen.

Korrespondenten: Thomas Wüpper (wüp)

Berlin - Mit einer Länge von 269 Metern war die Titanic vor hundert Jahren das größte Passagierschiff der Welt. Moderne Luxusliner können da locker mithalten. Die beiden längsten Kreuzfahrtschiffe der Welt, die dem US-Konzern Royal Caribbean Cruises gehören, messen stolze 360 Meter, haben 2700 Kabinen und fassen mit Zusatzbetten bis zu 6300 Passagiere. Meist sind die Oasis of the Seas und ihr Schwesterschiff, die Allure of the Seas, in der Karibik unterwegs.

 

In Europa strebt nun die italienische MSC Cruises nach neuen Rekorden. Das Familienunternehmen aus Neapel, das mit 400 Frachtschiffen zu den größten Reedern weltweit zählt, hat sich in nur einem Jahrzehnt auch bei Kreuzfahrten etabliert und gilt als größter konzernunabhängiger Anbieter weltweit. „Und wir wollen weiter wachsen“, sagt der Geschäftsführer der deutschen Tochter, Michael Zengerle. Schon in den vergangenen beiden Jahren lief jeweils ein neues Schiff vom Stapel. Und die Flotte von 12 Luxuslinern soll noch größer werden. Dazu will MSC-Gründer und Präsident Gianluigi Aponte nun bis zu vier weitere riesige Neubauten für je bis zu 5700 Passagiere und gut 1500 Mitarbeiter bestellen. Die französische Werft STX France, die bisher alle MSC-Schiffe gebaut hat, soll die ersten beiden Kreuzer 2017 und 2019 ausliefern. Die in Paris unterzeichnete Absichtserklärung umfasst die Option für zwei weitere Pötte. Spekuliert wird über einen Auftragswert von mehr als 1,5 Milliarden Euro.

Mit 315 Metern sollen die neuen Schiffe  zwar kürzer sein als die bisherigen Flaggschiffe von MSC, die 333 Meter messen und damit Rekordhalter unter Europas Reedern sind. Dafür werden die neuen Schiffe aber noch breiter und höher, so dass sie 2250 Gäste- sowie 820 Crewkabinen Platz bieten. MSC Cruises werde damit seine Kapazitäten um fast ein Drittel ausbauen, betont Geschäftsführer Pierfrancesco Vago. Der neue Schiffstyp soll das größte Kreuzfahrtschiff sein, das je von einem europäischen Schiffseigner gebaut wurde und neben einem großen Theater auch einen Vergnügungs- und Wasserpark unter freiem Himmel für die Gäste bietet.

Das Unglück der „Costa Concordia“ ist abgehakt

Seereisen werden auch bei den Deutschen immer beliebter. Zwei Jahre nach dem schweren Unglück der Costa Concordia vor Italien meldet die Branche wieder einen Passagierrekord. Fast 1,7 Millionen Bundesbürger und damit gut neun Prozent mehr haben voriges Jahr eine Hochseefahrt unternommen. Erstmals aber ging der Umsatz um rund 100 Millionen auf 2,5 Milliarden Euro zurück. Ein Grund dafür sind sinkende Preise. Im Schnitt zahlten die Gäste für eine knapp neuntägige Reise rund 1500 Euro. Doch Schnäppchen gibt es bereits für ein Drittel davon. Über den Preiskampf redet allerdings kaum ein Manager gerne. Gerade der deutsche Markt ist hart umkämpft, weil die Nachfrage in anderen Ländern seit der Finanzkrise nachgelassen hat. Bis jetzt dominiert Aida Cruises aus Rostock mit seinen Kussmund-Schiffen den Markt und beförderte alleine im vergangenen Jahr knapp 764 000 Gäste aus Deutschland, ein Plus von 20 Prozent. Bis 2016 soll die Flotte um zwei auf zwölf Schiffe wachsen. Aida gehört wie die italienische Costa zum weltgrößten Kreuzfahrtunternehmen, dem US-Konzern Carnival Corporation. MSC hatte aber voriges Jahr weltweit 1,6 Millionen Gäste. Geschäftsführer Zengerle zählt Deutschland nach Italien und Südamerika zu den drei wichtigsten Nachfragemärkten. 2014 verspreche mit bisher zehn Prozent Zuwachs bei Buchungen und Umsatz ein richtig gutes Jahr zu werden, schwärmt er. Überkapazitäten am Markt befürchtet Zengerle nicht. Vielmehr sei das Nachfragepotenzial bei Kreuzfahrten noch lange nicht ausgereizt.

So sehen das offenbar auch andere Konzerne und ihre Finanziers. Allein in diesem Jahr sollen mindestens fünf weitere große Hochseekreuzer mit zusammen rund 20 000 Plätzen vom Stapel laufen. Darunter die Costa Diadema für rund 5000 Passagiere und die Quantum of the Seas von Royal Caribbean, die auf der Meyer-Werft in Papenburg entsteht und mit 348 Metern das größte in Deutschland gebaute Kreuzfahrtschiff sein wird.

Wachsendes Angebot für immer mehr Zielgruppen

Die Zahl der deutschen Schiffsreisenden hat sich in zwanzig Jahren fast verzehnfacht. Noch 1993 waren nur 235 000 Gäste auf Hochsee- und Flussschiffen unterwegs, voriges Jahr dagegen schon 2,1 Millionen.

Ein Vorteil von Kreuzfahren: das Hotel reist mit, Gäste müssen ihr Gepäck nur einmal ein- und auspacken. Hinzu kommt die Vielfalt an Bord: Theater, Kino, Konzerte, Einkaufen, Sport, viele moderne Schiffe bieten ein breites Angebot.

Für fast jede Zielgruppe gibt es passendes: Party-Rundreisen, Musikreisen mit Rockbands oder Auftritten klassischer Künstler, familiengerechte Schiffe mit Sonderpreisen für Kinder, Single- oder Kulturreisen. Bei den Landgängen werden von Hafen zu Hafen organisierte Ausflüge angeboten. Wer sparen will, kann die Stadt und Region aber meist auch auf eigene Faust erkunden.