Die Buchhandlung von Ulrike Ehrmann in der Küferstraße in Esslingen zählt zu den 108 Top-Büchereien in Deutschland.
Esslingen - Als sie die Mail der Beauftragten für Medien und Kultur der Bundesregierung öffnete, traute sie ihren Augen nicht. Ulrike Ehrmann erfuhr, dass sie zu den Nominierten des Deutschen Buchhandlungspreises gehört, der von der Bundesregierung vergeben wird.
Es ist noch Luft nach oben
In dem Auswahlverfahren gibt es 100 dritte Preise, fünf zweite Preise und drei erste Preise, das heißt: Schon jetzt zählt die einstmals links-alternative Buchhandlung in der Esslinger Küferstraße zu den Top-108 in Deutschland. Und es ist noch Luft nach oben. Bei der nächsten Jurysitzung Ende August hat die Esslinger Buchhändlerin immer noch die Chance, einen zweiten oder gar ersten Preis zu ergattern.
Ulrike Ehrmann wollte es erst gar nicht glauben, dass sie ihre Bewerbung für den seit 2015 vergebenen Preis so weit nach vorne gebracht hat. Doch dann besann sie sich der Stärken, die die Provinzbuchhandlung auszeichnet. Zusammen mit ihrer Kollegin Karin Großmeyer hat sie nicht nur zwei schnucklige Leseecken im Garten ihrer Buchhandlung und im luftigen Oberstübchen eingerichtet, wo man auf dem roten Sofa sitzen, schmökern und Kaffee trinken kann. Sie hat auch einen Online-Shop eröffnet, mit dem sie Amazon vielleicht nicht in vollem Umfang Konkurrenz macht, aber im Kleinen die Wünsche der Stammkunden erfüllt und für sie schnell und zuverlässig Bücher besorgt.
Auch kann man davon ausgehen, dass sie ihre einzige Mitarbeiterin pfleglicher behandelt als der Gigant Amazon seine Belegschaft. „Wir sind ein gutes Team seit 15 Jahren und wir gestalten das Sortiment gemeinsam“, sagt Ehrmann.
Der Schwerpunkt liegt auf der Kultur
Der Schwerpunkt im zweistöckigen Verkaufsgebäude liegt eindeutig auf Kultur, Krimi und Belletristik. Wobei die beiden Buchhändlerinnen in den letzten Jahren dadurch bekannt geworden waren, dass sie lange Kriminächte veranstalteten und teils sehr bekannte Autoren zu ihren Lesungen einluden. Immer wieder ist die Provinzbuchhandlung mit Lesungen und Büchertischen in Schulen und Kindergärten vor Ort. Hier wird sie oft von Lehrern angefragt, ob sie nicht etwa eine Veranstaltung zum Thema Flucht und Vertreibung machen könnte, und mehr. Ulrike Ehrmann sieht auch eine ihrer Stärken darin, dass sie die Kunden in der Jagd nach Büchern unterstützt, und das nicht nur im Dschungel des Verlagswesens, sondern auch im Universum der antiquarischen Bücher.
Dies alles hatte vor den Augen einer kritischen Jury aus Journalisten und Verlagsleuten Bestand. Für die Buchhändlerin selbst ist es ein Zeugnis, dass ihre geschäftliche Strategie richtig ist. Für die Zukunft ist ihr in Esslingen nicht bange, auch wenn mit dem Tübinger Filialisten Osiander ein starker Buchhändler demnächst im Karstadt-Areal auf den Plan treten wird. „Esslingen braucht eine große Buchhandlung“, sagt sie. Ebenso, wie es eben auch seine kleinen Buchhandlungen braucht.