Der soziale Onlinedienst Weixin wird auch außerhalb seiner Heimat China millionenfach genutzt. Wer für Daimler, Bosch oder andere Unternehmen im Reich der Mitte tätig war, der bringt die Anwendung in der Regel mit nach Hause.

Politik/ Baden-Württemberg: Christian Gottschalk (cgo)

Stuttgart - Es ist schon eine Wahnsinnssumme. 19 Milliarden Dollar hatte der Facebook-Gründer Mark Zuckerberg für den Kurznachrichtendienst WhatsApp hingeblättert. Es soll tatsächlich Analysten geben, die in der Verschmelzung der beiden Onlinedienste ein gutes Geschäft sehen. Ma Huateng kann darüber nur lächeln. Der 42-Jährige hat die Funktionen, die Facebook und WhatsApp bieten, schon seit langem in einer einzigen Anwendung vereint. Die heißt Weixin und hat seit ihrer Markteinführung im Jahr 2011 einen triumphalen Siegeszug in China hingelegt.

 

Kürzlich hat das Team um Ma Huateng die neuesten Zahlen präsentiert. Auf etwa 355 Millionen Smartphones ist die App inzwischen installiert, Stand Dezember 2013. Zwischen September und dem Ende des vorigen Jahres sind somit allein mehr neue Nutzer hinzugekommen wie Deutschland Einwohner hat. Zum Vergleich: Facebook hat etwa fünf Jahre benötigt um auf die ersten 200 Millionen Nutzer zu kommen.

Außerhalb Chinas wird die App unter dem Namen We Chat vertrieben und hat deutlich mehr als 100 Millionen Nutzer. Die leben nicht nur in den asiatischen Nachbarländern. Wer für Daimler, Bosch oder andere Unternehmen im Reich der Mitte tätig war, der bringt die Anwendung in der Regel mit nach Hause. Ihr geistiger Vater zählt mit einem Privatvermögen in Höhe von rund zehn Milliarden Dollar inzwischen zu den reichsten Männern in China. Denn eines hat We Chat der Konkurrenz im Westen voraus: Der Dienst verdient bereits Geld. Neben dem Senden von Kurznachrichten können mit der Anwendung auch Audiobotschaften verschickt werden, es gibt die Möglichkeit der Videotelefonie, das Teilen von Fotos und Videos. Ähnlich wie bei Facebook lässt sich eine für jedermann im Freundeskreis einsehbare Chronik erstellen. Ein guter Teil des Erfolges rührt allerdings daher, dass der Spieltrieb des chinesischen Publikums perfekt bedient wurde. Auf Wunsch zeigt die App an, welche anderen Nutzer sich im näheren Umkreis befinden oder man kann durch eine Art Zufallstaste mit einem wildfremden Menschen verbunden werden, wenn der im selben Moment die gleiche Taste drückt. Wer will kann dem neuen Freund dann gleich ein paar lustige, virtuelle Aufkleber schicken – und bezahlt dafür ein paar Cent.

Die Werbung für die bunten Aufkleber ist dabei zurückhaltend platziert, ebenso das Angebot für die ebenfalls vorhandenen Spiele. Die sind – wie die gesamte Anwendung – kostenlos. Wer dann spielen will, bezahlt aber ein paar Cent für Extra-Zubehör. We Chat gehört zu Tencent, Ma Huatang hat die Firma zusammen mit einem Partner 1998 im südchinesischen Shenzhen gegründet. Im vierten Quartal 2013 verbuchte Tencent einen Nettogewinn von mehr als 600 Millionen Dollar, das waren 20 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum ein Jahr zuvor. Nun hat We Chat seinem ohnehin schon gewinnbringenden Angebot eine weitere Funktion hinzugefügt, die für zusätzliche Gewinne sorgen soll.