Eric Burdon und seine Animals haben in Stuttgart engagierten Bluesrock gespielt. Auf der Freilichtbühne Killesberg brillierte er vor allem in alten Folksongs.

Stuttgart - Eine Legende hält sich nicht länger als nötig im beengten Backstage-Bereich von Stuttgarts schönster Freilichtbühne, der am Killesberg, auf. Die Legende mit der ikonografischen Sonnenbrille und dem Peace-T-Shirt schreitet, begleitet von zwei Security-Männern, in letzter Minute vom Höhenpark über die Hintertreppe heran. Dort breitet sie zum Jubel der knapp 2000 Fans die Arme aus. Gestatten: Eric Burdon, geübter Eric-Burdon-Darsteller. Dieser Mann war in den Sechzigern als Sänger der Animals ein Rockstar.

 

Das ist der eine Teil der Geschichte. Der andere Teil besteht darin, dass Eric Burdon, dessen Band jetzt wieder The Animals heißt, mit seiner immer noch eindringlichen Schneidbrenner-Stimme heute wieder weit mehr als nötig tut, um neben seinem Job als Rockstar-Darsteller auch als hart arbeitender und behände gestaltender Musiker zu reüssieren: In seinen größten Hit „House oft he rising Sun“ schummelt er eine scherzhafte Zeile, die in anderen Versionen des Folksongs fehlt: „Mach nie das, was ich getan habe – mit einer reisenden Rockband von Hotel zu Motel zu fahren“, barmt er da, frei übersetzt. In seinen nicht ganz so berühmten Liedern, in seiner bluesigen Bo-Diddley-Huldigung beispielsweise, legt er nichtsdestotrotz all die stimmgewordene Emotion, die sein außergewöhnliches Organ abzubilden vermag. Dabei immer sehr effektvoll: die von ihm perfektionierte Disziplin des Kunstwürgens.

Songs in der Bluesrüstung

Akrobatische Zeitsprünge prägen sein Konzert: Mit seinem jungen, hyperaktiven Percussionisten vertäut Eric Burdon seinen souverän altmodischen Bluesrock im Hier und Jetzt. Gleichzeitig gestattet er seinem alten Keyboarder jene ausufernden Orgelsoli, die sogar dann noch die Oldie-Night-Kompatibilität von Burdons Musik behaupten, wenn der Bassist entschlossen in der intensiven Funk-Vergangenheit des mittlerweile 74-jährigen Sängers wühlt.

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So engagiert Eric Burdon in seinem erst 2013 veröffentlichten Song „Water“ die Unersetzlichkeit des Planeten Erde beschwört, so ausgelassen und doch voller Ironie feiert der Engländer in seinem bald fünfzig Jahre alten Hit „When I was young“ seine Jugendsünden. Und „Don’t let me be misunderstood“, ebenfalls aus den Sechzigern, möbelt er mit ein paar Streuseln Reggae auf. Am besten ist Eric Burdon aber immer dann, wenn er mit gegenwärtiger Leidenschaft uralte Folksongs in der Bluesrüstung sicher durch die Zeiten wuchtet.

Die Vergangenheit trägt ihn, der Gegenwart scheint er hinreichend Freude abzugewinnen. Was aber wird die Zukunft bringen? In der alten Animals-Nummer „It’s my Life“, die er in Stuttgart als erste Zugabe spielt, verspricht Eric Burdon zum Jaulen der Orgel: „Es ist mein Leben, und ich werde tun, was ich will.“ Nicht nur deshalb ist sein starkes Konzert eine machtvolle Demonstration gegen die Haltung geworden, das Alter automatisch als Zumutung zu begreifen.


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