Werner Stepanek erinnert zum Jahrestag der Bücherverbrennung an die Werke von Autoren, die im Nationalsozialismus verboten waren. Die Bücher hat sich der frühere Schulleiter über Jahre zusammengesammelt.

Region: Corinna Meinke (com)

Göppingen - Zum Jahrestag der Bücherverbrennung der Nazis vor 81 Jahren lädt der Göppinger Werner Stepanek zu einem interdisziplinären Kunstprojekt in seine Galerie ein. Der Künstler und frühere Leiter der hiesigen Kaufmännischen Schule hütet rund 1000 Bücher damals verfemter und verfolgter Autoren wie einen Schatz.

 

Durch halb Europa hat Werner Stepanek die Suche nach solchen Büchern geführt. Amsterdam, Marseille und Prag gehörten zu den Zielen, an denen der Göppinger Sammler fündig wurde. Es ist kein Hobby, schon eher eine Leidenschaft mit der Stepanek die Druckwerke der Autoren zusammenträgt, die von den Nazis in den Jahren 1933 bis 1945 verfolgt, geächtet und vernichtet wurden.

Schicksale schlagen Stepanek in seinen Bann

Neben dem Sudetendeutschen Josef Mühlberger, der nach dem Krieg im Eislinger Exil landete, waren es auch die anderen Mitglieder des Prager Kreises wie Franz Kafka und Franz Werfel, deren Bücher von den Nazis als Aktion „gegen den undeutschen Geist“ verbrannt wurden. Viele Namen wie Carl Zuckmayer, Heinrich und Thomas Mann, Berthold Brecht, Alfred Döblin und Kurt Tucholsky stehen für eine Literatengeneration, die mit Berufsverbot belegt und zur Flucht aus Deutschland gezwungen war. Ihre Schicksale schlagen Stepanek seit Jugendtagen in ihren Bann. Den ersten Kontakt hatte der Göppinger mit dem Thema, als er als Schüler ein Referat über die Exilliteratur schreiben sollte. Als er später neben Wirtschaftswissenschaften auch Germanistik studierte, stieß er erneut auf diese Autorenschicksale, und die anrührenden Lebensläufe ließen ihn nicht mehr los.

Von da an heftete sich Stepanek an die Fersen der Autoren und folgte ihnen auf seinen Studentenreisen sozusagen ins Exil nach. In Amsterdam fand er viele Bücher, die der dortige Queridoverlag in jener Zeit verlegt hatte, und in Stockholm stieß er auf die Bücher, mit denen der Bermann-Fischer Verlag die verfemten deutschen Autoren unterstützt hatte. Diese Exilverlage betrieben die Buchproduktion unter teilweise sehr schwierigen Bedingungen, da es meist an Geld fehlte und die Kommunikation mit den Autoren, die häufig auf der Flucht waren, oft kaum möglich war.

Exilliteratur fand nicht immer Beachtung

Erst in den 70er und 80 er Jahren wurde die Beschäftigung mit der deutschen Exilliteratur populär, berichtet Stepanek. „Inzwischen ist es fast schick geworden, sich mit dieser literarischen Epoche zu beschäftigen“, hat er festgestellt. Das sei auch an den hohen Preisen abzulesen, die inzwischen für die sehr einfach gestalteten Originalbücher verlangt würden.