Ruhm für 15 Minuten – Andy Warhol hat ihn jedem gegönnt. Lange vor den Superstar-Peinlichkeiten talentfreier Casting-Kandidaten hat sich ein Stuttgarter Student als falscher Hollywood-Star Bob Hope bei der Berlinale eingeschmuggelt. Erinnerungen an eine Köpenickiade der 1950er.

Stuttgart - chwarz-Weiß-Fotos, die mehr als 60 Jahre alt sind, geben keine Töne von sich. Und doch glaubt man, hören zu können, wie das Kreischen der Mädels auf dem Ku’damm von Berlin angeschwollen ist, als er Autogramme gab und sich seine Fans an ihn drückten. Doch wer ist er? Der lustige Vogel mit dem Zwicker auf der Nase, der den Fotos nach ein Mädchenschwarm gewesen sein muss, ist heute ein älterer, freundlicher Herr. Schelmisch lächelt der „Privatier“, wie auf seiner Visitenkarte steht, wenn er in seinem Album aus den 50er Jahren blättert und die Fotos erläutert.

 

Auch die Polizei fiel auf den Schwindel rein

Klaus Martin Mönkemöller war bis zu seinem Ruhestand Chef einer Wassertechnikfirma, die heute sein Sohn leitet. Damals hat er in Berlin Maschinenbau studiert. Weil der Mensch nicht vom Studium allein lebt, verstärkte er mit verrückten Ideen ein Studentenkabarett. Seine größte Rolle führte ihn auf den roten Teppich der Internationalen Filmfestspiele Berlin. Sehr überzeugend spielte der Stuttgarter dort den Komiker und Entertainer Bob Hope.

So perfekt verkörperte er den Hollywoodstar, dass die Polizei kommen und die Mädels zurückdrängen musste. Mönkemöller machte die Berlinale zu seiner Köpenickiade. Einmal für 15 Minuten ein Star! Der Stuttgarter hat dies bereits 1955 oder 1956 (genau weiß er es nicht mehr) geschafft, als Andy Warhol der berühm e Satz noch gar nicht eingefallen war. Wie so oft stand am Anfang eine verwegene Idee. Mönkemöller träumte davon, von Mädchen umringt zu sein – dort, wo der Glanz der Wirtschaftswunderjahre am größten war. Dafür wollte er in die Haut des damaligen Kinostars und Komikers Bob Hope schlüpfen, obwohl der 30 Jahre älter war.

Plötzlich rief der gesamte Ku’damm „Bob Hope, Bob Hope“

Mönkemöllers Freunde versprachen, ihm zu helfen. „Allein hätte ich es nicht geschafft“, sagt der 82-Jährige.Einer machte den Chauffeur. Im ausgeliehenen Auto fuhr er direkt an den roten Teppich. „Damals waren die Absperrungen der Polizei nicht so undurchlässig wie heute.“ Weitere Freunde mischten sich unter die Autogrammjäger vor dem Eingang zum Lichtspieltheater. Als sie sahen, wie ihr Kumpel dem Auto entstieg, riefen sie begeistert „Bob Hope, Bob Hope, Bob Hope!“ Immer mehr stimmten mit ein – und die Mädchen waren nicht mehr zu halten. Alle waren sicher, das musste er sein!

Dem echten Hope hätte diese kleine Verwechslungskomödie bestimmt gefallen. „Einer Frau ihren Herzenswunsch ausreden zu wollen, gleicht dem Versuch, den Niagarafall mit bloßen Händen zu stoppen“, hat der 2003 verstorbene Schauspieler einmal gesagt. Die Mädchen hätten sich damals auch niemals ausreden lassen, dass das Objekt ihrer Begierde nicht Hope war, sondern ein Student aus Stuttgart.

Schließlich wirbelte er durch die Drehtür ins Innere des Festspieltheaters. Dort sah er Heinz Rühmann und Hans Albers – und verdünnisierte sich. „Die hätten gemerkt, dass ich der falsche Hope bin.“ Den Komiker Hope hat Mönkemöller abgelegt – und doch immer ein bisschen von ihm behalten. Bei Festen sang er oft Lieder mit lustigen, selbstgeschriebenen Texten. Dem Leben eine amüsante Seite abgewinnen – das kann man vom falschen Hope lernen.