Auf der Vorderen Alb haben die drei Gemeinden Erkenbrechtsweiler, Grabenstetten und Hülben einen Pavillon eingeweiht, der Appetit machen soll auf das Projekt „Heidengraben-Erlebnisfeld“.

Erkenbrechtsweiler - Der neue Pavillon am Heidengraben erinnert in Form und Farbe an eine Tankstellenüberdachung aus den 50er-Jahren. Nur dass die über die Vordere Alb am Burrenhof vorbeirauschenden Autofahrer unter diesem Dach keinen Sprit, sondern Informationen über eine Welt geboten bekommen, wie sie vor Jahrtausenden hier am Heidengraben existiert hat – und über eine Welt, wie sie vielleicht in drei Jahren hier existieren wird.

 

Der Pavillon ist der Vorbote eines Keltenerlebnisfeldes, das die Esslinger Kreisgemeinde Erkenbrechtsweiler gemeinsam mit den beiden zum Kreis Reutlingen zählenden Gemeinden Grabenstetten und Hülben am Heidengraben auf die Beine stellen will. Um die vor 2600 Jahren hier existierende größte Keltensiedlung des europäischen Festlandes in Wert zu setzen, wollen die drei Partner 4,5 Millionen Euro in die Hand nehmen.

Startschuss für ein Millionenprojekt

Im Vorgriff auf die Gesamtanlage, die im Jahr 2019 eingeweiht werden soll, kündet der Pavillon von den Plänen. „Die Tafeln sollen weithin sichtbar in der Landschaft stehen. Einerseits, um die auf der Straße vorbeifahrenden Autofahrer neugierig zu machen, andererseits aber auch, um die Gemeindemitglieder mit auf unseren Weg zu nehmen“, sagte der Hülbener Bürgermeister Siegmund Ganser anlässlich der Einweihung am Dienstag. Immerhin, so Ganser, werde auf der Vorderen Alb mit dem Keltenerlebnisfeld ein Millionenprojekt auf den Weg gebracht.

Das es das wert ist, daran hat Jörg Bofinger, der Referatsleiter Regionale Archäologie im Landesamt für Denkmalpflege, keine Zweifel gelassen. Nicht nur, dass das vom Heidengraben eingeschlossene Siedlungsgebiet eine Fläche von 17 Quadratkilometern umfasse. „Der Heidengraben ist zudem ein richtiger archäologischer Hotspot, hier treffen sich 1200 Jahre Besiedlungsgeschichte“, so der Experte. Schon 1200 vor Christi sei am Burrenhof ein Gräberfeld aus der Bronzezeit nachgewiesen, später hätten die Wälle des Heidengrabens die größte keltische Siedlung des Kontinents geschützt, und schließlich seien auf dem Gelände noch Spuren eines römischen Gutshofs nachgewiesen worden. „Der Platz ist extrem spannend. Das Bild, das wir von ihm haben, ist bisher erst in Ansätzen sichtbar gemacht“, sagte Bofinger.

Pavillon ist Ausgangspunkt des künftigen Keltenerlebnispfades

Das flächige Bodendenkmal für den interessierten Laien anschaulich zu machen, ist der Job des Kirchentellinsfurter Büros für Gestaltung. Stefan Hartmaier und Markus Ege haben auch den Pavillon mit seinen sechs austauschbaren Informationstafeln konzipiert. „Die organische Dachform lehnt sich an die künftige Form des Heidengrabenzentrums“, erklärt Ege. Der Pavillon wird Ausgangs- und Endpunkt eines Kelten-Erlebnispfades sein, der auf sechs Kilometern Länge nicht nur die Größe des Heidengraben erlebbar machen, sondern, an einer Reihe von Informationsstationen, auch Einblicke in die Lebenswelt der Kelten geben soll.

Für den Erkenbrechtsweiler Bürgermeister Roman Weiß macht die Kombination zwischen „atemberaubender Landschaft und sagenhaften Ausblicken“ den Reiz des Pfades aus. Auf ein Reizthema allerdings könnte er, genauso wie seine Kollegen, gerne verzichten. Noch hält sich das Land bedeckt, was die Fördergelder angeht. Immerhin zwei Millionen Euro sind als Zuschuss aus öffentlichen Mitteln eingeplant. 1,3 Millionen Euro wollen die drei Gemeinden aus Eigenmitteln selbst stemmen, den Rest sollen sich Sponsoren teilen.