In Bad Herrenalb (Kreis Calw) ist der erste interaktive Wildkatzenerlebnispfad eröffnet worden. Auf dem rund fünf Kilometer langen Erlebnisweg werden Wanderer nicht nur informiert, wie die Wildkatze lebt. Sie können auch in die Haut des scheuen Waldbewohners schlüpfen.

Bad Herrenalb - Die Wildkatze ist wieder heimisch in Baden-Württemberg. Laura Bollwahn, Koordinatorin von „Rettungsnetz Wildkatze“ beim Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND), hat daran keinen Zweifel mehr. Die Biologin nimmt an, dass in den Rheinauen zwischen Karlsruhe und Lörrach rund hundert dieser scheuen Jäger leben. Dies sei eine Annahme, hochgerechnet anhand der Nachweise und der Reviere. Eine Wildkatze streife durch ein rund 250 bis 800 Hektar großes Gebiet, das Revier eines Wildkaters sei mit 1500 bis 2000 Hektar deutlich größer.

 

Stichproben im Ortenaukreis und am Kaiserstuhl hätten die Existenz der Tiere bestätigt. Auch die genetische Überprüfung der Haarproben, die der BUND an den gesetzten Lockstöcken in den Karlsruher Rheinauen nahm, sei positiv ausgefallen. Wildkatzen könnten auch im Nordschwarzwald durch die Wälder schleichen. Das soll mit einem Monitoring-Projekt nachgewiesen werden. Auch dort wurden in einem Gebiet in bestimmten Abständen Lockstöcke, grobe Dachlatten, getränkt mit Baldrian, in den Boden gerammt. Der Geruch lockt die Tiere an und sie reiben sich an der Latte, erklärt die Expertin. Die Haare wurden schon eingesammelt und in ein Labor gebracht. „Jetzt warten wir gespannt auf die Ergebnisse“, sagt Bollwahn.

Eine Joggerin hat zwei vermeintliche Hauskätzchen gerettet

Die Wildkatze galt seit 1912 in Baden-Württemberg als ausgestorben. Doch als sich im Sommer 2009 eine Joggerin zweier vermeintlich ausgesetzter kleinen Kätzchen erbarmte, die sie in einem Waldstück bei Bühl (Kreis Rastatt) gefunden und mitgenommen hatte, war nach einem Bluttest schnell klar: Es handelte sich um echte Wildkätzchen, ihre Mutter war wohl auf Mäusejagd gewesen. Seither mehren sich die Nachweise: Die Forstliche Versuchsanstalt in Freiburg, die Wildforschungsstelle, Förster, Jäger und ehrenamtliche Naturschützer werden immer wieder fündig mit ihren Lockfallen. Im Ostalbkreis wurden vergangenes Jahr Wildkatzen nachgewiesen, ebenso bei Ohmden im Kreis Esslingen, im Naturpark Stromberg-Heuchelberg. Bei Oberderdingen (Kreis Karlsruhe) war 2010 ein totes Tier gefunden worden.

Der BUND setzt sich seitdem für die scheue Jägerin ein und hat im Mai 2011 im Landkreis Rastatt den ersten Wildkatzenkorridor in Baden-Württemberg eingerichtet, der die Rheinauenwälder, den Hardtwald und den Schwarzwald miteinander verbindet, ohne dass Straßen diesen Biotopkorridor zerschneiden. Auch bundesweit hat die Naturschutzorganisation einen Wildkatzenwegeplan ermittelt.

Agrarminister Bonde sieht den Pfad als Ansporn

In Bad Herrenalb (Kreis Calw), Portalgemeinde des Naturparks Schwarzwald Mitte/Nord, hat jetzt der für Naturschutz zuständige Minister Alexander Bonde (Grüne) den ersten interaktiven Wildkatzenerlebnispfad eröffnet. „Solche Angebote richten die Aufmerksamkeit auf die verborgenen Schätze der Natur“, sagte der Grünen-Politiker. Die Wildkatze habe einen hohen Symbolwert, dies sei Ansporn, sich noch mehr für den Natur- und Umweltschutz einzusetzen.

Der rund fünf Kilometer lange Erlebnisweg führt auf abwechslungsreichen Pfaden entlang des Albtraufs. An zehn Informationsstationen erfahren Wanderer Wissenswertes über das verborgene Leben der Wildkatzen, welche Lebensräume sie brauchen und welchen Gefahren sie ausgesetzt sind. Es gibt Mitmachaktionen für Kinder, die zum Beispiel geräuschlos schleichen sollen wie die heimliche Jägerin. Drei Stationen sind fertig, in drei Wochen soll der Pfad komplett sein – „ein Meilenstein des bundesweiten BUND-Wildkatzenprojekts“, sagt die Landesvorsitzende Brigitte Dahlbender. „Die Genehmigungen nach dem Naturschutzgesetz haben sich länger hingezogen“, erläutert Dahlbender.

Alle haben für das Projekt zusammengearbeitet

Der Pfad ist mit der Stadt Bad Herrenalb, dem Landesbetrieb Forst Baden-Württemberg und der Gemeinde Loffenau entstanden. Der BUND hatte das Projekt im Rahmen der EU-Kampagne „Biotopvernetzung – Netze des Lebens“ initiiert. Gefördert wurde es auch vom Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord, der Stadt Bad Herrenalb und der Härtwig-Stifung.