Uwe Bicker, der Dekan der Medizinischen Fakultät, fordert in einem Offenen Brief wegen der Hygienemängel und der staatsanwaltlichen Ermittlungen eine neue Leitungsstruktur. Der Mannheimer OB verweist darauf, dass Gespräche über eine neue Leitung kurz vor dem Abschluss stünden.

Mannheim - Zum zweiten Mal innerhalb weniger Tage sind am Mittwoch Beamte der Mannheimer Staatsanwaltschaft und der Polizei mit Unterstützung des Regierungspräsidiums Karlsruhe zu einer Durchsuchung im Universitätsklinikum Mannheim angerückt. Hintergrund der vom Amtsgericht verfügten Aktion war die Beanstandung von Hygienemängeln bei der Reinigung und Sterilisation in dem Haus, das – im Gegensatz zu anderen Uniklinika in Baden-Württemberg – nicht dem Land, sondern der Stadt Mannheim gehört. Nachdem die Ermittler bei ersten Mal vorwiegend Operationsinstrumente zur genaueren Untersuchung beschlagnahmt haben, nahmen sie am Mittwoch neben weiteren Gegenständen vor allem schriftliche Unterlagen mit, um darin nach näheren Hinweise für die Ursachen der mutmaßlichen Missstände zu forschen. Aus Gründen der Neutralität habe das Polizeipräsidium Mannheim die Bearbeitung des Falls nun an das Polizeipräsidium Karlsruhe übergeben, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Nach einem Bericht von „Spiegel-Online“, der gleichfalls am Mittwoch erschienen ist, hat es in dem überregionalen Klinikfehlermeldenetz CIRS bereits seit etwa zwei Jahren wiederholt anonyme Beschwerden über Defizite der Sterilisation in Mannheim gegeben. Mitarbeiter hätten dort unter anderem über falsch gepackte OP-Sets oder über mit Haaren und Knochenresten verunreinigte Instrumente geklagt. Einmal habe ein Arzt eine tote Fliege beim OP-Besteck gefunden, ein anderes Mal seien Staphylokokken in zwei Sets nachgewiesen worden.

 

Der Dekan der Medizinischen Fakultät fordert eine Reform

Bereits vor Bekanntwerden dieser Details hatte der Dekan der Medizinischen Fakultät der Universitätsmedizin (UMM), Uwe Bicker, in einem offenen Brief an den Mannheimer OB und Aufsichtsratsvorsitzenden des Klinikums Peter Kurz (SPD) und Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) gefordert, die Struktur der UMM grundsätzlich zu reformieren und deren Vorstand den Leitungsgremien der anderen Uniklinika im Land anzupassen.Während dort in der Regel ein Kaufmännischer sowie ein Ärztlicher Direktor und der Dekan den Klinikvorstand bilden, fungiert in Mannheim ein Diplomverwaltungswirt, Alfred Dänzer, als Sprecher der Geschäftsleitung. Als Krisenmanager hat er in den vergangenen Tagen keine besonders glückliche Figur gemacht. Durch die Negativschlagzeilen des Klinikums werde inzwischen der Ruf der zur Universität Heidelberg gehörenden Mediziner-Fakultät mit ihren Professoren und Studenten „nachhaltig beschädigt“ – und zwar nicht nur in der Region, sondern bundesweit, kritisierte Bicker in seinem Schreiben.

Dies werde sich am Ende auch auf die Beurteilung der Qualität der wissenschaftlichen Arbeit auswirken, warnte er. Die beanstandeten Mängel in der Krankenhaushygiene seien letztlich nur „durch betriebswirtschaftliches Kalkül“ und den „Willen nach Kostensenkung“ verursacht worden, meinte er. Die Vorkommnisse zeigten daher, dass man bei dessen Führung „nicht ohne eine durch medizinische Kompetenz und akademische Leitungserfahrung bestimmte Direktive auskommt“. Deshalb müsse auch in Mannheim künftig ein hauptamtlicher Ärztlicher Direktor als Sprecher den Klinikvorstand führen.

Kurz hatte dem entgegengehalten, das Schreiben enthalte Aussagen, die „ersichtlich falsch“ seien, eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der Fakultätsführung erscheine daher „kaum mehr möglich“. Stadt und Land verhandeln schon seit längerem über eine neue Rahmenvereinbarung für das Klinikum und dessen künftige Leitung. Man stehe kurz vor dem Abschluss, erklärte Kurz. Nachdem man Bickers Vorstoß für die Umwandlung des Klinikums in eine Stiftung nicht aufgenommen habe, gebe es seit geraumer Zeit „verdeckte Attacken“, erläuterte er.