Die Mutter zweier Kinder wurde offenbar erstochen, und es gibt einen Anfangsverdacht: Die Polizei veröffentlicht neue Details im Ludwigsburger Mordfall Nadine Ertugrul. Die Spurenauswertung aber ist ungewöhnlich kompliziert – und die Hintergründe bleiben mysteriös.

Nachrichtenzentrale: Tim Höhn (tim)

Ludwigsburg - Seit fast zwei Monaten sucht eine Sonderkommission der Ludwigsburger Polizei den Mörder von Nadine Ertugrul. Jetzt wird bekannt, dass es einen Verdächtigen gibt. „Die bisher gewonnenen Ermittlungsergebnisse führten nunmehr zu einem Anfangsverdacht gegen einen Tatverdächtigen aus dem persönlichen Beziehungsumfeld“, erklärt die Stuttgarter Staatsanwaltschaft. Gegen ihn hätten sich zuletzt „umfangreiche kriminalpolizeiliche Maßnahmen“ gerichtet. Das Ludwigsburger Polizeipräsidium betont, der Anfangsverdacht sei „durch diese Maßnahmen nicht weiter untermauert worden“, bestehe aber weiterhin.

 

Um wen es sich bei dem Verdächtigen handelt, sagen weder die Staatsanwaltschaft noch die Polizei. „Die Sonderkommission geht nach wie vor von einer Beziehungstat aus dem näheren oder weiteren Umfeld des Opfers aus“, heißt es in einer gemeinsamen Mitteilung.

Die Leiche wies massive Schnittverletzungen am Hals auf

Nadine Ertugrul, eine 36-jährige Mutter zweier Kinder, war am 20. Oktober bei einer Suchaktion ermordet in einem Gebüsch unweit der Pädagogischen Hochschule in Ludwigsburg-Eglosheim gefunden worden. Der Körper war unbekleidet, dennoch haben die Ermittler früh festgestellt, dass es sich nicht um ein Sexualdelikt handelt. Jetzt wurden weitere Details bekannt. Demnach wies die Leiche „massive Schnittverletzungen im Halsbereich auf, die dem Opfer mit einem scharfen Gegenstand beigebracht worden waren“. Ob der Täter ein Messer oder ein andere Waffe benutzte, ist unklar. „Wir haben bislang keine Tatwaffe gefunden“, sagt Peter Widenhorn, der Sprecher des Polizeipräsidiums.

Nadine Ertugrul galt, als ihre Leiche entdeckt wurde, bereits seit einer Woche als vermisst. Die Stunden vor ihrem Verschwinden haben die Ermittler weitgehend rekonstruiert. Die 36-Jährige war am 12. Oktober nach dem Sporttraining zu ihrer Wohnung in Eglosheim zurückgekehrt, setzte sich dann aber gegen 20 Uhr in ihren VW-Caddy, um noch ein Brot zu kaufen. Das hat ihr Mann ausgesagt, der bis zuletzt mit Nadine Ertugrul und den drei und fünf Jahre alten Kindern unter einem Dach wohnte – obwohl sich die Ehepaar vor einiger Zeit getrennt hatte und Nadine Ertugrul laut der Polizei eine neue Beziehung eingegangen war.

Die Spurenauswertung ist ungewöhnlich kompliziert

Ein Zeugin hat versichert, sie habe die Frau später an jenem Abend in einem Lidl-Markt in Eglosheim gesehen. Das Mobiltelefon von Nadine Ertugrul war letztmals gegen 21.30 Uhr im Bereich des Favoriteparks in Eglosheim eingeloggt, danach verliert sich jede Spur.

Die Sonderkommission geht davon aus, dass sie kurz nach ihrem Verschwinden getötet wurde. Das erklärt auch, warum die Spurenauswertung vergleichsweise lange dauert. Die Arbeit, so die Staatsanwaltschaft, werde „durch Faktoren wie die vermutlich längere Liegezeit der Leiche und die Witterungseinflüsse“ erschwert. Dies führe mitunter zu unterschiedlichen Interpretationen der Gutachter.

„Die Auswertung ist unglaublich schwierig“, sagt auch Widenhorn. Das gelte ebenfalls für die an der Leiche sichergestellte DNA, denn man habe „sehr viele Mischspuren gefunden“. Die Größe der anfangs 55- köpfigen Soko wurde inzwischen leicht reduziert. Noch immer hängen im Umfeld des Tatorts unzählige Plakate, auf denen die Ermittler die Bevölkerung um Mithilfe bitten. 130 Hinweise seien bislang eingegangen, deren Aufarbeitung noch andauere. „Wir machen Fortschritte, aber die Schritte sind klein“, räumt Widenhorn ein.