Wer der Beschaffenheit von Eiern nicht mehr vertraut: einfach auf Eier verzichten. Das funktioniert auch ohne Hysterie, Dogma oder Lifestyle – dafür aber mit pflanzlichen Alternativen. Rezepte ohne Ei gibt’s in unserer Bildergalerie.

Stuttgart - Die nachhaltigsten Hilfestellungen kommen seit jeher von Müttern. Was hilft gegen den Kater am Morgen? Mutter sagt: „Vorher keinen Alkohol trinken.“ Beste Verhütungsmethode? Mutter: „Bleiben lassen!“ Möchte man derartige Weisheiten weiterführen, lässt sich auch der jüngste Skandal um mit Fipronil belastete Eier fast spielend lösen, zumindest aus Verbrauchersicht: einfach auf Eier verzichten.

 

Alternativen zum Hühnerei gibt’s heutzutage zuhauf. Kala Namak beispielsweise. Was wie ein aufstrebender Rapstar aus den USA klingt, ist ein vulkanisches Steinsalzmineral, das in Pakistan und Indien häufig Verwendung findet.

In seiner ursprünglichen Form sieht das Schwarzsalz nicht sonderlich einladend aus, eher wie ein Klumpen Schmutz. Gemahlen aber schimmert Kala Namak rosa. Der Geruch lässt sich tatsächlich am ehesten mit dem von hart gekochten Eiern beschreiben. Zweifler wiederum geben zu Protokoll, Kala Namak würde stechend, fast schwefelartig riechen – kurz: wie faule Eier.

Eine bizarre Art von Malen nach Zahlen

In der ayurvedischen Küche ist das Salz weit verbreitet und wird auch oft Gewürzmischungen wie den traditionellen Masalas beigemischt. Geschmacksneutrale Zutaten wie Tofu oder auch Avocado lassen sich damit bei geschickter Dosierung fast originalgetreu würzen. Zack, fertig: Eiersalat ohne Ei. Fehlt noch etwas? Ja, natürlich die Mayonnaise. Deren Zubereitung ohne Ei ist ein sprichwörtlicher Klacks: einfach stattdessen Seidentofu verwenden oder wahlweise Zutaten wie pürierten gekochten Reis oder Sonnenblumenkernmehl.

Wer nun auf Klassiker wie Spiegelei, Rührei oder Omelette nicht verzichten möchte, wird im Bio-Fachhandel ebenso fündig: Da lockt mittlerweile eine breit aufgestellte Angebotspalette an Ersatzprodukten wie Veg Egg oder die mindestens ebenso grenzwertig benannten My Ey, Ey Weiss oder Ey Gelb. Erhältlich als Vollei, Eiweiß und Eigelb werden die Pulvermischungen mit Wasser angerührt und dem Essen beigefügt. Doch spätestens bei der Zubereitung eines Spiegeleis gerät das zu einer bizarren Art von Malen nach Zahlen: Erst die weiße Brühe in die Pfanne kippen, dann den Eigelb-Ersatz. Geschmacklich liegt das irgendwo zwischen mittelprächtigem Hotelfrühstück und als würde man statt dem Karibik-Urlaub eine Fototapete ins Wohnzimmer kleben und die Heizung auf 4 drehen.

Statt Ei: Sojamehl, Banane, Apfelmus, Leinsamen, Seidentofu

Wer sich beim Nachbau des Modells „Rührei“ eher an der Optik als am faden Geschmack stört: Das Gewürz Kurkuma bringt etwas mehr Geschmack und ein fast eierähnliches Gelb. Das alles ändert dennoch nichts an der Erkenntnis, dass in diesen Fällen das Original selbst bei bestem Wissen und Gewissen unerreicht bleibt; selbst wenn der Versuch an sich durchaus für etwas Erheiterung in der Küche sorgt – und Kochen soll schließlich auch Spaß machen.

Es gibt mannigfaltige Gründe, Eier zu nutzen – abgesehen von: „weil’s schmeckt“. Nun funktionieren mögliche Eialternativen allerdings besonders in den Fällen erstaunlich gut, in denen Eier hauptsächlich aufgrund ihrer Eigenschaften eingesetzt werden, um beispielsweise Mahlzeiten zu binden, Teig „fluffig“ zu machen oder um Feuchtigkeit zu liefern. Gerade beim Backen oder bei der Zubereitung von Süßspeisen ist das Alternativangebot reichhaltig: Sojamehl (ein Esslöffel entspricht einem Ei), eine Banane (zwei Eier), Apfelmus (80 Gramm), Leinsamen (zwei Esslöffel mit Wasser) oder Seidentofu (60 Gramm). Zum Verdicken von kalten Süßspeisen eignet sich Johannisbrotkernmehl, da es nicht erst erhitzt werden muss, um seine Aufgabe zu erledigen.

Der Rest ist purer Genuss, weitgehend frei von Hysterie und noch immer Sünde genug: Auch ohne Ei kann man sich das Tiramisu auch sofort an die Hüften tackern.

Vom Ei zum Problem

Kennzeichnung Die Verbraucherorganisation Foodwatch fordert, Verbraucher sollen eindeutig darüber informiert werden, in welchen Lebensmitteln mit dem Insektizid Fipronil belastete Eier verarbeitet wurden.

Überprüfung In mehreren Bundesländern werden derzeit Lebensmittel auf FipronilBelastung hin überprüft. Das Insektizid könnte bei der Verarbeitung von Eiern beispielsweise in Nudeln oder Kuchen gelangt sein.

Rückruf Foodwatch fordert, die Hersteller müssten die betroffenen Produkte zudem öffentlich zurückrufen. (AFP)