Kein Hunger, keine Zeit, niemand vespert mit: So begründen Stuttgarter Grundschüler ihren Verzicht auf die morgendliche Stärkung. Die Quittung sind schlechtere Lernleistungen.

Stuttgart - Von wegen Frühstück: 15 Prozent der Kinder verzichten morgens komplett auf eine Stärkung. Dies belegt eine Studie der Uni Hohenheim. Dazu hatte Lena Wiedemann bei ihrer Bachelorarbeit in Ernährungswissenschaften im Juli 363 Drittklässler an neun Stuttgarter Grundschulen über ihre Ernährungsgewohnheiten befragt. Die Studie wurde am Freitag anlässlich des landesweiten Auftakts zum zehnjährigen Jubiläum der Schulaktion „Gesunde Pause“ in der Grundschule Gaisburg vorgestellt.

 

Ehrensache, dass die Grundschüler bei dieser Gelegenheit eine Plastik-Vesperbox bekamen, sich bei einem Buffet ihr neues Lieblingsfrühstück zusammenstellen und mit Mineralwasser verkosten durften. „Für was sind diese Boxen?“, fragte die Schulleiterin Elke Schuster. „Fürs Vesper“, riefen die Kinder. „Für das gesunde Frühstück“, korrigierte ein Bub. Und was denn das sei, so Schuster. „Käsebrot“, ruft ein Mädchen. „Die Box ist auch eine Erinnerung an die Eltern, sie zu befüllen“, sagt Schuster.

Die Gründe der Nichtfrühstücker: kein Hunger, keine Zeit

Laut der Studie haben 80 Prozent der Drittklässler nach eigenen Angaben zuhause gefrühstückt, fünf Prozent erledigen das unterwegs, 15 Prozent frühstücken gar nicht. Mehr als die Hälfte der Nichtfrühstücker gaben als Grund an, sie hätten morgens keinen Hunger. Die übrigen Kinder nannten „keine Zeit“, „niemand frühstückt“, „keine Lust“ oder „es ist nichts da“. Laut dem Hohenheimer Ernährungsmediziner Hans Konrad Biesalski beeinträchtige dies nicht nur ihre Leistungsfähigkeit. Sondern Nichtfrühstücker neigten als Erwachsene auch zu Übergewicht.

Von den Frühstückessern greifen 52 Prozent der Kinder zu belegten Broten, vorzugsweise mit süßem Aufstrich, 40 Prozent essen Müsli, 30 Prozent essen auch Obst oder Gemüse. Ein Vesper für die Schule nehmen 94 Prozent der Kinder mit, fast ein Drittel hat Süßigkeiten dabei. Doch offenbar bekommen sie viel mehr Backwaren und Obst und Gemüse mit, als sie sich selber wünschen. Was sie dann damit machen, wird in der Studie nicht untersucht.

Schulbürgermeisterin sieht auch die Eltern in der Pflicht

Bei der Veranstaltung in Gaisburg zeigte sich Schulbürgermeisterin Susanne Eisenmann „beeindruckt, wie viele von euch überhaupt frühstücken“. Darauf ein Kind fröhlich: „Ich esse ein Nutellabrot.“ Eisenmann lacht: „Jetzt wird’s ehrlich.“ Doch dann wird sie pädagogisch: „Vollkornbrot mit Frischkäse und ein paar Radieschen ist genauso lecker wie ein Nutellabrot“, behauptet sie. „Nein“, rufen die Kinder. Aber da sei wohl noch ein bisschen Überzeugungsarbeit zu leisten, meint Eisenmann: „Es gibt eine Aufgabenstellung an die Eltern. Es muss klar sein, dass kein Kind ungefrühstückt in die Schule kommen sollte.“

Um dieses Ziel bemüht sich die von vielen Lebensmittelherstellern unterstützte Schulaktion „Gesunde Pause“ seit zehn Jahren. Mehr als 200 000 Vesperboxen habe man seither verteilt, sagt Susanne Erb-Weber, eine der Initiatorinnen. Dass viele Kinder am Buffet zu Kräuterquark und frischem Schnittlauch greifen, freut nicht nur sie. Der Drittklässler Jonah weicht auf Zuckerrübensirup und kleine Salzbrezeln aus. Nutella gibt’s am Buffet nämlich nicht.