Das vergangene Jahr hat Baden-Württemberg bei der Energiewende vorangebracht. Der Anteil erneuerbarer Quellen an der Strom- und Wärmegewinnung ist gestiegen. Umweltminister Franz Untersteller (Grüne) will nun das Thema Energiesparen forcieren.

Stuttgart - Knapp 17 Prozent des im vergangenen Jahr im Land verbrauchten Stroms stammte aus einer erneuerbaren Energiequelle. Bei Wärme waren es elf Prozent. Diese „erste Abschätzung“ für 2012 hat Umweltminister Franz Untersteller (Grüne) gemeinsam mit dem Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung vorgelegt. „Die Energiewende kommt in Baden-Württemberg durchaus voran“, sagt der Minister.

 

Betrachtet man die Werte für die Energiegewinnung, nehmen sich die Ergebnisse noch freundlicher aus. Bei der Stromerzeugung „haben die Erneuerbaren aktuell einen Anteil von fast 23 Prozent“, sagt Untersteller. „Wir sind auf einem guten Weg, unser 38-Prozent-Ziel bis 2020 zu erreichen.“ Doch sinkt die Stromgewinnung im Land seit 2008. Bei wachsender Erzeugung aus regenerativen Quellen werden deren Anteile seither „deutlich überzeichnet“. Realistischer sei der Blick eben auf den Stromverbrauch, der in den zurückliegenden Jahren relativ konstant gewesen sei.

Wasserkraft noch vorn

Bei den erneuerbaren Quellen für die Stromerzeugung war die größte mit einem Anteil von 35,6 Prozent auch 2012 die Wasserkraft – noch. Sie unterliegt Schwankungen und steuerte 2012 um 8,4 Prozent weniger Elektrizität bei als fünf Jahre zuvor. Dagegen wächst die Fotovoltaik ungebrochen. Ihr Beitrag hat sich seit 2007 fast vervierfacht und lag 2012 bei 32,4 Prozent. Es folgt Biogas (13,9 Prozent), dessen Energiebereitstellung in fünf Jahren auf das Zweieinhalbfache gewachsen ist. Windstrom steuert schlappe 4,5 Prozent bei.

Insgesamt wurde die Stromgewinnung aus regenerativen Quellen seit fünf Jahren um 45,8 Prozent gesteigert, was ganz aufs Konto von Fotovoltaik und Biogas geht.

Holz vor Solarthermie

Bei der Wärmegewinnung ist Holz die erneuerbare Quelle Nummer eins, sei es in Kaminöfen, Zentralheizungen oder Heizwerken. Es liefert in seinen unterschiedlichen Formen 80 Prozent der regenerativ gewonnenen Wärme. Zweitwichtigste Quelle ist die Solarthermie (18,6 Prozent). Mit einem Zuwachs um 29,5 Prozent in fünf Jahren dringen die erneuerbaren Quellen im Wärmemarkt etwas langsamer vor als beim Strom. 2012 lag ihr Anteil am Wärmeverbrauch bei elf Prozent. Nicht durchsetzen kann sich Bioenergie bisher im Verkehr. Erneuerbare Kraftstoffe sind immer weniger beliebt. 2012 hatten sie noch einen Anteil von 5,3 Prozent am Endenergieverbrauch des Verkehrs. Im Jahr 2007 hatte der Anteil noch 7,4 Prozent betragen. Dabei ist der Kraftstoffverbrauch von 2011 auf 2012 leicht zurückgegangen. Biodiesel ist auf dem Rückzug. Er werde „heute fast ausschließlich als Beimischung zur Erfüllung der Biokraftstoffquoten genutzt“, schreiben die Energieexperten. Demgegenüber kommt Bioethanol von Jahr zu Jahr etwas stärker zum Einsatz, es hatte vergangenes Jahr aber lediglich einen Anteil von 1,5 Prozent am Endenergieverbrauch des Verkehrs.

Untersteller zeigte sich „insgesamt zufrieden“ mit der Entwicklung erneuerbarerer Energien. Doch sei noch ein langer Weg zu gehen. Neben dem Ausbau der Erneuerbaren „müssen wir uns verstärkt dem Thema Energieeffizienz und Energieeinsparung widmen“. Das Potenzial in diesen Bereichen sei enorm. Tatsächlich ist der Endenergieverbrauch im Land nämlich auch aus fossilen Quellen 2012 gestiegen.

Windkraft bundesweit dominant

Bundesweit spielt die Windkraft als regenerative Energiequelle bei der Stromerzeugung die größte Rolle. Ein Drittel des Ökostroms hat vergangenes Jahr der Wind beigesteuert – und zwar an Land. Das geht aus Zahlen des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft hervor. 20 Prozent kamen von der Fotovoltaik. Jeweils 15 Prozent steuerten Wasserkraft und Biogasanlagen bei. Auch bundesweit lag der Anteil der Erneuerbaren an der gesamten Stromerzeugung bei 23 Prozent.

Wärmegewinnung
Auf dem Wärmemarkt ist auch bundesweit Holz als Energieträger in all seinen Ausprägungen dominant. Bundesweit ist die Solarthermie mit vier Prozent Anteil an der Wärmeerzeugung lange nicht so bedeutend wie im Südwesten. Republikweit sind Biogas (acht Prozent), Abfall (sechs Prozent) und Geothermie (fünf Prozent) noch wichtigere Wärmequellen als die Sonne.