Bereits im Sommer 1939 hatte Heinkel die Jenbacher Berg- und Hüttenwerke TH. & J. Reitlinger in Tirol erworben. Einen Monat nach Beginn des Zweiten Weltkriegs übertrug das Reichsluftfahrtministerium ihm zudem die kommissarische Leitung des Flugzeugwerks in Mielec. Es lag im „Generalgouvernement“, jenem Teil Polens, der nicht unmittelbar dem Reichsgebiet eingegliedert wurde. Ende Mai 1941 kaufte Heinkel die in Stuttgart ansässige Hirth-Motoren GmbH. Schwere Schäden durch Luftangriffe zwangen von 1942 an zu Verlagerungen. Neue Werke entstanden unter anderem in Wien und Budzyn.

 

Parallel zum Umzug ganzer Betriebsteile vollzog sich die Umwandlung des größten Teils des Unternehmens zur Ernst Heinkel Aktiengesellschaft. Bis dahin hatte Heinkel alleine die Verantwortung über das zu einem Konzern angewachsene Unternehmen gehabt. Lange versuchte er, den Vorstandsvorsitz der AG einzunehmen, willigte schließlich aber ein, als Aufsichtsrat zu wirken. Am 6. August 1943 wurde die AG ins Handelsregister eingetragen. Die Mehrheit des Gesellschaftskapitals blieb in Heinkels Besitz.

Im März 1944 erreichte die AG ihre größte Ausdehnung, sechs Haupt- und 27 Zweigwerke gehörten dazu. An den Werken Heinkels im „Generalgouvernement“ hielt sie 90 Prozent des Stammkapitals. Die Gesamtbeschäftigtenzahl der AG betrug zu diesem Zeitpunkt, ohne die Betriebe im heutigen Polen, fast 50 000 Personen. Viele Beschäftigte waren Zwangsarbeiter.

Vorreiter bei der Beschäftigung von KZ-Häftlingen

Die Verflechtung des Parteimitglieds Heinkel mit dem NS-System reicht weit über die bloße Beschäftigung von Zwangsarbeitern hinaus. Berichten Überlebender zufolge waren in der Fabrik in Oranienburg seit 1940 Häftlinge aus dem nahen KZ Sachsenhausen zu Bauarbeiten eingesetzt. Von 1941 an wurden sie auch in den Hallen des Vorzeigewerks ausgebeutet. Im folgenden Sommer wurde hier, am Sitz der Inspektion der Konzentrationslager, erstmals das Konzept „KZ-Werk“ umgesetzt: Häftlinge traten in hoher Zahl an die Stelle anderer Beschäftigter. Von August 1942 an befand sich auf dem Werkgelände ein Außenlager von Sachsenhausen.

Als 1935 die deutsche Luftwaffe erstmals offen in Erscheinung trat, bestand sie vor allem aus Flugzeugfabrikaten Heinkels. Die Grundlage dafür war mit dem massiven Ausbau der Ernst Heinkel Flugzeugwerke GmbH gelegt worden. Das atemberaubende Wachstum des Unternehmens setzte sich fort. Neue Fabriken wurden mit Unterstützung oder im Auftrag des Reichsluftfahrtministeriums gebaut, diese und bereits existierende Werke an Heinkel zur Leitung übergeben und teilweise von ihm erworben. Diese Expansion war jedoch „nicht das Resultat eines ausgeprägten unternehmerischen Talents Heinkels, es wurde ausschließlich von der staatlichen Nachfrage nach Kriegsflugzeugen gesteuert“. So steht es im Bericht einer von der Stadt Rostock eingesetzten Expertenkommission unter der Leitung des Historikers Günter Morsch, Direktor der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten.

Die Nachfrage nach Kriegsflugzeugen wuchs. 1936 errichtete das Reichsluftfahrtministerium eigens ein Werk in Oranienburg für die Herstellung des Bombenflugzeugs He 111. Nach Rostock war Oranienburg der zweite Standort, dessen Leitung Ernst Heinkel unterlag. Im November 1940 ging das Werk in seinen Besitz über.

Schwere Schäden durch Luftangriffe

Bereits im Sommer 1939 hatte Heinkel die Jenbacher Berg- und Hüttenwerke TH. & J. Reitlinger in Tirol erworben. Einen Monat nach Beginn des Zweiten Weltkriegs übertrug das Reichsluftfahrtministerium ihm zudem die kommissarische Leitung des Flugzeugwerks in Mielec. Es lag im „Generalgouvernement“, jenem Teil Polens, der nicht unmittelbar dem Reichsgebiet eingegliedert wurde. Ende Mai 1941 kaufte Heinkel die in Stuttgart ansässige Hirth-Motoren GmbH. Schwere Schäden durch Luftangriffe zwangen von 1942 an zu Verlagerungen. Neue Werke entstanden unter anderem in Wien und Budzyn.

Parallel zum Umzug ganzer Betriebsteile vollzog sich die Umwandlung des größten Teils des Unternehmens zur Ernst Heinkel Aktiengesellschaft. Bis dahin hatte Heinkel alleine die Verantwortung über das zu einem Konzern angewachsene Unternehmen gehabt. Lange versuchte er, den Vorstandsvorsitz der AG einzunehmen, willigte schließlich aber ein, als Aufsichtsrat zu wirken. Am 6. August 1943 wurde die AG ins Handelsregister eingetragen. Die Mehrheit des Gesellschaftskapitals blieb in Heinkels Besitz.

Im März 1944 erreichte die AG ihre größte Ausdehnung, sechs Haupt- und 27 Zweigwerke gehörten dazu. An den Werken Heinkels im „Generalgouvernement“ hielt sie 90 Prozent des Stammkapitals. Die Gesamtbeschäftigtenzahl der AG betrug zu diesem Zeitpunkt, ohne die Betriebe im heutigen Polen, fast 50 000 Personen. Viele Beschäftigte waren Zwangsarbeiter.

Vorreiter bei der Beschäftigung von KZ-Häftlingen

Die Verflechtung des Parteimitglieds Heinkel mit dem NS-System reicht weit über die bloße Beschäftigung von Zwangsarbeitern hinaus. Berichten Überlebender zufolge waren in der Fabrik in Oranienburg seit 1940 Häftlinge aus dem nahen KZ Sachsenhausen zu Bauarbeiten eingesetzt. Von 1941 an wurden sie auch in den Hallen des Vorzeigewerks ausgebeutet. Im folgenden Sommer wurde hier, am Sitz der Inspektion der Konzentrationslager, erstmals das Konzept „KZ-Werk“ umgesetzt: Häftlinge traten in hoher Zahl an die Stelle anderer Beschäftigter. Von August 1942 an befand sich auf dem Werkgelände ein Außenlager von Sachsenhausen.

Heinkels Betrieb nahm sowohl Vorreiter- als auch Vorbildrolle bei der Beschäftigung von KZ-Häftlingen ein. Um dem zunehmenden Personalmangel entgegenzutreten, beuteten Heinkels Firmen neben Kriegsgefangenen und Fremdarbeitern auch Juden aus. „Außer Polen können vor allem gute Arbeitskräfte aus der reichlich vorhandenen jüdischen Bevölkerung gewonnen werden“, schrieb Heinkel im Sommer 1942 an seine Auftraggeber. Am 9. März desselben Jahres war auf dem Werkgelände in Mielec ein „Zwangsarbeiterlager für Juden“ gegründet worden.

An diesem Tag löschte die SS das Ghetto in der Stadt aus. Die Bewohner, die nicht vor Ort erschossen wurden, kamen in eine von zwei Hallen des Flugzeugwerks. Heinkels Werkschutz wählte dort 80 bis 90 Personen für die Zwangsarbeit aus. Die übrigen kamen in andere Lager, wo sie vernichtet oder zur Arbeit gezwungen wurden.

Ein Profiteur des Holocaust

Die Verhältnisse in den Zwangsarbeiterlagern für Juden unterschieden sich kaum von jenen in den Konzentrationslagern. War die Kraft der Häftlinge erschöpft, wurden sie entweder zurück in die großen Lager geschickt oder vor Ort getötet. Für Mielec ist dokumentiert, dass sich der Werkschutzleiter an Erschießungen erschöpfter Zwangsarbeiter beteiligte.

Im Außenlager Oranienburg fanden im Winter 1944/45 mehrere Mordaktionen statt. Bis heute ist nicht bekannt, wie viele Häftlinge für Heinkels Unternehmen arbeiten mussten. Keiner weiß, wie hoch die Zahl jener ist, die an den dortigen Lebens- und Arbeitsbedingungen zugrunde gingen. Fest steht: Ernst Heinkel bot der zunehmenden Beschäftigung von Häftlingen in seinen Betrieben keinen Einhalt. Als der Aufsichtsratsvorsitzende mit dem Jagdflugzeug He 162 einen letzten Rüstungsauftrag einwerben konnte, kümmerte er sich sogar persönlich um KZ-Zwangsarbeiter. Auch dies ist dokumentiert.

Paul Erker, Münchner Professor für Zeitgeschichte, sieht darin einen Beweis, dass Heinkel zu jenen Unternehmern gehörte, die selbst gegen Ende des NS-Regimes noch vom „Endsieg“ überzeugt waren, die die Hoffnung nicht aufgaben und mit brutaler Härte versuchten, technologische Rückstände aufzuholen und Fehler der Rüstungspolitik zu überwinden. Während Heinkel das Kriegsende in Jenbach erwartete, wurden die KZ-Häftlinge aus den Lagern an seinen Firmenstandorten auf die Straße getrieben und erschossen.

Heinkel erwirbt „Judenwohnungen“ in Stuttgart

Heinkel profitierte nicht nur von der Zwangsarbeit. Auch die Ermordung der Juden nutzte er zu seinem Vorteil. Bei dem 1939 erworbenen Betrieb in Jenbach handelte es sich um vormals jüdisches Eigentum. Der Vorbesitzer Friedrich Reitlinger verstarb in den Tagen der Angliederung Österreichs an Deutschland nach mehreren Hausdurchsuchungen durch die SS unter ungeklärten Umständen. Sein Eigentum fiel dem Staat zu. Stand anfangs nur die Fabrik zum Verkauf, gelang es Heinkel nach Verhandlungen, auch das Wohnhaus Reitlingers zu bekommen.

Als mit dem Erwerb der Firma Hirth Beschäftigte aus Rostock von 1941 an Wohnraum in Stuttgart suchten, interessierte sich der von Heinkel Bevollmächtigte seines Unternehmens für die „Judenwohnungen“ in der Stadt. In ihnen wohnten unter beengtesten Verhältnissen die in Stuttgart noch lebenden Juden. Diejenigen, die nicht mehr zur Arbeit gezwungen werden konnten, schob man in der Folge in die Schlösser Weißenstein und Dellmensingen sowie in ein Haus nach Tigerfeld ab. Im Auftrag von Heinkels Firma waren diese Gebäude zu Stationen auf dem Weg in die Vernichtungslager umgebaut worden.

Darüber hinaus bemühte sich Heinkel um den Erwerb der durch Deportation frei werdenden Immobilien, die sich in jüdischem Eigentum befanden. Zum 1. Januar 1942 ging das Gebäude Rosenbergstraße 103/105 in den Besitz seiner Familie über. Rosa und Emanuel Strauss, denen das Haus zuvor gehörte, hatten sich rund ein halbes Jahr dem Verkauf widersetzt. Sie gehörten zu den nach Dellmensingen Abgeschobenen und überlebten den Holocaust nicht. Auch in Wien erwarb Heinkel eine Villa, die sich zuvor in jüdischem Besitz befand.

Heinkel blendet sein Tätervergangenheit aus

Nach dem Krieg versuchte Heinkel, sich seiner Verantwortung für die geschilderten Verbrechen zu entziehen. Bereits beim ersten Spruchkammerverfahren in Ansbach im April 1948 wurde seine Vorreiter- und Vorbildrolle bei der Beschäftigung von KZ-Häftlingen nicht berücksichtigt. Heinkel wurde als Mitläufer eingestuft und erreichte letztendlich seine vollständige Entlastung. Das Urteil der Berufungsverhandlung vom Januar 1949 sieht ihn schließlich als „Gegner des Nationalsozialismus“.

Der Spruch ist nach heutigem Stand der Forschung völlig unhaltbar. Der Bochumer Historiker Lutz Budrass kam nach intensiver Beschäftigung mit der Person Ernst Heinkel zu dem Schluss, dass der schwäbische Unternehmer „unbedingte Treue zu Hitler“ bewies.

Die kritische Aufarbeitung hat begonnen

Heinkel gelang es mit seiner von Heinz Bongartz (der seine journalistische Karriere bei „Die Braune Post“ und der SS-Zeitung „Das Schwarze Korps“ begonnen hatte) verfassten Biografie „Stürmisches Leben“, sich das Image eines ebenso unpolitischen wie mutigen schwäbischen Tüftlers zu verpassen. Bis zu seinem Tod im Januar 1958 zählte er an seinem neuen Firmensitz in Stuttgart zu den Honoratioren der Stadt. Seine nationalsozialistische Tätervergangenheit wurde ausgeklammert.

Die kritische Aufarbeitung von Heinkels Rolle und der Geschichte seines Konzerns im Nationalsozialismus steht heute, 55 Jahre nach seinem Tod, erst am Anfang. Doch schon jetzt ist klar: das in der Nachkriegszeit gezeichnete Bild des Unternehmers muss zwingend korrigiert werden.