Die Obleute der hiesigen Bauern warnen vor einer schlechten Ernte als Folge der Hitze. Nicht nur die Filderkrauternte könnte schlecht ausfallen, die Landwirte sorgen sich auch um den Ertrag bei Mais, späten Kartoffeln oder Zuckerrüben.

Filder - Zum Herbst gehören die Kohlköpfe von heimischen Äckern auf den Fildern genauso wie das bunte Laub, das zu Boden rieselt. Ende des 19. Jahrhunderts gab es einen regelrechten Krautboom auf den Fildern. Denn hier eignet sich der Boden für den Anbau der festeren Variante des Spitzkrauts besonders gut. Doch dieses Jahr dürften die Liebhaber des Gemüsekohls es schwerer haben als üblich, ihn zu herzhaften Gerichten zu verarbeiten.

 

Zumindest befürchtet das Michael Gehrung, der landwirtschaftliche Obmann der Plieninger Landwirte. Hitze und große Trockenheit hätten dem Kraut erheblich zugesetzt. Er will nicht spekulieren, in welchem Ausmaß die Filderkrauternte 2015 geringer ausfallen wird als im vergangenen Jahr. Nur dass es so sein wird, daran hat er keinen Zweifel. „Wir hatten den letzten richtigen Regen Ende Mai oder Anfang Juni. Danach hat es nur ab und zu getröpfelt“, sagt er.

Für kleinere Betriebe lohnt sich eine Bewässerung nicht

Für die kleineren Betriebe rund um Plieningen hätte sich eine künstliche Bewässerung der Kohlköpfe nicht gelohnt. „Die Kosten für den Aufwand hätten die Landwirte nie durch den Verkauf wieder reingeholt“, sagt Michael Gehrung.

Nicht nur für das Filderkraut, auch für Mais und Zuckerrüben seien die hohen Temperaturen und der ausbleibende Niederschlag ein Problem, sagt Gehrung. Ähnlich sieht es die Degerlocher Obfrau Christine Knobloch-Hiller. Beim Mais müssten die Degerlocher Landwirte mit einem Rückgang um 30 bis 40 Prozent rechnen, sagt Knobloch-Hiller.

Tatsächlich schätzen Experten des Deutschen Raiffeisenverbands (DRV) – in ihm sind genossenschaftlich orientierte Unternehmen der Agrar- und Ernährungswirtschaft zusammengeschlossen –, dass die Maisernte in diesem Jahr in ganz Deutschland mit geschätzten 3,9 Millionen Tonnen um rund ein Viertel im Vergleich zum Vorjahr geringer ausfallen dürfte.

Michael Gehrung hofft, dass im weiteren Verlauf des Augusts noch größere Mengen Niederschlag fallen. Dann könnte der Schaden etwa für den Mais oder die Zuckerrüben noch abgemildert werden, sagt Gehrung. „Wir haben ja schon seit Wochen jeden Tag auf Regen gewartet“, sagt der landwirtschaftliche Obmann mit Nachdruck. Er klingt ein wenig, als würde er am liebsten einen Regentanz aufführen, so wie es die amerikanischen Ureinwohner in Zeiten der Dürre taten. Christine Knobloch-Hiller verweist jedoch darauf, dass weiterer Niederschlag den bereits angerichteten Schaden auf den Feldern nicht einfach wegwaschen kann. „Dieses Jahr hatten wir ja eine echte Dürre“, sagt sie.

Bauern müssen Futter zukaufen

Noch mehr Sorgen als der Mais bereitet der Degerlocher landwirtschaftlichen Obfrau der Ertrag auf den Futterflächen. Nur Anfang Mai sei es möglich gewesen, das Gras zu schneiden und es zu Futtermittel zu verarbeiten, sagt Christine Knobloch-Hiller. Danach sei es zu trocken gewesen. „Die Bauern müssen nun Futter zukaufen, wenn sie keine Vorräte angelegt haben“, erläutert sie.

In Riedenberg fürchtet der landwirtschaftliche Obmann Klaus Wais um die späten Kartoffeln. „Bei den frühen Kartoffeln hatten wir noch gute Erträge, jetzt sieht es anders aus“, sagt Wais. Er sieht in der diesjährigen Trockenheit ein beunruhigendes Signal für den Klimawandel: „Wir Landwirte brauchen gemäßigtes Wetter, haben es aber immer öfter mit Extremereignissen zu tun“, sagt er.

Gute Qualität beim Weizen

Der Ausblick auf den kommenden Herbst fällt in der Bewertung der landwirtschaftlichen Obmänner aber nicht nur düster aus. Alex Brodbeck vertritt eigentlich die Interessen der Möhringer Landwirte. Doch viele Bauern aus Möhringen bauen auch Weizen in Degerloch an. „Beim Getreide sind wir mit einem blauen Auge davongekommen“, sagt Brodbeck. Seiner Einschätzung nach dürfte die Minderung beim Ertrag zehn bis 20 Prozent betragen. „Anderswo ist es viel schlimmer“, sagt er. Zudem habe die Dürre auch dazu geführt, dass der Weizen trockener und damit leichter einzulagern sei. „Bei der Qualität können wir nicht meckern“, sagt er.

Auch der Plieninger Bauer Michael Gehrung sieht keinen Anlass für Existenzsorgen bei seinen Kollegen. „Unsere Bauern sind breit aufgestellt und haben viele Standbeine“, sagt er. Dennoch sei die Lage ernst, da die Landwirte die höheren Kosten nicht durch höhere Preise kompensieren können. „Das machen die Leute nicht mit“, sagt Gehrung. Er appelliert dennoch an die Supermarktkunden, die wahrscheinlich moderaten Preissteigerungen bei regionalen Produkten im Herbst mitzumachen. „Das wäre eine aktive Unterstützung unserer Landwirtschaft.“